Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Namen dieses Mannes. Vorsichtig stieg ich über eine blutgetränkte Schnur, die seinen – ähm – Huf hielt, um mir seinen Rücken anzusehen. Ich musste mich dazu zwingen, alles genau zu mustern, um die Sache vielleicht aufklären zu können. Als ich einen Ansatz von Schwanz entdeckte, verkrampfte sich mein Magen. Ich hatte einen kurzen Blick auf das Schulfoto erhascht, bevor Ivy sich abgewandt hatte, und das verursachte mir noch mehr Bauchgrimmen. Hier war genauso ein Pentagramm unter dem Körper gezeichnet worden wie in der Schule. Es wurde relativ häufig bei höheren Zaubern eingesetzt, aber niemals mit Blut gezogen. Jemand spielte den Dämon.
»Die Opfer in der Schule waren schon stark verwest, als wir sie gefunden haben«, sprach Nina weiter und lenkte mich damit ab, »aber es war offensichtlich, dass sie gefesselt worden waren. Das zweite Opfer hatte man betäubt. Bei diesem Mann wissen wir es nicht. Die Tests sind noch nicht durch, aber er wurde offensichtlich gegen seinen Willen festgehalten.«
Jenks hob mit wütend klappernden Flügeln von meiner Schulter ab. »Verwest?!«, rief er angewidert. »Bei diesem Wetter? Wie lange waren sie denn schon tot?«
Nina ignorierte seinen Ausbruch. »Die drei in der Schule waren zwischen acht und zehn Tage tot. Wir wissen, dass sie am vierten als vermisst gemeldet wurden, aber wir sind uns nicht sicher, wie lange sie schon tot waren, bevor wir sie am Dienstag fanden.«
Dienstag? Wie, vor drei Tagen?
»Da soll Tink doch eine Ente poppen!«, rief Jenks. »Was habt ihr getrieben? Euch auf eure Daumen gesetzt und im Kreis gedreht?«
»Jenks!«, rief ich, während der untote Vampir einem Teil seines Ärgers Luft machte, indem Nina die Augen zusammenkniff. Die Wut war nicht gegen uns gerichtet, und das verriet mir, dass er auch nicht gerade glücklich damit war, wie die Untersuchung gelaufen war.
»Soweit wir es sagen können, starben sie wahrscheinlich zwischen dem achten und dem zehnten.«
Ich wollte wirklich raus aus diesem Pavillon, aber gleichzeitig wollte ich auch nicht zimperlich wirken.
»Sie sind durch Magie gestorben, nicht am Blutverlust«, fügte sie hinzu, dann hielt sie den Atem an, als eine Windboe die blutverkrusteten Haare des Mannes bewegte. »Das kam erst danach. Abgesehen von dem Mädchen in der Schule sind sie an einem falsch ausgeführten Verwandlungszauber gestorben. Sicher können wir uns erst nach der Autopsie sein, aber wenn dieser Mann ins Muster passt, dann sind seine Innereien genauso entstellt wie sein Äußeres. Sie sind gestorben, weil ihre Körper einfach nicht funktionieren konnten.«
Jenks brummte angespannt neben meinem Ohr, und er verlor stetig grünen Staub. »Hey, Rache, macht es dir was aus, wenn ich mal bei den ansässigen Pixies nachfrage? Sie sind noch nicht in Winterruhe.«
Nina versteifte sich. Es war eine winzige Bewegung, die ich wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte, wenn ich nicht danach Ausschau gehalten hätte. Der tote Vampir hielt es für Zeitverschwendung, aber ich nickte. »Gute Idee, Jenks.«
»Bin gleich zurück«, sagte er und verschwand. Ich wünschte mir, ich könnte auch einfach davonfliegen.
»Wessen Blut hat die Zauber aktiviert, die das hier angerichtet haben?«, fragte ich. Langsam bekam ich ein wirklich übles Gefühl bei der Sache. Drei tote Teenager, dann ein paar Tage später ein zweites Opfer und wenig später Thomas.
»Was für eine interessante Frage.« Nina wich ein Stück zurück und lehnte sich gegen das Geländer. »Wir haben das nicht so schnell begriffen – Ms. Morgan.«
Ihre Haltung verriet mir, dass ich ihrer Meinung nach zu viel wusste. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht brauchte man einen Dämon, um einen Dämon zu fangen. »Wessen Blut hat die Zauber entzündet, die das hier angerichtet haben?«, fragte ich wieder, diesmal durch zusammengebissene Zähne.
»Bei den Jugendlichen in der Schule war es ihr eigenes. Das zweite Opfer starb an einem Zauber, der durch das Blut von einem der Teenager aktiviert wurde. Wir wissen noch nicht, wessen Blut bei diesem Mann im Spiel war.«
Entmutigt ließ ich die Schultern hängen. Ivy, die zwischen dem blutigen Boden und einem der Fotos hin und her sah, um die Glyphen zu vergleichen, suchte meinen Blick und erkannte meine Sorge. Dreck, sie hangelten sich weiter, indem sie immer das Blut des letzten Opfers nahmen, um damit das nächste zu fangen und an ihm zu experimentieren. Ich legte eine Hand auf den Bauch und musterte das Pentagramm
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