Blutorks 3 - Blutorks 3
ist da ganz anderer Ansicht«, meinte Inome.
»Ach, und warum?«, schnappte Grindel verärgert. »Schließlich ist sie mit heiler Haut davongekommen, oder nicht?«
Die vor Zorn anschwellenden Muskeln der großen Ork schüchterten Inome so sehr ein, dass sie keinen Widerspruch wagte. Aber sie wollte auch nicht gegen ihre Überzeugung sprechen, also zog sie es vor, gänzlich zu schweigen.
Als Grindel das erkannte, versuchte sie sich an einem Lächeln, das für menschliche Augen mehr nach einem hungrigen Zähnefletschen aussah. Inome wich umgehend so weit zurück, wie sie nur konnte, doch die fugenlose Wand in ihrem Rücken machte eine Flucht unmöglich. Beide Hände in einer schützenden Geste erhoben, presste sie sich gegen den Stein, schwer atmend und auf das Schlimmste gefasst.
Grindel räumte ihr daraufhin etwas mehr Platz ein, um ihr die Angst zu nehmen. Außerdem fügte sie in ruhigerem Tonfall hinzu: »Sicher haben die Männer, die von Tabor und den anderen überfallen wurden, allesamt den Tod verdient, da bin ich mir ganz sicher.«
»Du glaubst also auch, dass sie in fremdem Auftrag gehandelt haben?«, fragte Inome vorsichtig.
Für Grindel stand das außer Zweifel. »Wären sie sonst zurück in die Kerker der Schattenelfen gegangen? Abgesehen von Urok natürlich. Der ist auf eigene Faust losgezogen. Sicher, um nach dem Zeichen der gefiederten Schlange zu suchen, so wie in Rabensang. Er ist nämlich etwas Besonderes, musst du wissen. Eine Feuerhand.«
»Aha.« Inome war nicht sonderlich darauf erpicht zu erfahren, was das bedeutete. Sie wollte nur möglichst schnell dieses Gespräch hinter sich bringen, bevor sie noch aus Versehen zerquetscht wurde. Unter ein tobendes Orkweib zu geraten, schien ihr als eine besonders demütigende Todesart.
»Viele Leute auf dem Markt glauben, dass die versklavten Orks im Auftrag des Herzogs gehandelt haben«, brachte sie ihre größte Befürchtung zur Sprache.
»Das glaube ich nicht.« Grindel schüttelte entschieden den Kopf. »Tabor würde sich niemals auf einen Handel mit diesem aufgeblasenen Mehlfrosch einlassen. Nicht nachdem der ihm die Peitsche durchs Gesicht gezogen hat.«
»Andere behaupten, Skork, das Oberhaupt der Diebesgilde, hätte auf diese Weise eindrucksvoll Rache an seinen Verrätern genommen.«
»Wäre schon eher möglich.« Diesmal wiegte Grindel den Kopf unentschlossen hin und her. »Hellhäuter abzuschlachten und dafür noch von anderen Hellhäutern bezahlt zu werden, das klingt nach einem guten Handel.« Sie strich unter ihrem Kinn entlang und machte ganz den Eindruck, als würde sie sich gerade fragen, warum sie nicht schon selbst auf eine so lohnende Idee gekommen war.
Inome begann unwillkürlich zu zittern.
Da schlug ihr Grindel mit großer Wucht auf den linken Unterarm und lachte sie aus. »Keine Angst, kleine Metze, ich mach nur Spaß.« Ihrem großen Maul entströmte ein säuerlicher Geruch, der die gesamte Nische ausfüllte.
»Sehr … witzig«, sagte Inome verärgert, während sie die schmerzende Stelle massierte, an der sie der Hieb der Ork getroffen hatte.
»Aber wenn dieser Skork irgendwie zu verhindern weiß, dass sie den Schwarzen Mohn schlucken müssen«, überlegte Grindel laut, »dann könnte ich mir schon vorstellen, dass sich Tabor auf einen Handel mit ihm eingelassen hat.« Ihre braunen Augen verdunkelten sich, als sie hinzufügte: »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, auf diese Weise betäubt zu sein. Du bist vollkommen hilflos, doch dein Verstand bemerkt alles, was um dich herum geschieht.« Ein Ausdruck des Erschauerns huschte über ihr Gesicht. »Würdest du nicht auch alles tun, um so einen Zustand zu beenden?«, fragte sie dann. »Vor allem, wenn du dazu nur ein paar dieser grässlichen Hellhäuter erschlagen müsstest?«
Inome zog die Augenbrauen zusammen, bis sie einen geraden Strich bildeten. Doch sie sagte kein Wort, sondern bohrte ihren Blick nur stumm in den von Grindel.
»Damit meine ich doch nicht solche Hellhäuter wie dich«, erklärte die Ork hastig. »Du hasst doch die Sangorier genauso sehr wie wir und kämpfst auf deine eigene – wenn auch äußerst unehrenhafte – Weise gegen sie.«
Beifall heischend sah sie auf Inome hinab, erntete von ihr aber nur den gleichen stummen Blick wie zuvor.
Grindel verzog das Gesicht. »Bei Vuran«, stöhnte sie. »Jetzt sei nicht wegen jeder Kleinigkeit beleidigt. Ich bin nun mal eine Kriegerin und keine Priesterin, die sich auf honigsüße Worte
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