Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
Vom Netzwerk:
Natalie Adam von Kingstons Büro aus beobachtete, konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er brauchte Frischluft.
    „Ihr wollt mir drohen?“
    André versuchte, den Fremden hinzuhalten, während er auf den Flur hinaustrat. Er musste möglichst viel über den Mann in Erfahrung bringen. Flüchtig drückte er die Neun auf dem Handy. Damit wurde die automatische Rückverfolgung des Anrufs aktiviert.
    „Drohen … aber nein. Ich warne Euch nur.“
    „Wovor?“
    André nahm den Lift zur Dachterrasse. Die Nachtluft wehte ihm hier oben angenehm kühl ins Gesicht. Er ging über knirschende Kieselsteine zum Geländer und blickte hinunter auf den Parkplatz.
    „Ich warne Euch vor Euch selbst, Barov. Vor Eurer eigenen Scheinheiligkeit und Arroganz. Euer Gesetzesvorschlag. Beschließt ihn und Ihr werdet damit ein Feuer entzünden.“
    „Ein Feuer?“
    „Ach, lassen wir das. Lebt wohl, Barov. Denkt an meine Worte.“
    André starrte auf das Handy, als die Verbindung abbrach. Dann hob er den Kopf, schaute zum Sternenhimmel, als könnten die weißen Lichtpunkte ihm eine Antwort auf die Frage geben, was dieser Anruf nun wieder zu bedeuten hatte. Der Anblick des Firmaments beruhigte ihn zumindest ein wenig. Im Grunde ahnte er, welches Ziel der Anrufer verfolgte. Er wollte André erpressen, ihn daran hindern, sein Lebenswerk zu vollenden.
    Er drehte eine Runde auf der Dachterrasse. Gab es einen Zusammenhang zwischen den beiden Verfolgern und diesem Anruf? Andre fragte sich, woher der Mann seine Nummer hatte. Noch nie hatten es Halbblüter gewagt, den Rat und seine Gesetze auf diese Weise anzugreifen. Es gab zwar Proteste gegen so manche Bestimmung, wie etwa das Verbot, Jagd auf Menschen zu machen, wenn es andere Möglichkeiten gab, den Blutdurst zu stillen. War es also nur eine leere Drohung, oder führte dieser Kerl etwas im Schilde?
    Sein Handy klingelte erneut. Es war Gerald.
    „Wir konnten den Anruf leider nicht exakt zurückverfolgen.“
    „Wissen wir ungefähr, woher er kam?“
    „Großbritannien, Großraum London.“
    Zehn Stockwerke tiefer sah André, wie Natalie die Eröffnungsfeier verließ.
    „Was sollen wir nun tun?“, fragte Gerald.
    André schaute Natalie hinterher. Ein Gefühl der Enttäuschung machte sich in ihm breit.
    „André? Seid Ihr noch dran?“
    „Versucht weiter, etwas über den Anrufer in Erfahrung zu bringen. Und sorgt dafür, dass alle Mitglieder des Inneren Rates zu einer Versammlung erscheinen. Morgen.“

     
    Die Nachtluft verstärkte die Wirkung des Alkohols und traf Natalie vor den Kopf wie ein Hammer. Für gewöhnlich trank sie kaum Alkohol, vielleicht mal ein, zwei Cocktails. Doch heute hatte sie sich dazu verleiten lassen, über ihre Grenze zu gehen und den Frust mit Alkohol hinunterzuspülen.
    Mit weichen Knien und einem Gefühl, als sei der Boden mit elastischem Gummi, anstatt Asphalt gepflastert, lief Natalie über den Parkplatz an den teuren Autos vorbei und bog in eine schmale Einbahnstraße. Die beiden Pagen hatten ihr angeboten, ein Taxi zu rufen, doch sie wollte sich noch ein wenig die Beine vertreten, um etwas Dampf abzulassen. Der nächste Taxistand war nicht weit und sie hoffte, die kühle Luft würde ihr helfen, ein paar klare Gedanken zu fassen. Die Einbahnstraße war in Dunkelheit gehüllt. Natalie wunderte sich, dass sämtliche Laternen um diese Zeit bereits abgeschaltet waren. Mit der Finsternis hatte sich eine unheimliche Stille über die Passage gelegt. Natalie hörte nur ihre eigenen Schritte, die laut in die Nacht hallten. Sie spürte eine innere Unruhe, schalt sich eine Närrin, das Angebot der Pagen nicht angenommen zu haben. Als sich mehrere menschliche Umrisse vor ihr in der Dunkelheit bewegten, fuhr sie vor Schreck zusammen.
    „Wohin des Wegs, schöne Dame?“, sagte eine kratzige Stimme. Lautes Männergelächter folgte.
    Das Adrenalin, das bis in die letzte Faser ihres Körpers schoss, verjagte den Schwips. Natalie war mit einem Mal so nüchtern, als hätte sie den ganzen Abend keinen Tropfen getrunken. Sie antwortete nicht, sondern tat so, als hätte sie nichts gehört, und beschleunigte ihren Schritt.
    Plötzlich standen drei junge Männer vor ihr. Sie sahen nicht danach aus, als erlaubten sie sich nur einen harmlosen Spaß. Zumindest zwei von ihnen schienen obdachlose Punks zu sein, die in dreckige Lumpen und eine Wolke aus Fäkaliengestank gehüllt waren. Der Dritte im Bunde war niemand geringerer als der junge Mann mit dem zerzausten Haar, den sie zuvor

Weitere Kostenlose Bücher