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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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Natalie musste lächeln.
    Auch Tina grinste breit. „Aber nur, wenn sie auch jede Menge Geld haben. Im übrigen, dir täte ein Mann auch mal wieder gut, mein Schatz.“
    „Aber …“
    „Kein aber. Wie lange ist das her mit deinem Ex? Vier, fünf Jahre?“
    „Beinahe sechs.“ Natalie wich Tinas Blick aus und strich mit den Fingern über das Kunstleder der Autotür.
    „Sechs Jahre? Kind, du bist achtundzwanzig und keine Nonne. So was kann nicht gesund sein, sag ich dir, nicht in unserem Alter.“
    Natalie hob die Schultern. Sie fühlte sich hervorragend. Sie brauchte keinen Mann. Die letzten Jahre war sie gut allein zurechtgekommen. Seit der Trennung von ihrer langjährigen Jugendliebe hatte sie endlich das Leben genossen, ohne sich eingesperrt und betrogen zu fühlen.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den vorbeifliegenden Glühwürmchen zu. Tastend suchte sie nach ihrer Handtasche, holte ein Gummibärchen aus der Packung, von der immer eine zur Stressbekämpfung zur Hand war. Das Taxi bog unterdessen ab und folgte einer breiten Straße. Neu errichtete Bürogebäude säumten den Weg. Die meisten der gläsernen Würfel standen noch leer, wartend auf die großen Firmen, die sich in Wien niederließen, um von hier aus einen Angriff auf den Osten zu starten.
    Auch für Natalie und Tina war dies einer der Gründe gewesen, ihre gut bezahlten Jobs in New York aufzugeben, um in Wien ihren Traum vom eigenen Büro für Innenarchitektur in Erfüllung gehen zu lassen. Diese Entscheidung hatte sie bis heute nicht bereut. Bereits in wenigen Monaten hatte sie Wien und seinen Charme, der wie ein unsichtbarer Schleier über der Stadt lag, lieben gelernt.
    Der Taxifahrer hielt auf dem Parkplatz des hell beleuchteten Bürogebäudes, über dessen Eingang der Schriftzug
WBS-Soft
prangte.
    „Macht fünfundzwanzig Euro“, sagte der Fahrer.
    Während Tina bezahlte, öffnete Natalie die Wagentür und stieg aus. Prüfend schaute sie an sich herunter, zupfte ihren schwarzen Hosenanzug und die weiße Bluse zurecht. Sie strich eine widerspenstige Strähne ihrer langen, dunkelroten Haare, die Tina für diesen Abend zu einer aufwendigen Steckfrisur geformt hatte, hinter ihr Ohr. Der Parkplatz des Gebäudes glich einem Ausstellungsraum für Luxuswagen.
    „Sieh dir bloß diese Protzkarren an“, fasste Tina Natalies Gedanken in Worte.
    Die Doppelglas-Eingangstür wurde an diesem Abend von zwei strammstehenden Zinnsoldaten in Pagen-Uniform bewacht.
    „Wollen wir?“, fragte Tina
    Natalie atmete tief durch, nickte und tastete nach dem Riemen ihrer schwarzen Lederhandtasche auf der Schulter, um sich irgendwo festzuhalten. Die beiden Pagen neigten wie programmierte Roboter die Köpfe, als Natalie und Tina durch die sich automatisch öffnende Flügeltür spazierten.
    „Herrlich … lebendige Ziermöbel“, murmelte Tina erheitert. „So einen hätte ich gern für zu Hause.“
    „Oder auch zwei.“ Natalie schmunzelte.
    „Ach, bei dir wären die ja eine Verschwendung, selbst wenn sie nackt deine Schlafzimmertür flankieren würden“, feixte Tina und kicherte.
    Natalie beschloss, auf Tinas spitzzüngige Bemerkung nicht einzugehen. Eisig lief es ihr den Rücken hinunter, als sie das weitläufige Foyer des Bürogebäudes betrat. Dutzende Gäste tummelten sich bereits zwischen Stehtischen, versorgt von weiß gekleideten Kellnern, die durch die Menge eilten. Auf einer behelfsmäßig aufgebauten Tribüne spielte eine Jazzband, deren Klänge die Halle mit Hintergrundmusik erfüllte.
    „Das ist unser Werk, Tina“, sagte Natalie voller Ehrfurcht. „Das Ergebnis unseres ersten Auftrags.“
    Tina antwortete nicht. Zum ersten Mal, seit Natalie sie kannte, fehlten ihrer Freundin anscheinend die Worte. Natalie hatte dieses Foyer in den letzten beiden Monaten jeden Tag gesehen. Sie hatte sich über die Handwerker und die zahlreichen Einwände der Geschäftleitung des Unternehmens geärgert und allmählich eine Antipathie gegen dieses Gebäude entwickelt. Doch nun waren alle Zweifel und der letzte Missmut verflogen. Stolz betrachtete sie den offen gestalteten Eingangsbereich, der von Pflanzen, Licht und hellen Pastelltönen an Wänden und Böden dominiert wurde, die im Einklang mit wellenförmig geschwungenen Möbeln standen.
    „Na endlich … Frau Adam, Frau Sommer, wo bleiben Sie denn?“ Richard Kingston war der Geschäftsführer der österreichischen Niederlassung von WBS-Soft. „Ich dachte Sie kommen nicht mehr.“
    „Es gab Probleme mit dem

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