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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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    Ludlow stützte sich auf einen Ellbogen. Vor ihm versuchte jemand, auf die Beine zu kommen. Er beschloss, schneller zu sein als der andere.
    Als er auf die Knie kam, spürte er oberhalb der linken Hüfte plötzlich einen stechenden Schmerz. Ihm wurde heiß. Er war schweißüberströmt. Nein, dachte er. Du wirst jetzt nicht ohnmächtig. Nicht jetzt.

    Er tastete nach der Wunde und fand das Einschussloch, das klein war und kaum blutete. Die Austrittswunde am unteren Rücken war eine andere Geschichte. Sie war fleischig und roh. Er konnte einen Teil eines Rippenknochens fühlen, der wie ein abgebrochener Zahn aus ihm herausragte.
    Er stützte sich mit einer Hand am Boden ab, zog erst den einen, dann den anderen Fuß unter sich und schaffte es schließlich unter größter Anstrengung, die Knie durchzudrücken. In seinem Kopf drehte sich alles.
    Seine linke Körperhälfte war ein einziges Schlachtfeld, dachte er. Der Schädel eingeschlagen, die Rippen gebrochen.
    Er taumelte zu der Stelle, wo die anderen lagen.
    Derjenige, der aufstehen wollte, war Danny. Er lag auf dem Rücken und versuchte sich auf einen Ellbogen zu stützen, wie zuvor Ludlow. Er blickte auf den Jungen herab, sah die Schusswunde und, dass das Gewehr außerhalb seiner Reichweite lag. Er schaute dem Jungen in die Augen. Alle Härte war aus ihnen gewichen. Ludlow sah nur Angst und Schmerz in Dannys Blick.
    »Du hast einen Bauchschuss, Junge. Bleib liegen. Beweg dich nicht. Ich schicke jemanden her.«
    Das schien den Jungen irgendwie zu beruhigen, obwohl Ludlow sich nicht vorstellen konnte, warum das bloße Versprechen, Hilfe zu holen, dies bewirken sollte. Ludlow konnte ihn seinem Schicksal überlassen.
Er hätte jedes Recht dazu gehabt. Das wusste der Junge auch. Vielleicht besaß Danny einfach nicht mehr die Kraft, diese erdrückende Last aus übersteigerter Männlichkeit und fehlgeleitetem Ehrbegriff mit sich herumzuschleppen. Vielleicht tat es ihm gut, sein Schicksal in die Hände eines anderen zu legen. Selbst wenn diese Person Ludlow war. Selbst auf die Gefahr hin, dass der ihn im Stich ließ.
    Als er das Gesicht des Vaters sah, wusste er, dass McCormack nur noch wenige Augenblicke lang die Erde schänden würde, auf der er lag. Ludlow betrachtete ihn. Soweit er erkennen konnte, hatte er den Mann zweimal getroffen: einmal in den Brustkorb unterhalb der Schulter und einmal in der Nähe der Lunge. Er lag halb auf der Seite, das Gesicht nach oben gewandt und den Arm mit der Waffe zur Seite auf Pete Daoust gerichtet. Der Junge lag neben ihm auf dem Bauch und hatte alle viere von sich gestreckt.
    Pete Daoust fehlte der halbe Kopf.
    Hirnmasse schimmerte im Mondschein, lief ihm in den Nacken und sammelte sich am Kragen.
    Das konnte nicht Ludlow mit seiner.38er gewesen sein.
    McCormack hatte wild um sich geschossen, selbst nachdem er zu Boden gegangen war.
    Der Junge hatte im Weg gestanden.
    Ludlow sah, dass er recht gehabt hatte: Pete war unbewaffnet gewesen.

    McCormacks Augenlider flatterten.
    Ludlow trat ihm die Magnum aus der Hand, nur für alle Fälle. Man konnte nie sagen, wie viel Leben noch in einem Menschen oder in einer Schlange steckte. Die Waffe flog den Pfad hinunter. Er bückte sich und drehte McCormacks Kopf zur Seite, in die Richtung von Pete Daoust.
    »Sehen Sie, was Sie getan haben?«, fragte er.
    Er ließ den Mann sein Werk betrachten, sah ihn blinzeln und glaubte, in seinem Blick zu erkennen, dass er wahrnahm, was passiert war.
    »Und irgendjemand, entweder Sie oder Danny, hat auch Ihren Sohn Harold erschossen. Aber ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, wer von Ihnen beiden es war, oder?«
    McCormacks Blick heftete sich flackernd auf ihn.
    »Da haben Sie sich einen wirklich netten Tag gemacht.«
    Er richtete sich auf, schleuderte die.38er ins Unterholz und humpelte langsam den Weg zurück, den er gekommen war. Als er an Harold vorbeikam, beugte er sich zu dem Jungen hinab und schloss ihm die Augen. Er hatte ihn für weniger schlimm als die anderen gehalten und fand, dass sein Tod eine Schande war. Wahrscheinlich hätte Harold sich früher oder später von seinem Vater und Bruder losgesagt, dachte Ludlow, und hätte sein eigenes Leben geführt. Auch Pete Daoust hatte dieses Ende nicht verdient. Trotz seines Schandmauls und seiner großspurigen Art.

    Aber Waffen machten eben keine Unterschiede zwischen den Menschen.
    Er ging hinüber zu den Büschen. Kurz darauf fand er, wonach er suchte.
    Er bückte sich und schob die Arme

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