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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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er auf den Kadaver des Hundes. Er legte den Spaten zur Seite und hockte sich hin, um mit den Handschuhen an seinen Händen den Schmutz fortzuwischen. Der Hund verströmte einen widerlich süßlichen Gestank, der den Duft der frisch umgegrabenen Erde überdeckte.
    Die einsetzende Verwesung hatte die Haut des Hundes verschrumpeln lassen. Maden hatten sich in den aufgeplatzten Bauch und Brustkorb gefressen. Er wischte sie, so gut es ging, vom rötlichen Fell ab. Noch immer umhüllte sein Hemd Reds zerstörten Kopf, aber selbst der Stoff sah für Ludlow dünner und brüchiger aus. Als wäre das, was an jenem Tag am Fluss geschehen war, schon viele Jahre her. Dies war nun das, was von dem Hund noch übrig war. Ein Kadaver, der Ludlow fast fremd vorkam
und dem die Seele des Hundes längst entwichen war.
    Er breitete die Decke aus, hob das Tier aus der Grube und legte es behutsam ab. Die Erde war feucht und schwarz. Es wimmelte von herumkrabbelndem Ungeziefer. Er wickelte Red in die Decke ein, nahm den Spaten und schüttete das Loch notdürftig wieder zu, um sich den Anblick zu ersparen. Danach trug er den Hund die kleine Anhöhe hinab. Von der Plackerei tat ihm der Rücken weh.
    Als er den Pick-up erreichte, sah er am Straßenrand Emma Siddons zerzauste schwarze Promenadenmischung stehen. Die kleine Hündin starrte ihn verständnislos an. Er beobachtete, wie sie in der Luft schnüffelte. Ludlow fragte sich, was sie unter der Decke vermutete. Es war offenkundig, dass sie eine Ahnung hatte, denn normalerweise hätte sie ihn freudig begrüßt, nach Red gesucht oder sich hinterm Ohr kraulen lassen. Heute aber umgab ihn der Geruch des Todes, und die Hündin blieb wie angewurzelt in sicherer Entfernung stehen.
    Er legte Red auf die Ladefläche des Pick-up.
    Die Hündin stand nur da und winselte. Er fand, dass Emma sie zu großzügig fütterte. Vielleicht fehlten ihr aber einfach nur die Verfolgungsjagden mit Red. Ludlow fragte sich, wer ihr jetzt wohl hinterherhecheln würde. Er stieg in den Wagen, startete den Motor und sah, wie die Hündin zu den Büschen
am Straßenrand lief. Sie wandte noch einmal den Kopf und warf ihm aus feuchten Augen einen letzten Blick zu. Dann trottete sie weiter und verschwand im Gebüsch.
    Er fuhr mit dem Wagen die Anhöhe hinunter.

25
    Auf dem Highway kam er an dem neuen Einkaufszentrum vorbei, mit dem sich McCormack so gebrüstet hatte, einem Dreiviertelkreis von Gebäuden hinter einem überdimensionalen Parkplatz. Der Baumarkt selbst nahm ein Viertel des Kreises ein, der Rest bestand aus einem K-Mart -Kaufhaus, einem IGA -Supermarkt, zwei Restaurants, einer Reinigung, einem Reisebüro, einem Schönheitssalon, einer Pac Mail -Filiale und einem Fitnessclub. Beim Anblick der modernen Geschäfte und des riesigen Parkplatzes kam sich Ludlow mit einem Mal schrecklich altmodisch vor, als sei er aus einer längst vergangenen Zeit an diesen Ort katapultiert worden und wüsste nicht, wie ihm geschah.
    Er bog in die ruhigen, baumgesäumten Straßen von Cape Elizabeth Town ein und fuhr eine Weile auf und ab, bis ihm anhand der Aufmachung klar wurde, welches der wenigen Restaurants McCormack wahrscheinlich bevorzugte, wenn er essen ging. Er stellte den Wagen davor ab und ging hinein.

    Es war noch nicht ganz Mittag. An der Bar bestellte er ein Bier, bezahlte es und fragte den Barkeeper, ob er den Geschäftsführer sprechen könne. Der Mann deutete auf eine Tür im hinteren Restaurantbereich.
    Ludlow klopfte an, eine Stimme sagte: »Kommen Sie rein.« Der Geschäftsführer saß an einem überladenen Schreibtisch in einem winzigen Büro, dessen Wände voller Notizen waren. Ein schlanker Mann mittleren Alters mit schmalem sonnengebräuntem Gesicht und gelockerter Krawatte. Lächelnd sah er Ludlow an.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    Ludlow erklärte, er sei ein Freund der McCormacks aus Portland und unterwegs zu ihrem Haus in Cape Elizabeth. Leider habe er die Wegbeschreibung und Mikes Telefonnummer auf dem Küchentisch liegen gelassen. Aber ihm sei eingefallen, dass Mike erzählt habe, er würde ab und zu hier im The Captain’s Table essen. Deshalb sei ihm eingefallen, dass man ihm hier vielleicht weiterhelfen könne.
    »Sicher«, sagte der Mann, »die McCormacks sind öfter bei uns zu Gast.« Dann beschrieb er ihm den Weg. Ludlow bedankte sich per Handschlag, verließ das Büro und kehrte zu seinem Pick-up zurück.
    Eine Meile weiter bog er ab und fuhr eine schmale Straße hinauf, die an einem

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