Blutorks 2 - Blutorks 2
versorgen.
»Vorwärts!«, schrie Gabor neben ihm. »Wir reißen alles mit in den Tod, was sich uns in den Weg stellt!«
Eigentlich wäre es Bavas Aufgabe gewesen, die Krieger anzustacheln und den Angriff zu befehlen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Sein Gesicht glühte vor Hitze, fiebrige Wellen jagten über seinen Rücken, und Bildfetzen überlagerten seine Sicht auf das zusammengeschmolzene Karree der Nordmänner, die genauso dem Untergang geweiht waren wie sie.
Bava? Was verschlägt dich hierher, mitten in der Nacht?
Es war die Erinnerung an die Vergangenheit, die den Erzstreiter so unverhofft quälte. Daran, dass er Ulkes Drängen nachgegeben und den Kampf in der Blutgrube vermieden hatte. Zum Wohle aller Blutorks, wie ihm immer wieder beteuert worden war.
Bah! Übelkeit wühlte in Bavas Eingeweiden. Besonders wenn er an den Schwarzbeerenwein in seinem Gepäck dachte.
Ich muss mit dir reden. Allein und unter vier Augen. Bava sah sich plötzlich selbst, wie er den Trinkschlauch freundlich grinsend in die Höhe hielt. Es geht um Ulke und um das, was er von uns erwartet. Wegen … Vielsagend schaute er auf seine rechte Hand hinab.
Ramok hatte ihn daraufhin in die Hütte eingelassen, den mitgebrachten Wein erhitzt, in Steinbecher gefüllt und arglos davon getrunken, während Bava seine Lippen nur an den trockenen Becherrand gesetzt hatte, weil er sich davor fürchtete, sie auch nur mit dem kleinsten Tropfen zu benetzen.
Bittere Galle quoll die Speiseröhre des Erzstreiters empor, als er an die weiteren Ereignisse dachte. Daran, wie Ramok die Hände schmerzverzerrt gegen den Leib gepresst hatte und zu seinem Schlaflager getaumelt war, wo ihn schwere Krämpfe schüttelten, bis er endlich stillgelegen hatte, um sich nie wieder zu erheben.
Das war das Schlimmste an allem gewesen. Wenn er doch wenigstens noch geflucht, vor Wut geschrien oder mit dem Schwert um sich geschlagen hätte. Einen derartigen Felltod hatte nicht mal der übelste aller Orks verdient.
Das hätte Ulke wissen müssen …
»Komm zu dir!«
Der Erzstreiter schrak aus seinen düsteren Gedanken auf, als ihn Gabor Elfenfresser wild an der Schulter rüttelte.
»Die Krieger erwarten, dass du sie durch Taten führst!«
Der unverhohlene Vorwurf, der in diesen Worten mitklang, holte Bava endgültig in die Wirklichkeit zurück. Mit raschem Blick erkannte er, was in der kurzen Zeit seiner geistigen Abwesenheit geschehen war. Über ihnen setzte gerade die Schwebende Festung zur Landung an. Die Beschwörungen waren gescheitert. Das Rad des Feuers würde nicht mehr erscheinen, und der Zusammenprall mit den Schädelreitern stand unmittelbar bevor.
Sie waren rettungslos verloren.
Die Phalanx der Schildträger hatte sich inzwischen auf die rechte Flanke verlagert. Sie hatten das Banner ausgemacht, unter dem Bavas Leibgarde kämpfte, und vielleicht hatte der eine oder andere auch den eisernen Reif erspäht, der seine Stirn zierte.
Auf ein unsichtbares Zeichen hin rückten die beiden Flügel ihres Schildwalls vor, als ob ihnen nicht die geringste Gefahr aus den eigenen Reihen drohte. Offenbar ignorierten sie völlig, dass sie ebenfalls unter den mächtigen Lindwurmtatzen enden würden. Man hatte ihnen jeden eigenen Instinkt und jedes eigene Denken in Gothars Kasernen sorgsam aberzogen, sodass sie nur noch blind auf Befehl handeln konnten.
Zum Halbkreis formiert, marschierten die Gardisten näher.
Bava Feuerhand stieß ein lautes Knurren aus. Glaubte dieses Pack denn wirklich, dass ein Erzstreiter so einfach zu ergreifen war? Wut und Scham stiegen so heiß in ihm auf, als wollten sie ihn verbrennen. Er sah auf seine Rechte hinab, ohne auch nur das kleinste Flämmchen zu entdecken.
Das Blut der Erde, es spuckte auf ihn.
Doch er wusste nun, was zu tun war.
Alles, was ihm noch blieb, war, die eigene Schuld zu vertuschen. Nur wenn er wie ein echter Krieger im Kampf fiel, in einer Schlacht, in der er zusammen mit seinem ganzen Volk unterging, würde vielleicht niemand erfahren, welche Schande er auf sich geladen hatte.
Entschlossen packte er den Schwertgriff so fest, dass seine Fingerknöchel hell aus der grünen Haut hervortraten.
»Vorwärts!«, brüllte er, die mächtige Klinge für alle Scharen weithin sichtbar erhoben. »Macht die Menschen nieder, so viele ihr nur töten könnt!«
6
elsnest An der Forderung des aufgewühlten Blutes gab es keinen Zweifel. Schlag zu!, raunte es immer wieder eindringlich. Nur so kannst du fügen, was
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