Blutprinz (German Edition)
Gefühl der Erregung. Vergeblich kämpfte ihr Verstand dagegen an. Glühende Lippen berührten ihren Hals und sie spürte scharfe Spitzen, die wie die Zinken einer Gabel über ihre Haut kratzten.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und eine Frau trat ein. Die Vampirin blickte sich kurz um und Natalie nutzte diese Unachtsamkeit zur Flucht. Sie tauchte unter den Armen hindurch, rannte zum offenen Fenster und schwang sich nach draußen. In einer schmalen Gasse, in der einige Mülltonnen standen, landete sie auf dem Asphalt. Sie griff nach einer leeren Wodkaflasche und schlug nach ihrer Verfolgerin, die durch das Fenster gesprungen kam. Der Schlag traf die Vampirlady mit voller Wucht ins Gesicht. Das Glas der Flasche brach und zerschnitt das helle Fleisch. Kreischend landete die Verfolgerin auf den Mülltonnen und stürzte zu Boden. Natalie warf die Tonnen um, begrub die Frau unter Müll und Flaschen und setzte ihre Flucht fort, bis sie die quer verlaufende Gasse erreichte, wo auch der Eingang des Lokals lag. Natalie blicke sich kurz um und sah wie die Vampirin mit blutverschmiertem Gesicht unter dem Müll hervor kroch. Jedoch schien die Frau nicht ihr einziges Problem zu sein.
Durch die Eingangstür des Lokals kam der Mann gestürmt, mit dem die Vampirlady an der Tanzfläche gesprochen hatte. Suchend schaute er nach links und rechts und erblickte Natalie. Wie konnte sie den beiden entfliehen? Verdammt!
Andrés Penthaus. Es lag nur wenige Straßen entfernt. Doch nachdem sie seine Bitte, im Schloss zu bleiben, abgelehnt hatte, war sie nun auf sich selbst gestellt und musste allein gegen die beiden Verfolger bestehen. Wenn sie eine Chance haben wollte, musste sie eine der belebten Straßen erreichen. Natalie glaubte nicht, dass die Vampire sie auf offener Straße vor Publikum angreifen würden. Sie rannte so schnell sie konnte. Ihre Oberschenkel und die Lungen brannten wie Feuer, und doch schmolz ihr Vorsprung rasend schnell. Nicht einmal der Weltrekordhalter im Hundertmeterlauf hätte eine Chance gehabt, den beiden zu entkommen.
Keine Menschenseele war auf der Straße, als hätten ihre Verfolger alle Menschen vertrieben. Natalie sah die hohen Bögen des Eingangs zu einem Café und überlegte, darin Schutz zu suchen. In diesem Moment erschien jemand in der Tür des Lokals und sie schrie vor Schreck auf. Sie erkannte den kleinen, hageren Kerl sofort wieder, der einst zusammen mit Death in Andrés Appartement eingedrungen war. Sie hatte Glück, dass der Typ ebenso überrascht von ihrem Erscheinen war und erst reagierte, als der Kerl hinter Natalie brüllte:
„Schnapp sie dir, du Idiot!“
Natalie rannte weiter. Zuversicht breitete sich in ihr aus als sie sah, dass sie nicht mehr weit vom Burgtheater entfernt war. Wenn sie das Theater erreichte, dann gelangte sie auch auf eine stark befahrene Straße. Doch der winzige Anflug von Hoffnung verflog, als ihre Verfolger so weit zu ihr aufgeschlossen hatten, dass Natalie bereits ihre Schatten sah ohne sich umzudrehen. Noch einmal versuchte sie alles aus sich herauszuholen, rannte wie in Trance mit gefühllosen Oberschenkeln. Doch sie spürte Finger, die nach ihr griffen, an ihrer Bluse rissen. Sie kam ins Stolpern, versuchte, den Sturz noch abzufangen, aber ihre Oberschenkel hatten nicht mehr die Kraft dazu. Der Aufprall war schmerzhaft, presste die Luft aus ihren Lungen. Der Typ aus dem Café fasste erneut nach ihr, riss sie hoch und stellte sie wieder auf die Beine.
„Wo ist er nun, dein Blutprinz? Wo?“, fauchte die Vampirlady ihr ins Gesicht.
„Er ist hier!“
Aus dem Nichts war André erschienen und kam mit gemächlichen Schritten näher. Sein Blick lag auf den Verfolgern und sein Gesicht zeigte eine selbstsichere, beinahe erheiterte Miene, als würde er die Konfrontation nicht scheuen, sondern herbeisehnen.
„Schön, dass wir uns endlich treffen“, sagte er zu dem Einbrecher, der mit einem Fauchen antwortete.
Die Vampirin wollte sich auf Natalie stürzen, doch André hob seine Hand und formte eine Faust in der Luft. Im nächsten Augenblick stolperte die Frau nach hinten, sank kreischend in die Knie und hielt sich dabei den Kopf.
„Kopfschmerzen?“ Andrés Lächeln war eiskalt.
Natalie hatte keine Zeit, das Gesehene zu verarbeiten, denn schon wurde sie von hinten gepackt und als Schutzschild verwendet. Unterdessen stürzte sich der andere Vampir auf André. Der Angriff endete mit einem einzigen Schlag, der so heftig war, dass der junge Vampir zur Seite
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