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Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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Bars, aus denen ab und an Stimmen und Musik zu hören waren.
    Ein eisiger Wind peitschte mir ins Gesicht und ich schlang die Arme fest um meinen Oberkörper. Es war jedoch nicht nur die Kälte, die mich frösteln ließ, sondern ein eigenartiges Unbehagen, das sich in mir ausbreitete. Dann begann es auch noch zu schneien und innerhalb kürzester Zeit war der Asphalt mit einer dünnen, weißen Puderschicht bedeckt. Als der Wind und das Schneegestöber noch heftiger wurden, schlug ich den Kragen meiner Jacke nach oben und senkte meinen Kopf, um mich ein wenig vor der eisigen Kälte zu schützen.
    Eine halb zerrissene, braune Papiertüte verfing sich in einem meiner Absätze und hätte mich fast zum Stürzen gebracht. Genervt entfernte ich das anhängliche Papier und schleuderte es zur Seite.
    »Sieh zu, dass du Land gewinnst«, schnaubte ich und ganz so als hätte die Tüte mich verstanden, machte sie sich raschelnd davon.
    Jedes Mal, wenn ich einen der finsteren Versorgungswege passierte, die zwischen den gewaltigen Gebäuden auftauchten, fuhr mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Übelriechende Müllcontainer standen dort an den Hauswänden und aus den Gullideckeln quollen dichte, weiße Dampfschwaden. Das wäre die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm, dachte ich und im selben Augenblick richteten sich meine Nackenhaare auf.
    Automatisch begann ich leise vor mich hinzusummen, so wie ich es immer tat, wenn ich spürte, dass die Angst die Oberhand gewann.
    Diesmal musste die amerikanische Nationalhymne daran glauben und John Stafford Smith, der als Schöpfer der Melodie gilt, hätte sich im Grab herumgedreht, wenn er meine Version zu Ohren bekommen hätte.
    Dann zuckte ich plötzlich zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Hatte da eben jemand um Hilfe gerufen? Ich lauschte angestrengt in die nachtschwarze Gasse rechts neben mir und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können, doch ich konnte nichts erkennen.
    »Na toll, Kopfschmerzen und nun auch noch Wahnvorstellungen«, sagte ich laut zu mir selbst und wollte gerade weitergehen, als ich es erneut hörte, eine Art Wimmern, das eindeutig aus der Gasse neben mir kam. Ich öffnete den Mund um etwas zu rufen, überlegte es mir jedoch anders und wartete ab, während ich unschlüssig von einem Bein auf das andere trat.
    Noch während ich mich fragte, ob es vielleicht die Laute eines Tieres gewesen waren, ertönten die schluchzenden Worte einer Frau.
    »Nein, nein, bitte nicht«, flehte diese mit zittriger Stimme. Unsicher trat ich einige Schritte nach vorn, blieb dann aber erneut stehen und hielt inne. Was um alles in der Welt sollte ich denn jetzt tun? Ich hatte weder ein Handy, um Hilfe zu rufen, noch die Kraft oder Kenntnisse, um mich gegen einen Angreifer zu wehren und ganz offensichtlich befand sich dort in der Dunkelheit eine Frau, die dringend Hilfe benötigte.
    Mir war klar, dass ich mich selbst in Gefahr brachte, wenn ich noch tiefer in die Gasse hineingehen würde, aber was blieb mir denn anderes übrig? Sollte ich die Hilferufe einfach ignorieren? Meine Knie begannen zu zittern und all meine Sinne schienen zu schreien »Lauf weg«, doch ich hörte nicht auf sie.
    Ich atmete tief ein, als könne ich mit der kühlen Nachtluft auch eine gehörige Portion Mut in mir aufnehmen, straffte meine Schultern und rief mit lauter, selbstbewusster Stimme:
    »Hallo, ist alles in Ordnung?«
    »Bitte helfen sie mir«, keuchte eine Frauenstimme, dann hörte ich ein lautes Scheppern, so als pralle jemand heftig gegen einen der blechernen Müllcontainer, gefolgt von einem gequälten Aufschrei.
    Ich dachte keine Sekunde mehr nach, sondern rannte los, geradewegs in die Richtung, aus der ich den Hilferuf vermutete. Meine Absätze klapperten laut zwischen den eng zusammenstehenden Gebäuden und ich hatte große Mühe nicht auf der glatten Straßenoberfläche den Halt zu verlieren.
    »Ich warne euch, ich habe eine Waffe und ich werde sie auch benutzen, wenn es nötig ist«, schrie ich, während ich immer tiefer ins Ungewisse lief, mit nichts als meinem Schlüsselbund in der Hand, den ich drohend in die Höhe hielt. Die Situation erinnerte mich an einen Film, den ich erst einige Wochen zuvor gesehen hatte und in dem ein Serienmörder nachts durch die Straßen geschlichen war und unzählige Menschen verstümmelt hatte. Sofort verbannte ich diese Erinnerung aus meinem Kopf und verbot mir solch absurde Gedanken.
    Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und

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