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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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ihnen zurecht. Aber gestern Abend war niemand hier, wenn Sie das meinen. Und auch nicht am Tag davor, nein. Aber ich kriege natürlich nicht jedes Telefongespräch mit, das Mr. McCormack führt.«
    Er bedankte sich erneut bei ihr, ging zum Wagen zurück und fuhr zu den Daousts in die Cedar Hill Road. Er fühlte sich wie eine Honigbiene, die in einem kargen, verblühten Blumengarten herumschwirrt. Diesmal parkte er vor dem Haus, und als er ausstieg, sah er, dass die Matratze und der Sprungbock neben dem Haus verschwunden waren. Nur die
rostige Waschmaschine lehnte noch an der Wand. Daneben stand ein nagelneuer Rasenmäher. Einer, auf dem man sitzen konnte. Das strubbelige Gras war kürzlich gemäht und frisch besät worden. Ihm fiel ein, dass beim letzten Mal die Klingel nicht funktionierte, aber er versuchte es trotzdem. Heute klingelte es.
    Die Haustür ging auf. Wie beim letzten Mal stand Daoust hinter dem Fliegengitter, eine graue Menschengestalt vor dem dunklen Hausinnern. Er trug dieselben Klamotten wie beim ersten Mal, ein verwaschenes weißes T-Shirt und eine formlose braune Hose mit Trägern.
    »Sie schon wieder«, sagte er.
    »Ist Pete da, Mr. Daoust?«
    »Nein. Er ist oben in Cape Liza. Warum?«
    »Er ist gestern Abend zu Harolds Geburtstagsparty gefahren, nicht wahr?«
    »Ja. Warum?«
    »Sie haben es wohl noch nicht gehört. Gestern Abend ist mein Laden niedergebrannt. Jemand hat Feuer gelegt.«
    »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, was ich jetzt denke, oder? Pete hat den ganzen Abend mit den McCormacks und Dutzenden anderer Leute verbracht. Mein Sohn hat nichts damit zu tun. Ausgeschlossen.«
    »Übernachtet er dort öfter? Wo die Jungs doch so gute Freunde sind?«

    Daoust schüttelte den Kopf. »Nein. War das erste Mal.« Als ob es ihn beleidigte und er McCormack insgeheim um dessen Geld und Macht beneidete. »Pete wurde zum ersten Mal von ihnen eingeladen«, sagte er. »Extra für die Party. Na und? Wo liegt das Problem?«
    Ludlow ermüdete dieser mürrische fette Mann und seine bärbeißige Art. Außerdem war für ihn offenkundig, was hier gespielt wurde. Die Einladung gab Pete ein Alibi, genauso wie die zum passenden Zeitpunkt veranstaltete Party den anderen eines lieferte. Das ließ sich natürlich nicht beweisen, nie im Leben. Es war, wie Carla gesagt hatte: McCormack hatte nur ein kurzes Telefonat führen müssen. Mit jemandem, der nicht auf der Party erscheinen würde.
    »Wie ich sehe, hat sich bei Ihnen rund ums Haus einiges getan«, sagte er mit einem Blick auf den Rasenmäher. Daoust sah ihn mit leerem Blick an. Er drückte auf die Türklingel und hörte es drinnen schellen.
    Der Mann schien sich unbehaglich zu fühlen. Er trat von einem Bein aufs andere.
    »Na ja, wurde auch langsam Zeit. Verstehen Sie?«
    »Verstehe. Ich wundere mich nur ein bisschen, denn solche Rasenmäher sind nicht billig. Und wie ich hörte, sind Sie im Augenblick arbeitslos.«
    »Ach ja? Dann haben Sie was Falsches gehört.«
    Daoust war wütend. Er lief puterrot an, doch er wirkte auch irgendwie schuldbewusst. Man sah es
ihm deutlich an. Doch er war nicht die Sorte Mensch, die sich lange von Schuldgefühlen beirren lässt. Nicht, wenn es um Geld ging. Ludlow hätte ihm am liebsten durchs Fliegengitter hindurch die Faust ins Gesicht gerammt.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte er. »McCormack hat Ihnen einen Job zugeschanzt. Und ein nettes Sümmchen hat er auch springen lassen.«
    »Gehen Sie zum Teufel, Ludlow«, sagte Daoust und schlug die Tür zu.
    Ludlow kehrte zum Wagen zurück. Er spürte, wie ihn wieder dieses Gefühl der Hilflosigkeit überkam und Wut erzeugte. Der ausgebrannte Laden war ihm egal. Das war für die anderen nur ein Versuch gewesen, ihn zu treffen, aber es war ihnen nicht gelungen.
    Eine gewichtigere Rolle spielten die Begleitumstände. Das, was er am Vorabend in den Flammen gesehen hatte. Denn letzten Endes ging es immer noch um den Hund und die Art, wie er gestorben war. Er wusste jetzt, was er wollte. Ein Teil von ihm hatte es wohl von Anfang an gewusst. Wenn andere Leute auch keinen Grund dafür sahen, für ihn war es so offensichtlich wie die Sonne am Himmel.
    Was für einen Grund hatte denn der Junge gebraucht? Oder der Vater?
    Er setzte sich in den Wagen und fuhr nach Hause.

TEIL DREI
    RED

24
    Mit dem Spaten in der Hand und einer Decke unterm Arm ging er zum Fuße des Baumes.
    Er ließ die Decke fallen und begann zu graben.
    Die Erde war noch weich an der Stelle. Nach kurzer Zeit stieß

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