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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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betrachtete seine rechte Hand, an der sie einen markanten, goldenen Ring mit eingearbeitetem Jaspisstein entdeckte.

     
    „Dann bin ich ja beruhigt.“ Das entsprach keineswegs der Wahrheit und die Stimme der Vernunft beschwor André, sich augenblicklich von Natalie Adam zu verabschieden.
    Es war nicht nur der Partylärm und das Gefühl, dass Hunderte von Augen auf ihm ruhten, sondern die Gegenwart dieser Frau, die ihn zutiefst verunsicherte. Wie viele tausend Mal war er in den letzten zweihundert Jahren einer menschlichen Frau gegenüber getreten, ohne dabei einen Funken Zuneigung empfunden zu haben. Stattdessen hatte er es immer genossen, zu beobachten welche Wirkung seine Anwesenheit bei Frauen hatte. André sah, wie auch Natalie versuchte, nach außen ihre Fassung zu bewahren, während in ihrem Inneren ein Sturm loszubrechen drohte. Er hörte, wie ihr Herz schneller schlug, und spürte die angenehme Wärme, die ihr Körper ausstrahlte, als die zierliche Flamme in Natalies Herz zu einem Flächenbrand gedieh. Sie war nur ein Mensch, doch ihre Gegenwart erweckte Erinnerungen und Gefühle, die er verdrängt hatte. Aus gutem Grund.
    André überspielte seine Unsicherheit mit einem Lächeln. Ihm wurde bewusst, dass er immer wieder ihren Blick suchte. Er atmete ihren betörenden Duft ein, der an Sanddorn, Muskat und einer Nuance Vanille erinnerte. Er spürte das sanfte Vibrieren seiner Fänge und die warme Flut prickelnder Erregung, die durch die Venen seines Körpers floss.
    Nebeneinander spazierten sie plaudernd durchs Foyer und entfernten sich immer weiter von den Gästen, auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen.
    „Sie haben gute Arbeit geleistet“, lobte André die künstlerische Gestaltung des Foyers.
    „Dankeschön“, antwortete Natalie.
    Ihre Wangen hatten sich leicht rosa gefärbt und in ihren Augen lag ein strahlender Glanz, der ihre Gefühle widerspiegelte und Andrés Kampf gegen das Verlangen noch mehr strapazierte. Sie blinzelte verlegen, nahm den letzten Schluck von ihrem Glas, suchte wieder seinen Blick und strich mit ihrer Zungenspitze den Sekt-film von ihrem Mund. André knurrte innerlich.
    Sie erzählte ihm über ihr Studium an der Blocherer Schule in München und über die Zeit in New York, die sie mit Tina Sommer verbracht hatte. André hörte zu, fasziniert von der Melodie ihrer Stimme, ihren gleichmäßigen Lippen und den smaragdgrünen Augen.
    „Hätten Sie Interesse, sich bei Gelegenheit mein Penthaus anzusehen?“ Die Worte kamen schneller aus seinem Mund, als sein Verstand arbeitete. „Rein geschäftlich natürlich.“
    Was hinderte ihn daran, seinem Verlangen nachzugeben und von ihrem Blut zu kosten? Ob es so schmeckte wie sie duftete? Nein, er konnte, durfte es nicht. Seine eigenen Gesetze verboten es ihm.

     
    Natalie fühlte sich von Andrés Angebot überrumpelt. Vielleicht war es ja auch nur eine Floskel der Höflichkeit. „Sie würden mir tatsächlich Ihr Penthaus anvertrauen?“
    „Selbstverständlich. Sie haben hier eine wunderbare Arbeit geleistet. Mein Penthaus könnte durchaus einen neuen Anstrich vertragen.“ Er nahm zwei Gläser vom Tablett, das ein an ihnen vorbei laufender Kellner mit sich trug, und reichte ihr einen frischen Sekt.
    „Ich werde mit meiner Partnerin darüber sprechen“, versicherte Natalie.
    „In Ordnung …“ André griff an sein Sakko. „Einen Augenblick …“ Er zog ein vibrierendes Handy aus der Innentasche. „Sie entschuldigen …“, sagte er und deutete auf den zitternden Störenfried.
    Natalie nickte und atmete tief, als Barov durch eine verspiegelte Glastür verschwand. Sie schaute sich nach Tina um. Ihre Freundin stand an der Bar, neben ihr ein gutaussehender Mann mit silbergrauem Haar, in schwarzem Designeranzug.
    Erwartungsvoll wandte sie ihren Blick wieder der Tür zu, durch die André Barov verschwunden war und hinter der das Treppenhaus lag. Sie fragte sich, ob er verheiratet war. Der klobige Ring an seinem Finger hatte nicht nach einem Ehering ausgesehen. Aber wozu darüber Gedanken machen, wo sie ja doch nichts von ihm wollte? Das war ein Geschäftsgespräch, mehr nicht, und hinter der Fassade des perfekten Gentlemans verbarg sich auch nur ein Kerl, der am Ende nur wieder ihr Herz brechen würde.
    Natalie trank den Sekt in einem Zug aus, um die aufkeimende Unruhe hinunterzuspülen, die durch die Erinnerungen an die gescheiterte Beziehung in ihrer Vergangenheit geweckt wurden. Sie ließ sich noch ein weiteres Glas bringen.

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