Blutprinz (German Edition)
glaubwürdige Berichtfragmente über die wahre Existenz von Vampiren, wie etwa über den Ring des Vampirfürsten, der ihr nur allzu bekannt war.
Während der Abende in den Bars lernte Natalie andere Männer kennen, meist Freunde von Tinas Fang des Abends. Aber sie war nicht in der Lage die letzten Wochen oder André zu vergessen, so hatte niemand eine Chance sie näher kennen zu lernen. Immer öfter stellte sie ihre Entscheidung, Bratislava Hals über Kopf verlassen zu haben, infrage. Genauso fragte sie sich, ob es Sinn ergab, um André zu kämpfen, ihrer Hoffnung eine Chance zu geben, doch noch den Mann zu erobern, der eigentlich nicht mit ihr zusammensein durfte. Wie unfair das Leben doch war.
Sie saß vor ihrem PC im Gästezimmer, als das starke Gefühl sie überkam zum Fenster zu gehen. Und da sah sie ihn.
André spazierte durch die Abenddämmerung.
Aber er war nicht allein. Eine Frau begleitete ihn.
Im ersten Moment hielt Natalie ihn für eine Täuschung, ein Hirngespinst, das einem tiefen Wunsch entsprang. Um sicherzugehen griff sie nach dem Fernglas, das immer auf der Fensterbank lag und das Tina benutzte, um nach ansprechenden Joggern Ausschau zu halten. Es war eindeutig André. Die gertenschlanke, schwarzhaarige Schönheit an seiner Seite, die in mittelalterliche Kleider gehüllt war, so als sei die Frau einer Theateraufführung entlaufen, erfüllte Natalie mit brennender Eifersucht. Sie konnte weder hören was André mit der Frau besprach, noch machte er einen besonders glücklichen Eindruck. Dennoch genügte der Anblick der beiden, um ein loderndes Feuer in Natalies Brust zu entfachen.
Durch das Fernglas beobachtete sie jede Geste, anhand derer sie auf ein recht emotionales Gespräch schloss. Vielleicht war es nur eine Bekannte oder eine Verwandte. Sie fragte sich auch, ob ihr Drang an das Fenster zu treten nur Zufall war oder ob es eine unsichtbare Verbindung gab, die André sie spüren ließ. Sie glaubte schon lange nicht mehr an Vorsehung oder einen Seelenpartner, jedoch hatte sie auch nie an Vampire geglaubt.
Kurz bevor die beiden von der Dunkelheit eines unbeleuchteten Wegstücks verschluckt wurden, sah Natalie wie die Frau mit der Hand André Schultern berührte. Es erschien wie eine tröstende Geste, dennoch versetzte es Natalie einen schmerzhaften Stich. Eine Weile starrte sie auf die Stelle, an der André verschwunden war, dann legte sie das Fernglas beiseite und atmete erst einmal tief durch. Ihr Herz schlug schnell und hart, und es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Hatte er sie so schnell vergessen?
Später, in einer kleinen Bar am Prater, gab sie dann, von Eifersucht beflügelt, den Annäherungsversuchen eines Investmentbankers namens Alfred nach und ließ sich von ihm auf ein paar Drinks einladen. Gemeinsam mit einem Typ namens Benjamin, den sich Tina geangelt hatte, begleiteten sie Alfred auf eine Lokaltour durch die Innenstadt. Alfred war ihr ziemlich egal, aber aus irgendeinem, zugegebenermaßen kindischen Grund hoffte sie, dass André sie zusammen mit Alfred sah.
Gegen zwei Uhr morgens hatte Natalie genug von dem naiven Banker. Jedoch ließ Alfred sich nicht so einfach abspeisen.
„Du hast doch bestimmt eine Briefmarkensammlung, die du mir zeigen möchtest“, meinte er und grinste dümmlich.
„Genieß die Nacht, morgen ist Samstag“, riet ihr Tina und als sie ein „Vergiss André Barov! Er ist ein Scheißkerl, wenn er dich nicht mal anruft“, anfügte, musste Natalie wieder an die Szene im Park denken, die sie beobachtet hatte.
Vielleicht hatte Tina recht und sie sollte endlich damit beginnen, das Leben zu genießen, André aus dem System kriegen. Sie hatte schon zu viel Zeit durch die seelischen Wunden ihrer gescheiterten Jugendbeziehung verloren. Noch mal sechs Jahre einem Mann hinterher weinen, nein danke.
Schließlich gab sie Tinas Ratschlag nach. Alfred und Benjamin folgten nur allzu bereitwillig Tinas Einladung in ihre Wohnung. Nach einem Gute-Nacht-Drink verschwand Tina mit Benjamin im Schlafzimmer. Alfred nutzte die Gelegenheit und ließ sich von ihr das Gästezimmer zeigen.
André wartete, bis Natalie mit dem Kerl im Wohnblock verschwunden war, ehe er in die Innenstadt zurückkehrte. Nachdem er gespürt hatte wie Natalie ihn bei seinem nächtlichen Gespräch mit Alyssa Blackrose beobachtet hatte, war André ihr gefolgt. Einmal mehr sinnierte er über die Verbindung zwischen ihnen. Ihn wunderte auch, dass er über Kilometer hinweg ihre
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