Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Monaten?«
»Besser zu früh, als zu spät«, flötete sie, während ich schon für einen Grippevirus betete, der mich heimsuchen sollte, um mir die Hochzeit in diesem Kleid zu ersparen. Da jedoch noch nie eines meiner Gebete erhört worden war, machte ich mir auch diesmal keine großen Hoffnungen. Es blieben ja noch einige Monate Zeit und mit etwas Glück konnte ich meine Schwester davon überzeugen, das Design der Brautjungfernkleider noch einmal zu überdenken.
»Naja, wenigstens ist die Farbe annehmbar«, sagte ich leise.
Während ich immer noch tief in Gedanken versunken auf das Kleid starrte und sogar ein Studium im Ausland in Erwägung zog, um mein Fernbleiben zu rechtfertigen, hatte ich gar nicht bemerkt, dass Kimberly plötzlich neben mir stand. Die Hände in die Hüften gestemmt, sah sie argwöhnisch auf mich herab.
»Und du bist sicher, dass du nicht mitkommen möchtest?« Ich blickte erschrocken auf und schüttelte dann energisch den Kopf. Nichts in der Welt konnte mich dazu bewegen, auf eine dieser High Society Partys zu gehen, für die sich Kimberly gerade in Schale warf.
»Nein, ist schon in Ordnung. Ich bleibe hier und mache mir einen ruhigen Abend. Du weißt, wie sehr ich solche Partys hasse und außerdem fühle ich mich nicht wohl«, schwindelte ich und hustete theatralisch. Sie verzog ihr hübsches Gesicht zu einer Grimasse und kniff die Augen zu zwei Schlitzen zusammen.
»Kann es sein, dass du einfach keine Lust hast und nun nach einer Ausrede suchst, um nicht mitkommen zu müssen?«, wollte sie wissen.
»Wie kommst du auf so eine absurde Idee?«, entgegnete ich entsetzt und spürte, wie mir die Röte in die Wangen kroch. Wie sehr beneidete ich die Menschen, die ohne mit der Wimper zu zucken, dass Blaue vom Himmel lügen konnten, doch leider gehörte ich nicht zu dieser Spezies.
»Auf dem Empfang sind viele reiche Junggesellen, die sicher erfreut wären, dich kennenzulernen.« Kim zwinkerte mir verschwörerisch zu und wackelte anzüglich mit den Brauen. Ich verdrehte stöhnend die Augen.
»Du tust es schon wieder«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und funkelte sie vorwurfsvoll an.
»Was denn?«, wollte sie wissen und wirkte wie die Unschuld in Person.
»Du versuchst mich zu verkuppeln, obwohl ich dich gebeten habe das zu lassen«, zischte ich sie an. Als Kimberly begann, mir die Vorzüge einer Beziehung zu erläutern, wechselte ich rasch das Thema, denn sich auf eine solche Diskussion mit ihr einzulassen, bedeutete unweigerlich eine Niederlage.
»Wo ist eigentlich Christopher?«
»Er muss länger arbeiten und kommt dann direkt auf die Party. Der Arme hat so viel zu tun, das kannst du dir gar nicht vorstellen. In letzter Zeit sehe ich ihn nur noch beim Frühstück, und wenn er spät abends nach Hause kommt«, erklärte sie mit einem lauten Seufzen.
Bei ihren Worten legte sich ein Schatten über ihr Gesicht und es war nicht zu übersehen, dass sie sich mehr gemeinsame Zeit mit ihrem Verlobten wünschte. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte sie umarmt, aber so wie ich Kim kannte, würde die sofort in Tränen ausbrechen und somit ihr ganzes Make-up ruinieren, für das sie eine halbe Ewigkeit gebraucht hatte. Um sie von ihren düsteren Gedanken abzulenken, deutete ich auf ihr taubenblaues Abendkleid.
»Du siehst hinreißend aus«, lobte ich sie und sogleich hellte sich ihr Gesicht auf und sie schenkte mir ein versöhnliches Lächeln.
»Ja, nicht wahr«, entgegnete sie und drehte sich wie eine Ballerina um die eigene Achse. Ich lachte laut auf und schüttelte belustigt den Kopf, denn das Selbstbewusstsein meiner Schwester war wirklich durch nichts zu erschüttern.
Dann kramte sie in der zu dem Kleid passenden Handtasche und zog eine Visitenkarte heraus, die sie mit einem Augenzwinkern vor mir auf den Tisch legte.
»Falls du es dir doch noch anders überlegst, ruf dir einfach ein Taxi und komm nach. Hier ist die Adresse.«
»Vielleicht«, antwortete ich, obwohl ich mir sicher war, dass ich heute keinesfalls mehr das Haus verlassen würde. Ich liebte Kim, doch dieses zu fleischgewordene Energiebündel war auch ungemein anstrengend und so freute ich mich auf einen ruhigen und entspannten Abend, allein in dem großen Penthouse. Außerdem war mir von den paar Schlucken Wein, tatsächlich ein wenig übel, und da mein Körper Alkohol nicht gewohnt war, würde ich sicher auch bald schläfrig werden.
Als der Taxifahrer klingelte, verabschiedete sie sich mit einer Kusshand,
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