Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
»Rachel hat es uns schon gesagt.«
»Ruhig, Jenks«, mahnte ich. Er klapperte mit den Flügeln, sodass sie kalt über meinen Hals strichen.
»Können wir hier mal eine Säge bekommen?«, schrie Glenn, aber sie waren schon alle weg.
»Zurück«, sagte Nina und stellte sich breitbeinig hin. »Es ist hohl. Ich werde es öffnen.«
Langsam bekam ich bei der Sache ein ungutes Gefühl. Was auch immer unter dem Boden lag, es ähnelte wahrscheinlich dem Mann im Park. Ivy zog mich beiseite und ich stolperte. Ich war völlig auf den neuen Beton konzentriert, der von einem mit dem Kollektiv verbundenen Fluch verborgen wurde. Jemand hatte einen Handel mit einem Dämon geschlossen. Oder, noch schlimmer, sie hatten es geschafft, Dämonenblut zu duplizieren und hatten den Fluch selbsttägig gewunden. Ich wusste nicht, was mir mehr Angst machte.
Mit einem Grunzen knallte Nina ein Ende der Stützstange auf den Boden. Der Zement brach unter dem Schlag, und Jenks hob aufgeregt ab. Wieder schwang der Vampir die Stange, und dieses Mal gab das Metall nach. Das Krachen schien mich bis ins Mark zu erschüttern. Nina stolperte, und Glenn streckte die Hand aus, um sie zu stabilisieren, bevor sie auf die zerbrochene Stelle treten konnte.
»Ich kann es sehen!«, rief Ivy. Sofort wandte ich mich von Nina ab, die unverwandt auf Glenns Hand an ihrem Arm starrte.
»Nun, wenn das nicht die Schöpfung schlägt«, sagte Nina, und ich versteifte mich bei dem alten Ausdruck. Ich musste ihn Dutzende Male von Pierce gehört haben, und das bedeutete, dass der Vampir in Nina mindestens hundertfünfzig Jahre alt war.
Frierend lehnte ich mich über das Loch. »Sie müssen den Zauber zerstört haben«, sagte ich, weil ich es einfach nicht Fluch nennen wollte.
Jenks flog zu dem dunklen Loch, nur um sich sofort die Hand vor den Mund zu schlagen und würgend in die Höhe zu schießen. Ich verstand warum, als er den Geruch von verbranntem Bernstein zu mir schleppte. »Tinks Titten!«, rief er, als er auf Ivys Schulter landete, sich eine Strähne ihres Haares schnappte und sein Gesicht darin vergrub. »Rache, das stinkt mehr als du, wenn du aus dem Jenseits zurückkommst.«
»Danke«, murmelte ich und bemühte mich, etwas zu erkennen, als alle anderen zurückwichen. Der Gestank störte mich nicht mehr – zumindest nicht sehr.
»Das ist verbrannter Bernstein«, sagte Ivy mit einer Hand über der Nase. Sie verzog das Gesicht und sah über die Bruchstelle hinweg zu Nina. »Können Sie es weiter öffnen?«
»Was zur Hölle stimmt nicht mit euch Inderlandern?«, protestierte Glenn. »Ihr könnt das nicht einfach aufbrechen. Gebt mir zehn Minuten, und wir haben eine Säge!«
Aber Nina schlug bereits mit der Regelmäßigkeit eines Metronoms auf den Beton ein. Zementsplitter flogen herum, und wir wichen alle zurück, während der Staub ihren neuen Ho senanzug verdreckte. Glenn wirkte so wütend, als würde Nina gerade seine kleine Schwester zusammenschlagen. Schließlich legte Nina ihre Eisenstange weg und wischte sich mit einer Hand über die Stirn. Sie stemmte die rostverschmierten Hände auf die staubigen Knie und spähte durch die kopfgroßen Betonbrocken in die kleine Höhle darunter. Der Gestank von verbranntem Bernstein war jetzt schwächer, aber dadurch irgendwie durchdringender.
Gleichzeitig krochen Glenn, Ivy, Jenks und ich nach vorne und starrte auf den Leinensack, in dem sich etwas von der Größe eines Hundes verbarg. Der Sack war mit einem MegPaG-Knoten verschlossen.
»Das seht ihr jetzt alle, oder?«, fragte ich. Glenn nickte, ohne aufzublicken. »Dann öffnet es mal besser«, sagte ich und zog mich zurück, während er nach den blauen Handschuhen in seiner Hosentasche griff.
Nina reagierte nervös auf die erneute Verzögerung, doch Glenn zog gelassen die Handschuhe wieder an und beugte sich über den Sack. Seine Finger lösten den Knoten. Ich biss die Zähne zusammen, als er den Stoff zurückklappte und damit die nächste verstümmelte Leiche enthüllte. Sie war zusammengerollt als würde sie schlafen, aber unter zehn Zentimetern Beton. Sie war nur in ein Laken eingewickelt. So wie ihre Glieder verdreht waren, hätte ihr keine Kleidung mehr gepasst.
»Bitte sag mir, dass sie tot war, bevor man sie einzementiert hat«, sagte ich, als ich einen Fuß mit Huf und kurzem Fell entdeckte.
Glenn ließ das Laken fallen und drehte vorsichtig ein gerötetes, geschwollenes Handgelenk. »Sie war gefesselt«, sagte er ausdruckslos.
»Aber nur ein paar
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