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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bittermäuliges Getuschel fremd, doch viele begriffen nicht, dass offene Taten manchmal mehr verrieten als ein Dutzend unbedachter Worte.
    So wie das Fluchen der fünf ranghöchsten Knappen, die sich lautstark über ihre viel zu kurze Nacht beklagten. Durch ihr Stimmengewirr erwacht, war Moa ihnen heimlich gefolgt. Leise ahnend, dass es ein geheimes Treffen gab, noch ehe Ulke plötzlich vor den Knappen gestanden und sie mit scharfen Worten wegen ihres Lärmens zurechtgewiesen hatte.
    Je weiter sich Moa der Blutkammer näherte, desto stärker wurden seine Zweifel. Plötzlich wünschte er, Ursa doch geweckt zu haben. Wenn sie gemeinsam bei etwas Verbotenem erwischt wurden, war er nur der Knappe, der seiner Herrin Gefolgschaft schuldete. Stieß er aber ohne sie bis zur Blutkammer vor, musste er für seine Taten auch ganz allein geradestehen.
    Kurz bevor er das Portal erreichte, verließ ihn beinahe der Mut.
    Was hinderte ihn eigentlich daran, in den Schlafsaal zurückzukehren und sich wieder in seine Felle zu wühlen? Er brauchte doch bloß
so zu tun, als ob nichts geschehen wäre. Ursa würde ihm nie das Gegenteil beweisen können. Und wahrscheinlich war es für sie beide ohnehin das Beste. Besser jedenfalls, als dem Hohepriester hinterherzuspionieren.
    Im Zwielicht der abschüssigen Rampe, die zum Wabenbrunnen führte, verharrte er einen Moment, schon dazu bereit, sich wieder leise zurückzuziehen. Ein vielstimmiges Gelächter aus der Tiefe ließ ihn jedoch zögern. Er erkannte die Stimmen der fünf Knappen, die tatsächlich am Portal Wache schoben, und hörte die überhebliche Arroganz, die aus ihren Stimmen sprach.
    Allein um es diesen hochnäsigen Kerlen zu zeigen, wollte Moa den Versuch wagen. Und – natürlich – aus Treue zu Ursa. Die Hüterin hatte ihn immer gut behandelt. Und wenn er auch nicht ganz verstand, warum sie Ulke so sehr misstraute, ahnte er doch, dass sie den Hohepriester und seine Getreuen einfach ebenso wenig leiden konnte wie er die Knappen, die ihnen dienten.
    Den Schein der Glutrinnen vermeidend, arbeitete er sich tiefer hinab. Viele Novizen nannten Moa spöttisch einen Schattengänger, dabei war er das tatsächlich. Er war es schon immer gewesen. Die Dunkelheit war für ihn wie eine Geliebte, deren Umarmung Schutz und Geborgenheit versprach.
    Mit geschmeidigen Bewegungen kroch er, den Kopf voran, die Rampe hinab, gerade so weit, dass er in die Grotte mit dem Wabenbrunnen hineinsehen konnte.
    Links neben ihm klaffte bereits ein Abgrund, und Licht quoll aus der Tiefe zu ihm herauf. Er drückte sich ganz flach auf den Boden, um mit ihm so gut wie möglich zu verschmelzen, während er sich weiter vorarbeitete, bis er den wabenförmigen Brunnen vollständig sehen konnte.
    Der breite, zu einem Lindwurmmaul umgestaltete Felsspalt, der das sechseckige Becken speiste, führte ungewöhnlich viel Glut für diese noch nachtschlafende Zeit. Trotzdem traute sich Moa zu, seinen schlanken Körper in den Zufluss hineinzuzwängen, ohne sich dabei zu verbrühen.

    Mit einem trockenen Kratzen im Hals glitt er ein Stück weiter, bis er eine scharf aufragende Felskante ertastete, an der er sich festklammern konnte. Inzwischen war auch der Platz zwischen den beiden Säulen einsehbar. Dort lümmelten die auf Wache abgestellten Knappen äußerst nachlässig herum.
    Kein Wunder, dass sie dem Hort dienten. Als Krieger wären diese Hohlköpfe nicht zu gebrauchen gewesen.
    Obwohl sie leise miteinander schwatzten und sich gegenseitig herumstießen, ließen sie ihren Blick doch immer wieder durch die vor ihnen liegende Grotte schweifen, um sicherzustellen, dass niemand ihr Treiben bemerkte. Sie dachten dabei aber nur an Schmiede oder andere Hüter, die es manchmal frühzeitig aus den Fellen trieb. Der Gedanke, dass sich ein anderer Knappe heimlich an ihnen vorbeischleichen wollte, kam ihnen überhaupt nicht in den Sinn.
    Moa kannte jeden Handbreit der links neben ihm abfallenden Felswand. Er wusste, dass dort eine schroffe, im Schatten liegende Ecke war, die bis zu einem halbrunden, von brodelndem Blut umflossenen Absatz reichte. Mit klopfendem Herzen wartete er ab, bis auf dem Portal ein neuer Streit entbrannte. Dann schwang er sich über den Rand hinweg und ließ sich einfach fallen. Dank des Halts, den die Felskante bot, konnte er weit genug in die Ecke hineinpendeln. Erst im letzten Moment ließ er los, auch wenn er dadurch einigen scharfkantigen Vorsprüngen bedrohlich nahe kam. Lieber riss er sich beide Hände auf,

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