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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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und nachdem man alles riskiert ... und verloren hatte? Langsam kehrte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie war barfuß und trug nichts weiter als ein Männerhemd am Körper. Stephan war nackt wie am Tag seiner Geburt. Sie befanden sich unten in der Krypta der Abtei, und über ihnen auf Maitlands lagen überall furchtbar zugerichtete Leichname herum. Und die Sonne ging schon auf.
    Stephan blickte besorgt auf sie herab. »Hier können wir nicht bleiben«, sagte er. »Sie werden uns die Schuld an den Morden geben.«
    »Es war sowieso zuletzt keine Zufluchtsstätte mehr.« Trotzdem war es ein erschreckender Gedanke, Maitlands zu verlassen. Wo sollten sie hingehen? Und gab es überhaupt eine gemeinsame Zukunft für sie? Oder hielt Stephan ihre Liebe immer noch für eine Jugendschwärmerei, die sie überwinden würde?
    »Ach du liebe Güte!«, rief sie plötzlich aus. »Ich habe Erich ans Bett gefesselt liegen lassen.«
    Stephan ging zu dem Sarkophag vor dem erlöschenden Feuer und suchte seine Hose aus den Kleidern am Boden heraus. Ann sah zu, wie er sie überstreifte und dann ein Hemd über den Kopf zog. An seinen Bewegungen erkannte sie, wie erschöpft er von der Tortur war. Aber er hatte einen mörderischen Ausdruck in den Augen. Die Stiefel in der Hand, den Rock über dem Arm, marschierte er auf die Treppe zu.
    »Wag ja nicht, ihn zu töten, Stephan Sincai«, rief Ann ihm nach. »Sein Blut soll nicht an unseren Händen kleben.«
    Er presste nur die Lippen zusammen, ohne Ann anzusehen, und sie folgte ihm die Treppe hinauf, so schnell sie konnte. An einer Abzweigung im Gang blieb er stehen, nicht sicher, wie er in das Haus gelangen sollte. Die Schwestern mussten ihn in die Krypta hinunterversetzt haben.
    Ann drängte sich an ihm vorbei. »Hier entlang.« Durch die – längst nicht mehr – geheime Tür neben dem Kamin gelangten sie in Anns Kinderzimmer und begaben sich von dort aus zu dem Raum ihres Onkels. Erich lag noch immer, ans Bettgestell gefesselt, in dem mit Goldfäden durchwirkten Hausmantel, der gelben Hose und den marokkanischen Pantoffeln auf dem Bett. Er riss ängstlich die Augen auf, als er sie sah. Im selben Moment nahm Anns scharfes Gehör das Geräusch von Kutschenrädern und Pferdehufen auf dem Kies in der Einfahrt wahr. Ein entsetzter Schrei ließ darauf schließen, dass jemand die Leichen der Wachen schon entdeckt hatte.
    »So, Van Helsing«, stieß Stephan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du willst also mit Vampiren spielen? Das ist eine gefährliche Übung, Freundchen.«
    Erich wimmerte und drückte sich in die Kissen, als könnte er durch die Matratze und den Boden versinken und entkommen. Mit grimmiger Miene beugte sich Stephan über ihn. Van Helsing schrie auf, und der Geruch von Urin durchzog den Raum, als ein dunkler Fleck auf seiner Hose erschien.
    »Stephan!«, rügte Ann ihn scharf.
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu und riss dann die Krawatte los, mit der Erichs rechte Hand an den Bettpfosten gefesselt war. Ann atmete erleichtert auf. Innerhalb weniger Sekunden hatte er ihren Cousin auch von den anderen Fesseln befreit und packte seinen Arm in einem Griff, den Ann nur zu gut kannte. »Komm mit, du feige Ratte!« Er stopfte seine Stiefel und seinen Rock unter den rechten Arm und trieb Erich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Van Helsing schniefte und zitterte vor Angst.
    Draußen hörte Ann, wie Jennings jemandem etwas zurief – war es der Fleischer, der so früh am Morgen kam? Gott sei Dank war wenigstens der gute Jennings noch am Leben! Sie würden den Gehilfen des Fleischers losschicken, um Unterstützung zu holen. Bald würde es auf Maitlands von Eindringlingen wimmeln, und Jennings und der Fleischer konnten jeden Augenblick ins Haus kommen. Trotzdem schleifte Stephan Erich in die Küche.
    Ann war nicht sicher, ob sie es verkraften würde, Polshams und Mrs. Simpsons Leichen noch einmal zu sehen, doch sie wagte auch nicht, Erich Stephan ganz zu überlassen. Schließlich blieb sie mit abgewandtem Blick in der Küchentür stehen.
    Stephan ging zu dem großen Holzklotz, in dem die Küchenmesser steckten.
    Die Eingangstür flog auf. »Polsham!«, hörte Ann Jennings brüllen. »Mrs. Simpson? Alles in Ordnung mit Ihnen?« Füße rannten durch die Halle. Mehrere Paar Füße.
    Stephan schien nicht im Mindesten beunruhigt zu sein, wie Ann nun feststellte. Er legte den Rock und die Stiefel auf den Tisch, zog ein langes Messer aus dem Block und schleifte den

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