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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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in Zukunft die Finger von dem Jungen, tu mir den Gefallen.«
    »Habt ihr im Laden irgendwas gefunden, Tom?«
    »Zwei Benzinkanister. Jemand hat sie entzündet. Der Täter hat nicht einmal versucht, die Sache zu vertuschen.«
    »Und an den Kanistern gibt es keine Fingerabdrücke, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Und keiner hat etwas gesehen.«
    »Wir haben keine Augenzeugen gefunden. Dabei haben wir fast die ganze Nacht herumgefragt.«
    »Aber wer sollte mir so etwas antun wollen? Au ßer diesen Leuten? Nenn mir einen Namen.«
    »Keine Ahnung. Man macht sich eben Feinde. Vielleicht ein durchgedrehter Kunde von dir, dem du nach seinem Geschmack nicht freundlich genug warst. Oder ein verrückter Jugendlicher, der gerne kokelt.«

    »Unsinn. So jemanden gibt es hier nicht, und das weißt du auch.«
    Tom seufzte. »Hör zu, Av. Ich versuche gar nicht, die Sache herunterzuspielen. Du weißt, dass ich das nie tun würde. Wir sind seit einer Ewigkeit befreundet. Heute Nachmittag fahre ich persönlich zu den McCormacks raus und rede mit ihnen. Ich würde es jetzt sofort tun, aber auf der 91 gab es einen Unfall mit vier Fahrzeugen, eins davon ein Tanklaster. Deshalb haben wir im Moment keine Leute hier. Ich sage bloß, dass wir gegen die McCormacks nichts in der Hand haben. Wenn ich sie einzeln herzitieren und ohne Zeitlimit verhören könnte, würde vielleicht etwas herauskommen. Aber das hat Jackman bereits abgelehnt. Weil der Fall aussichtslos sei. Solange also keiner von ihnen etwas zugibt, sich in betrunkenem Zustand verplappert oder etwas Dummes anstellt, das ich gegen ihn verwenden kann …«
    Er spreizte die Hände. Ludlow sah ihn einen Moment lang an, dann nickte er und erhob sich umständlich.
    »Okay, Tom. Melde dich, falls du etwas herausfindest.«
    »Av, bitte halt die Füße still. Das ist ein freundschaftlicher Rat. Ich warne dich, um dich zu schützen. Wenn du recht hast, was wahrscheinlich der Fall ist, dann kämpfen diese Leute mit harten Bandagen. Wenn nicht, können sie dich in Grund und Boden klagen.«
    »Sicher, Tom. Ich verstehe.«

    »Ich meine es ernst.«
    »Welches Buch ist gerade dran?«
    »Welches Buch?«
    »Ja.«
    »Ach so. Elmore Leonard. Hombre. Es ist großartig.«
    »Stimmt, das habe ich auch gelesen. Bis demnächst, Tom.«
    »Vergiss nicht, was ich gesagt habe, Av.«
    »Mach ich.«
    Er verließ das Büro und trat in die kühle Morgenluft hinaus.
    Dann fuhr er nach Northfield. Als er am Haus der McCormacks vorbeikam, sah er, dass oben in einem kleinen Eckzimmer Licht brannte. Weiter oben an der Straße wendete er den Wagen und fuhr erneut an dem Haus vorbei, diesmal etwas langsamer. Es standen weder Autos in der Einfahrt noch bemerkte er irgendeine Bewegung. Er parkte einen Block weiter und ging zu Fuß zurück. Der Rasen war erneut frisch gemäht und verströmte einen angenehmen Duft, wie Ludlow nicht umhin kam festzustellen.
    Er stieg die Stufen hinauf und klopfte mit dem Hufeisen an die Tür. Das junge schwarze Dienstmädchen mit der verkrüppelten Hand öffnete die Tür und sah ihn verdutzt an.
    »Sie sind doch Carla, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Ja.«
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    »Natürlich, Mr. Ludlow.«

    Ihre Stimme war leise und tief. Halb Schnurren, halb Gurren. Ludlow fand, dass die Stimme gut zu ihr passte. Er fand, dass sie eine hübsche Frau war. Auch die verkrüppelte Hand konnte daran nichts ändern. Ihr mandelförmiges Gesicht war fein geschnitten, mit hohen Wangenknochen und großen dunklen Augen, die makellose Haut hatte die Farbe schwarzen Kaffees.
    »Dürfte ich einen Moment mit Ihnen sprechen?«, fragte er.
    Sie blickte an ihm vorbei, schaute rechts und links die Straße hinab. Ihre Hand spielte nervös am Türknauf. Auf der Straße war es ruhig.
    »Ist jemand zu Hause?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Meinen Sie, ich könnte vielleicht kurz hereinkommen? Nur ganz kurz.«
    »Sie werden mich in Schwierigkeiten bringen, Mr. Ludlow.«
    »Erwarten Sie denn die McCormacks demnächst zurück?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, erst morgen.«
    »Dann wird niemand von meinem Besuch erfahren. Ich verrate es ganz bestimmt nicht. Und mein Wagen steht einen Block entfernt. Ich glaube nicht, dass irgendjemand darauf kommen würde, dass ich hier bin.«
    Sie zögerte, schaute noch einmal prüfend nach draußen, dann gab sie ihm ein Zeichen hereinzukommen und schloss die Tür hinter ihm. Auch das
leichte Erdbeerparfüm passte gut zu ihr, stellte er fest. Sie wandte sich zu ihm

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