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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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verlangt. Es ist schade,
schade um ihn, doch unabänderlich. Für meine Launen kann ich schließlich
nichts. Man kann sie mir nicht vorwerfen, ich hatte sie schon als Mensch.
    Ihn zu töten, der Tötungsakt an sich, würde
ihr sogar Freude bereiten, wenn sie ehrlich war. Sicher wäre es begleitet von
Schmerz. Aber musste Schmerz denn immer schlecht sein? Es war Teil des Lebens,
und wer, wie sie, nicht mehr fähig war, ihn körperlich zu empfinden, führte ihn
sich auf anderem Wege zu. Oder fügte ihn sich zu.
    War sie denn wirklich unfähig, körperlichen
Schmerz zu empfinden?
    Ein plötzliches Stechen in ihrer Brust schien
sie gerade in dem Moment, als sie darüber sinnierte und seine Möglichkeit
verleugnete, belehren zu wollen. Erstmals seit Jahrhunderten spürte sie tatsächlich
Schmerz.
    Es war ein grausamer Schmerz, der ihr etwas sagen,
etwas mitteilen wollte. Er sprach vom nahenden Tod eines Wesens, mit dem sie tief
verbunden war. Und dessen Trennung von ihr gerade begonnen hatte.
    MIRCEA!, schrie eine Stimme in ihr.
    Mircea stirbt!
    Und du kannst es nicht verhindern.
    Oder?
    Die Hand in Franz‘ Haar packte zu und riss
ihn hoch, während sie halb aufstand. Benommen schaute sie sich um, versuchte,
sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Es fiel ihr schwer. Aus den
Augenwinkeln sah sie Franz‘ von Qualen gezeichnetes Gesicht. Sie hatte seinen
Nacken überdehnt, sein Genick würde brechen, wenn sie ihn nicht gleich losließ.
    Also ließ sie ihn los.
    Er plumpste ins Gras und wälzte sich am
Boden. Er stöhnte.
    „Stell dich nicht so an!“, fuhr sie ihn an.
„Nur weil ich dich etwas härter anfasse, musst du dich nicht wie ein kleines
verhätscheltes Schulmädchen gebärden.“
    „Was hab ich denn falsch gemacht?“, jammerte
Franz. „Ich hab doch gar nichts falsch gemacht.“
    Wie schwindlig ihr mit einem Mal war. Kaum
hatte sie sich aufgerichtet, schwankte sie wie ein Schilfrohr im Wind. Was war
los? Waren die Geschosse schuld, die in ihren Leib gefeuert worden waren?
    Höchstwahrscheinlich, aber das war nicht
schlimm. Ein wenig Blut würde sie schnell wiederherstellen. Ein paar Tropfen des
kostbaren Blutes. Oder ein paar Tropfen mehr.
    Sie stützte sich an Franz ab, der
mittlerweile in die Hocke gegangen war. Verständnislos war sein Blick. Wie so
oft ahnungslos wie ein Baby. Normalerweise amüsierte sie sich darüber. Heute
nicht. Mircea starb. Oder war schon tot. Sie musste zu ihm. Nur das war
wichtig.
    „Franz“, sagte sie, „leg deinen Kopf in den
Nacken.“
    Diesmal reagierte er sofort. Zaudernd zwar
und so quälend langsam, dass sie nachhelfen musste mit brutaler Gewalt, aber
immerhin bezeigte er ihr Gehorsam.
    Sie fand die Male und versenkte ihre oberen
Eckzähne darin. Ein Blutstrahl fuhr in ihren Rachen und rann ihre Kehle hinab,
belebendes frisches Blut. Wie durstig sie war. Und wie ungeduldig. Sie musste
sich beherrschen, um ihn nicht vollends auszusaugen. Beinahe hätte sie in ihrem
Rausch auch die unteren Zähne in sein Fleisch getrieben und ihn mit einem Biss
getötet. Bei ihren nicht so kostbaren Opfern tat sie es auf diese Weise. Bei
denen mit gewöhnlichem Blut. Die sie aussoff wie Einwegflaschen und dann in
Restmülltonnen entsorgte.
    Sie musste sich abwenden, um sich zu fassen.
Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, dass seine Halsschlagader weiter
pulsierte. Sie drückte zwei Finger gegen die Male und leckte anschließend mit
der Zunge darüber. In der richtigen Menge angewandt, stillte ihr Speichel
Wunden. Seit sie zum Vampir wurde, war das so. Erklären konnte sie dieses
Wunder nicht.
    Die Gräfin erhob sich. Sie spürte, wie ihre
Kraft zurückkehrte. Im Vollbesitz ihrer Kräfte könnte sie in weniger als einer
Sekunde bei Mircea sein, aber soweit war es noch nicht. Es brauchte seine Zeit,
bis sie wieder die Alte war. Der Schwindel würde erst allmählich nachlassen.
Für den Moment musste sie mit ihrer körperlichen Schwäche leben. In einem
Jahrhunderte andauernden Leben waren ein paar Stunden schließlich nichts. Es
war kaum ein Wimpernschlag.
    Mit einem Sprung war sie beim Haus. Sie
landete auf allen Vieren wie eine Katze, stand auf und … und musste sich haltsuchend
gegen die Hausmauer lehnen. Das Stechen in der Brust war zurückgekehrt, stärker
als zuvor. Sie krümmte sich. Sie spürte Mirceas Todeskampf. Sie spürte, dass es
gleich vorbei war. Er starb. Für immer. Dann würde sie allein sein. Ebenfalls
für immer.
    Ein furchtbarer Schrei kam aus der Tiefe
ihrer Kehle.

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