Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
erinnere mich nicht an ihren Namen, aber der Ring passt zu einer Beschreibung. Er gehört einer Hexe, die letzten Freitag verschwunden ist.«
Glenn ließ die Hand los, und die deformierte Faust fiel mit einem dumpfen Geräusch zurück auf den Körper.
Wie betäubt stand ich über ihr und zwang mich, genau hinzusehen. »Hast du dir gemerkt, ob sie Konduktorin des Rosewood-Syndroms war?« Aber ich wusste die Antwort eigentlich schon.
Glenns Augen verrieten seine Trauer. »Ja. Das waren sie alle.«
Nina kniff die Augen zusammen als hätten wir ihr etwas vorenthalten. »Rosewood? Die Blutkrankheit? Sie waren alle Überträger? Wann wollten Sie mir das mitteilen?«
»Ich habe es erst heute Morgen bestätigt«, meckerte Glenn zurück. »Wann wollten Sie mir mitteilen, dass Rachel einen neuen Tatort gefunden hat?«
Jenks versuchte, in mein Blickfeld zu fliegen. »Was willst du noch, Rache? Soll Gott dir ein Telegramm schicken? Ich weiß, dass du denkst, du wärst in Sicherheit, aber du musst dich verstecken, und zwar sofort! «
»Mir geht’s gut«, hauchte ich. Mein Blick war unverwandt auf die Hand der Frau gerichtet. Die Haut war rot und aufgerissen, als hätte der Körperteil versucht, sich in einen Huf zu verwandeln, und sie hätte es allein mit ihrer Willenskraft verhindert. »Sie hält etwas in der Hand.«
Glenn zögerte und seufzte schwer, als Nina ungeduldig winkte. Dann warf er das Protokoll über Bord und zwang ihre Finger auseinander. Jenks ließ sich herabfallen, dann schoss er mit etwas Glänzendem in den Armen zu mir zurück. »Hey!«, protestierte Glenn, aber da ich den Pixie nicht landen ließ, musste er seine Beute schließlich direkt in die Beweismitteltüte fallen lassen, die Glenn hastig geöffnet hatte.
»Es ist ein Stück Spiegel!«, sagte er, als Glenn die Tüte schloss und beschriftete.
»Jetzt kannst du es dir anschauen«, sagte er und gab es an mich weiter. Jenks landete auf meinem Handgelenk. Ich hatte schon Beweise durch Beweismitteltüten betrachtet. Zusammen spähten wir auf das daumennagelgroße Stück rot eingefärbtes Glas, und mir rutschte das Herz in die Hose.
»Ich glaube, es ist ein Stück eines Wahrsagespiegels«, sagte ich. Jenks ließ seine Flügel summen.
»Was für ein kranker Scheiß!«, meinte er. Offenbar verstand er nicht, was das bedeutete.
Dämonenmagie; versteckte Leichen, die immer vertrautere Formen annahmen; Blut, das langsam in etwas anderes verwandelt wurde. Das Teilchensuchamulett, das ich benutzt hatte, reagierte auf die Haare des Mannes. Er lag offensichtlich nicht hier, also bedeutete das, dass der genetische Aufbau des Mannes so stark verändert worden war, dass er dem dieser Frau so stark ähnelte, dass der Teilchensuchzauber darauf reagiert hatte. Sie versuchten wirklich, einen Dämon zu erschaffen. Sie versuchten, aus einer Hexe einen Dämon zu machen, und nutzten den fragwürdigen Erfolg bei jedem Opfer, um das nächste Opfer noch weiter zu verändern. Und so wie diese Leiche aussah, kamen sie der Sache immer näher.
»Da ist Blut dran«, sagte ich und gab Glenn mit zitternden Fingern die Tüte zurück. »Wenn es nicht ihres ist, gehört es einem ihrer Foltermeister. Wir können es benutzen, um ein Ortungsamulett anzufertigen und wirklich sie zu finden statt nur einen leeren Raum.«
Glenn verlagerte aufgeregt sein Gewicht, aber ich fühlte mich furchtbar, als ich auf die Frau hinuntersah und ihr schweigend dankte. Sie war entführt worden, man hatte Experimente an ihr durchgeführt und sie gefoltert. Und doch hatte sie uns einen Hinweis hinterlassen und ihn mit ihrem Körper geschützt, in der Hoffnung, dass wir klug genug wären ihn zu finden, ihn zu erkennen und richtig einzusetzen.
»Lassen Sie mich riechen«, sagte Nina. »Dann kann ich Ihnen die Spezies sagen.«
Im Flur erklangen Stimmen. Glenn verzog das Gesicht, brach schnell das Siegel und hielt Nina die Tüte unter die Nase. Sie zuckte zusammen, als der Geruch aufstieg. Jenks und ich beobachteten, wie in ihrem Körper zwei Personen mit zitternden Händen und geschlossenen Augen um Kontrolle kämpften. Als Nina die Augen wieder öffnete, war es der ältere Vampir, der uns daraus entgegenblickte. »Menschlich«, sagte der untote Vampir aufgeregt. »Es gehört einem der Entführer. Wir haben eine Chance. Endlich haben wir eine Chance.«
Ich sah auf die zerstörte Frau vor unseren Füßen und dankte ihr noch einmal. Eine Chance. Das war alles, was ich brauchte.
11
Die Küche war
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