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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Super.

6

    David brachte seinen gut geheizten, grauen Sportwagen vor einem verlassenen Laden zum Stehen. Ich starrte aus dem Fens ter in die neblige Schwärze der Nacht, die wunderbar zu meiner Laune passte. Selbst der vertraute Geruch von Werwolf, der sich mit Davids teurem Rasierwasser vermischte, half mir nicht. Hier gab es keine geparkten Autos, keine Spaziergänger. Der Regen hatte das sonst so belebte Inderlander-Viertel vollkommen ge leert. Es war ein Uhr morgens in einem üblen Teil der Stadt, aber in Begleitung eines Alpha-Wolfs und eines wütenden Body guards, würde mir nichts passieren, selbst wenn Davids Auto wahrscheinlich auf drei Autoknacker-Listen stand. Ich war auch schon allein in schlimmeren Vierteln unterwegs gewesen.
    David schaute über die Straße hinweg zu einer heruntergekommenen Ladenfront. Die Fenster waren mit alten Bandpostern überklebt. Es sah aus wie eine Mischung zwischen einem Schönheitssalon und einem Motorrad-Outlet, und plötzlich verstand ich, dass der Laden gar nicht verlassen, sondern geschlossen war. Emojin’s stand in verblassten goldenen Buchstaben auf der Tür. Sie haben zu , dachte ich beim Anblick der dunklen Fenster. Ich danke dir, Gott .
    »Danke, Rachel. Ich weiß das wirklich zu schätzen«, sagte David. Wayde, der mit heftigem Kopfweh auf dem Rücksitz saß, schnaubte nur.
    »Es sieht aus, als wäre geschlossen«, murmelte ich, ohne einen der beiden anzuschauen.
    David öffnete seine Tür, und sofort glitt der Geruch von altem Müll und nassem Asphalt in den Innenraum. »So ist es auch. Du hast bereits fünf Termine abgesagt – sie rechnen nicht damit, dass du wirklich auftauchst. Warte hier, bis ich weiß, ob sie dich reinlassen.«
    Wayde öffnete ebenfalls seine Tür, stellte stöhnend seine Füße auf die Straße und streckte sich vorsichtig. »Ich werde schauen«, sagte er. »Wenn ich nicht in Bewegung bleibe, werde ich steif.«
    David lehnte sich wieder in den weichen Ledersitz und schloss die Tür. »Ich werde mit Rachel hier warten«, versprach er. Wayde knallte die Tür ein wenig härter zu, als es nötig gewesen wäre. Ich wusste, dass er wegen der angeschlagenen Rippen sauer war, aber er hätte einfach nicht versuchen sollen, mich über der Schulter aus der Kirche zu tragen.
    Wayde klopfte gegen das Fenster und starrte mich böse an. »Du benimmst dich wie ein Trottel. Entschuldige dich.«
    Ich verzog höhnisch das Gesicht und hätte ihm fast den Stinkefinger gezeigt.
    Wayde ging leicht humpelnd über die Straße zu dem Tattooladen. Er schob seine Hand durch die weit auseinanderliegenden Gitterstäbe und klopfte an das dicke Glas. Er wirkte mit seinen dicken Armeestiefeln, dem rauen Segeltuchmantel und den verblassten Jeans ganz so als wäre er in dieser Gegend zu Hause. Hinten im Laden ging ein Licht an und ich wandte mich ab. Super. Es war noch jemand da.
    »Ich meine es ernst«, sagte David. Er drehte die Heizung runter und ich seufzte. »Ich weiß zu schätzen, dass du das tust, aber wenn du nicht willst, ist das auch in Ordnung. Ich verstehe es.«
    Aber es war nicht in Ordnung, und das wusste ich auch. Wayne hatte recht. Ich benahm mich wie ein Trottel, und außerdem ziemlich kindisch. »Ich will das«, sagte ich mürrisch, ohne aufzublicken. »Es tut mir leid, dass ich mich so angestellt habe. Ich bin nur etwas nervös deswegen. Wirklich.«
    David lachte, dann wurde er wieder ernst. »Ich versuche, mich aus deinen Angelegenheiten rauszuhalten …«, setzte er an.
    »Ich weiß.« Ich sah ihm in die Augen. »Das weiß nun wieder ich zu schätzen.«
    »Aber ich werde mich um einiges besser fühlen, wenn du endlich deine Rudeltätowierung hast«, beendete er seinen Satz und seine Augen wirkten in der Nacht noch dunkler. Die Scheibenwischer quietschten hin und her, bis er sie ausschal tete. »Du bist ohne deine Magie verletzlich. Ein Mann mit einem Lieferwagen und ein zweiter mit einem Wattebausch voller Chloroform, und du bist weg.«
    »So schlimm ist es nicht«, meinte ich, aber mir war nicht ganz wohl dabei, weil Trent mir schließlich in anderen Worten mehr oder minder dasselbe gesagt hatte.
    »Doch, ist es«, sagte er mit zusammengezogenen Brauen. »Besonders jetzt, wo du das eine verloren hast, was dir wirklich geholfen hat: deine Anonymität. Du bist ein Dämon mit eingeschränkter Magie, eine Trophäe für jeden selbst ernannten Magie-Möchtegern auf dieser Seite des Mississippi, der sich einen Namen machen will. Ich habe nicht vor, deine

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