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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Frau geben, Stephan! Ich hätte ihn dafür hassen können, aber ich liebte ihn, weil ich seine Gründe verstand.« Ein besorgter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Du liebe Güte, jetzt denkst du vielleicht noch, dass ich das ernst meine! Ich weiß alles über dich, die Mayas, Tibet, Beatrix und Asharti. Verstehst du nicht, dass dein Kampf, den rechten Weg zu finden, für mich eines der bewundernswertesten Dinge an dir ist und ich dich dafür liebe?«
    »Aber ich habe versagt .«
    »Noch nicht.« Sie ließ ein kleines Lächeln über ihre Lippen huschen. »Du lebst noch, nicht?«
    »Oh ja, ich lebe noch.«
    »Ich sehe die Last auf deinen Schultern«, fuhr sie leise fort. »Du hast heute versucht, Freya diese Last zu nehmen. Doch niemand kann sie einem anderen abnehmen. Ich kann dich nicht von deiner Last befreien.«
    Was versuchte sie, ihm begreiflich zu machen? Freya? Was hatte er Freya gesagt? Dass er ihr keine Schuld gab. Dass sie sich nicht schuldig fühlen solle. Unwillkürlich zog er scharf den Atem ein. War es das, wovon Ann sprach? Aber Freya hatte eine Entschuldigung. Sie war die Tochter dieses alten Satans, Himmelherrgott noch einmal, und sie hatte dreitausend Jahre mit Rubius’ erdrückender Persönlichkeit gelebt! Freya hatte Gründe gehabt, so zu handeln. Aber welche Entschuldigung hatte er für seine Verbrechen? Bedenkenlose Ignoranz? Dummheit? Er trat einen Schritt zurück. »Ich bin es nicht wert, dass du mich liebst, Ann«, erklärte er. »Eines Tages wirst du das erkennen. Und glaub mir, ich sage immer die Wahrheit, auch wenn es das war, was Beatrix von mir fortgetrieben hat. Sie kam irgendwann zum gleichen Schluss. Sie ist über mich hinausgewachsen.« Die Qual, die ihm den Magen zusammenkrampfte, drängte ihn, sich abzuwenden und sich im dunkelsten Winkel der Höhle zu verkriechen.
    »Gut. Nun hast du es mir gesagt«, erwiderte Ann ganz nüchtern. »Und ich betrachte mich als gründlich vorgewarnt.«
    Der Verzweiflung nahe, ließ Stephan den Blick über das Gestein, den leise dahinrauschenden kleinen Bach und die flackernden Kerzen schweifen. Als er sich endlich wieder erlaubte, ihn auf Anns Gesicht zu richten, wirkte sie sehr nachdenklich.
    »Also gut, Stephan, dann wollen wir doch einmal ganz offen sein«, sagte sie. » Ich glaube, die Wahrheit ist, dass du mich für oberflächlich und feige hältst, weil ich mich so viele Jahre in meinem Kinderzimmer verkrochen habe. Wahrscheinlich habe ich auch einfach nicht genug Erfahrung für dich. Du denkst, du würdest meiner müde werden, auch wenn du mich im Moment noch sehr begehrst.«
    Er verdrehte die Augen. »Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben!«
    »Genauso ernsthaft, wie du annimmst, dass ich dich nach allem, was ich über dich weiß, nicht länger lieben könnte. Ich weiß alles über dich, und ich liebe alles, was ich von dir weiß. Ich möchte eine Chance, dich weiterzulieben. Ist das so verkehrt von mir?« Plötzlich wollte sie nicht länger diskutieren. Sie spürte ein so pures, hemmungsloses Verlangen in sich aufsteigen, dass es schon beinahe beängstigend war. »Falls irgendwo schon einmal eine erste Liebe von Dauer war, könnte die meine die nächste sein, nicht wahr? Könntest du diese Möglichkeit in Betracht ziehen? Du hast mir heute Nacht vertraut. Das konnte ich in deinen Augen sehen«, flüsterte sie. »Du hast dich mit mir in den Abgrund gestürzt.«
    Er stand da wie erstarrt. »Genau wie du.«
    Sie nickte mit großen Augen.
    Ja, er würde sich bedenkenlos in jeden Abgrund stürzen, wenn er ihr damit einen Moment des Schmerzes oder der Gefahr ersparen könnte. Sie bat ihn, genug Vertrauen in sie zu setzen, um sich von ihr lieben zu lassen. Das konnte er. Doch sie bat ihn auch, sich selbst endlich zu verzeihen und daran zu glauben, dass er es verdiente, geliebt zu werden. Und das war in der Tat ein Abgrund! Konnte er so viel Mut aufbringen wie dieses schlanke, so ätherisch anmutende Mädchen? Der Himmel stehe ihm bei, denn das musste er, oder er würde sie dazu verdammen, unglücklich zu sein.
    »Ich werde es versuchen. Ich verspreche dir, dass ich es versuchen werde«, sagte er bewegt, und trat zu ihr und nahm sie in die Arme. Er hatte Angst, er könnte sie erdrücken, doch er wusste auch, wie stark sie jetzt trotz ihrer Zartheit war. Stark vom Lied des Gefährten, der in ihren Adern sang. Darauf musste er vertrauen. Er wusste, dass sie sein Einverständnis spüren würde. Die Verpflichtung, die er einging, brannte in ihm

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