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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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Reste von Wade Brockius’ Wohnwagen.
    »Sie haben versucht, ihn zu retten«, sagte Elle Broxton-Howard und legte den Arm um Joe.
    »Ja.« Joe hatte gar nicht mehr an Dick Munker gedacht.
    »Wirklich schade um das kleine Mädchen.«
    Joe schüttelte ihren Arm ab und entfernte sich von ihr und den anderen. Er konnte nicht mal mehr reden und starrte auf die glimmenden Trümmer des Wohnwagens. Das Feuer hatte den Schnee schmelzen lassen und die Erde darunter zum Vorschein gebracht – dunkle Erde und grünes Gras, die so gar nicht zur Umgebung passten. Rußiges Schmelzwasser hatte kleine Furchen in den Schnee gefressen, die an schwarze, spindeldürre Finger denken ließen. Während er das schwarze Metallskelett betrachtete, hatte er die ganze Zeit April vor sich, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Sie hatte aus dem Wohnwagenfenster
geblickt, den Kopf unters Kinn ihrer Mutter geschoben. Ihre Miene hatte ausdruckslos und doch gequält gewirkt. April hatte stets etwas Gequältes. Vielleicht hätte sie nie eine echte Chance gehabt – egal, wie sehr er und Marybeth sich um sie bemüht hätten. Er hatte sie im Stich gelassen, und darum war sie jetzt nicht mehr. Das zerriss ihm das Herz.
    Joe stand da, während der Schnee ihn umwirbelte. Dann drang ein furchtbares Schluchzen aus seiner Brust, das ihm alle Kraft raubte, die er noch besaß. Seine Knie knickten ein, seine Arme fielen herab, und er sank in den Schnee, senkte den Kopf und weinte.

Vierter Teil:
Schneegeister

34
    Zwei Monate waren vergangen, und stärkere Schneefälle hatte es nicht mehr gegeben – nur gelegentlich lag morgens eine dünne Pulverschicht. Selbst im März, wenn es in Wyoming sonst am meisten schneit, gab es keine Niederschläge. Andauernder Sonnenschein in größerer Höhe hatte den warmen Föhnwind Chinook von den Rocky Mountains herab ostwärts wehen und den Schnee in den Tälern schmelzen lassen. In den Bergen allerdings lag er noch zwei bis drei Meter hoch.
    Am ehemaligen Lager der Souveränen warteten die kaputten Schneeraupen wie reglose Kolosse. Ihre Wohnwagen, Wohnmobile und anderen Fahrzeuge waren auch noch nicht weggeschafft und würden wohl bis zum Frühsommer stehen bleiben, wenn die Straßen in die Berge wieder geöffnet wurden und Sattelschlepper mit Tiefladern den Zeltplatz erreichen konnten.
    Ermittler und einige wenige Journalisten ausgenommen, hatte es im Lager seit der Explosion fast keine Besucher gegeben. Im Großen und Ganzen sah es dort noch immer so aus wie an jenem Tag im Januar.

    Gleich nach den Ereignissen in den Bergen war eine interne Untersuchung der Bundesforstverwaltung eingeleitet worden, um zu ermitteln, ob gegen Grundsätze der Behörde verstoßen oder den Vorschriften Genüge geleistet worden war. Das FBI kündigte Vergleichbares hinsichtlich der Aktivitäten von Sonderermittler Dick Munker an.

    Robey Hersig hatte zögernd beim Generalstaatsanwalt in Cheyenne vorgefühlt, ob nicht auch der Staat Wyoming eine Untersuchung der Vorfälle anstrengen sollte, hatte sich aber mit der Begründung, es handele sich um eine Angelegenheit des Bundes, eine Abfuhr geholt.
    Wade Brockius gehörte zu denen, deren Leichen in dem ausgebrannten Wohnwagen gefunden worden waren. Er lag über Jeannie Keeley, als hätte er sie schützen wollen, und Aprils Leichnam wurde neben den Überresten ihrer Mutter gefunden. Auch Eunice Cobb war entdeckt und identifiziert worden. Sie war es, die brennend aus dem Wohnwagen gerannt war. Pfarrer B. J. Cobb kündigte an, er wolle die Bundesforstverwaltung und das FBI wegen rechtswidriger Tötung verklagen und einen Prozesskostenfond mit Sitz in seiner Kirche gründen. Man hatte ihm mitgeteilt, er müsse damit rechnen, dass es bis zum Prozess fünf Jahre dauern würde, falls seine Klage überhaupt zugelassen werde.
    Cobb hatte lauthals gegen den »internen« Charakter der Ermittlungen durch die Bundesbehörden protestiert, eine unabhängige Untersuchung gefordert und vorgeschlagen, das US-Justizministerium solle eine Arbeitsgruppe dafür einsetzen. Sein Vorschlag fand keinerlei Beachtung.
    Melinda Strickland war in Saddlestring geblieben. Sie war zur vorübergehenden Bezirksleiterin der Forstverwaltung ernannt worden und hatte Lamar Gardiners Amt und Schreibtisch übernommen. Zwei weibliche Angestellte hatten schon Beschwerde eingereicht und geltend gemacht, Strickland habe im Zorn mit Büchern nach ihnen geworfen.

    Joe und Marybeth Pickett bezahlten die Beerdigungen von April und Jeannie Keeley mit

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