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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihn suchen. »Was sollen wir also tun, was ist mit |258| den verbleibenden Menschen in Dungun? Wir können sie nicht finden. Vielleicht halten sie sich ebenso versteckt wie ihr bösartiger
     Priester!«
    »Wir kehren heim nach Engil«, sagte Ilana entschlossen und schenkte ihm ein müdes Lächeln.
    »Heim?«, fragte er leise, und sie nickte. »Ja, Tojar vom Stamm der Taluk. Engil soll von nun an auch die Heimat der Taluk
     sein.«
    Er nahm sie hoch, fast so sanft wie Dawon Nona stets behandelt hatte, dann gab er seinen Männern den Befehl, mit der Suche
     aufzuhören. Sie verließen Dungun und wurden auf dem Rückweg nicht ein einziges Mal von den finsteren Kreaturen Muruks angegriffen.
     Sie schwiegen. Frieden hatte sich über Dungun und das Sumpfland gelegt.
     
    Der Hohepriester kroch aus seinem Versteck, als er hörte, wie die Taluk verschwanden. Er schob die schwere Steinplatte des
     Altars zur Seite und zog sich auf dem Bauch liegend über den kalten Steinboden der Tempelhalle. Nona hatte ihm fast alle Kraft
     genommen, die Muruk ihm vor Jahrtausenden geschenkt hatte. Er fror, er fühlte Schmerz, er fühlte sich … menschlich. Ein ekelerregendes
     Gefühl der Schwäche erfüllte ihn, wie er dort auf dem Bauch liegend vorwärts kroch. Verzweifelt rief er seinen dunklen Vater
     an, doch der Gott antwortete ihm nicht mehr. Muruk strafte den Sohn für sein Versagen.
    Die Tempelpforte stand weit offen. Karok kroch weiter bis zu den Stufen. Er erkannte die Leiber seiner toten Krieger und wusste,
     dass Muruk ihm niemals verzeihen würde.
    »Mein Vater!«, rief er aus. »Mein Vater! Ich bin dein Sohn. Lass mich nicht zurück in diesem elenden menschlichen Körper.
     Gib mir meine Macht zurück, und ich werde dich rächen. Dein dunkles Reich wird wieder erstarken. Ich hole zurück, was sie
     sich genommen haben.«
    Karoks Rufe verhallten scheinbar ungehört. Dann sah er die |259| Füße eines Mannes die Treppen hinaufkommen. Zuerst glaubte er, sein Vater sei gekommen, Muruk habe sein Flehen erhört, aber
     es war nur ein Krieger mit zornigem Gesicht. Er kannte dieses Gesicht!
    »Er hört dich nicht, Hohepriester! Er hört nicht auf Versager, die ihn enttäuscht haben.«
    »Ich habe deinem elenden Volk das Leben geschenkt«, ereiferte sich Karok, doch der andere spie auf ihn und drückte ihn dann
     mit dem Fuß zu Boden.
    »Sie sind nicht mehr mein Volk … und du bist nicht mehr der mächtige Hohepriester von Dungun.«
    »Und doch bin ich sein Sohn, der Sohn des Gottes, von seinem Blut«, zischte Karok, während er versuchte, den Fuß des Mannes
     aus seinem Rücken zu bekommen.
    Der andere lachte ihn aus. »Ein Halbgott bist du also … aber du hast Muruk enttäuscht.« Er schlug sich mit der Faust auf die
     Brust und rief: »Höre mich an, Muruk! Wenn dein eigener Sohn dich enttäuscht hat, braucht es vielleicht einen Krieger vom
     Volk der Menschen, mit großem Hass und Rachedurst im Herzen. Gib mir Macht, und ich werde für dich kämpfen!«
    Zuerst geschah nichts, doch dann ertönte ein Donnergrollen gleich einem Gewitter, welches über Dungun hinwegzuziehen schien.
     Die Wolken zogen schneller, und der Himmel verfärbte sich in einem schwefeligen Gelb. Karok schloss die Augen, als der Andere
     sein Schwert zog. Er wusste, dass er verloren war. Sein Vater hatte sich von ihm abgewandt.
    »Ein wenig deines mächtigen Blutes wird wohl noch in deinen Adern fließen, Hohepriester … und der Gott schenkt es mir, Mador,
     seinem ergebenen Diener!«
    Karok spürte, wie Madors Schwert seinen Körper durchstieß, ein grauenvolles menschliches Gefühl, wie es schmerzhaft sein Fleisch
     durchdrang, dann breitete sich Finsternis in ihm aus.

|260| Salas Geschenk
    Ilana befühlte ihren runden Bauch, als sie durch die dunklen Gänge ihres Wohnhauses ging. Sie würde bald Nonas alte Räume
     für ihr Kind brauchen … Tojars Kind. Sie war glücklich über dieses Kind, auch wenn es Zeit gebraucht hatte, bis sie und Tojar
     zusammen gefunden hatten. Doch es war unvermeidlich gewesen. Sie war so jung, und sie wusste nicht, wie sie Engil eine Königin
     hätte sein können … Nun, da Akari nicht mehr lebte und keine Hoffnung mehr bestand. Tojar war nicht ihre große Liebe gewesen,
     und er hatte sich auch nicht sofort in sie verliebt. Doch ihr gemeinsames Leben, ihre gemeinsamen Träume und Hoffnungen hatten
     sie schließlich einander verbunden. Die Taluk waren froh über das Kind, das die Taluk und die Engilianer letztendlich zu

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