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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bestimmt!«, waren ihre ersten Worte gewesen, als sie allein aus Dungun zurückgekehrt
     war. Die Greife hatten nicht gefragt, wo Injamon war, sie hatten ihr nicht widersprochen. Sie fühlten keinen Hass, keine Wut,
     keine Liebe, keine Hoffnung. Es gab nichts, was sie antrieb, und deshalb brauchten sie einen Anführer, der ihnen sagte, was
     sie tun sollten. Injamon hatte sie Silber schürfen lassen, tagein tagaus waren sie klaglos in die Minen gegangen und hatten
     ihre Arbeit verrichtet. Doch Injamon hatte nie verstanden, was es bedeuten konnte, ein Anführer zu sein. Xiria spürte es mehr,
     als dass sie es wusste, ihr Verstand aber wuchs beharrlich. Er wuchs so schnell, dass Xiria spürte, dass Mador ihr nicht alles
     erzählte, was sie zu wissen begehrte. Er lehrte sie – allerdings nur jene Dinge, die er sie lehren wollte. Xiria machte das
     zornig, doch sie schnappte weiter jeden Brocken auf, den er ihr zuwarf. Irgendwann würde sie genug gelernt haben, und dann
     …
    Aber bis auf Weiteres konnten sie ihren Weg gemeinsam gehen. Mador hatte ihr gesagt, dass sie die Greife ins Wiesenland führen
     sollte. Er begehrte etwas, das den Lalu-Frauen gehörte: ein Schmuckstück, sehr fein, eine Kette mit drei winzigen Steinen
     in der Form von Tränen. Xiria hatte gefragt, was Tränen wären, Mador war ihr eine Antwort schuldig geblieben. Stattdessen
     hatte er seinen Finger in eine Wasserschale getaucht und Xiria die Wassertropfen gezeigt, die von seiner Fingerspitze fielen.
     Xiria hatte verstanden. Sie hatte kein Interesse an dieser Kette, doch sie erinnerte sich an Dawon und seine Gefährtin. Sie
     war eine Lalu-Frau gewesen, eine Menschin, eine Feindin! Mador hatte Xiria aufgetragen, die Lalu-Frauen zu töten, und ihr
     hierfür einen seltsamen Auftrag erteilt. Die Greife sollten ein Netz aus Silberketten fertigen, um die Lalu-Frauen damit einzufangen.
     Xiria hatte ihn verständnislos angesehen, doch ihre Sippe hatte ein solches Netz schnell hergestellt. Es war nicht besonders
     stabil, doch Mador behauptete, dass dies keine Rolle spielen würde. Das Silber allein würde ausreichen, die Geistfrauen an
     die |371| Erde zu bannen und sie von der Flucht abzuhalten. In jenem Augenblick wären sie verwundbar, ihre Körper und ihre Herzen.
    Nun endlich waren die Greife bereit zum Aufbruch. Das Netz war groß und trotz der feinen Ketten schwer. Die Greife hoben es
     in die Luft, und es fing ebenso die Sonnenstrahlen auf wie Xirias Rüstschmuck. Ihr Herz zog sich vor Aufregung zusammen. Sie
     würden sie alle töten; Nona aber gehörte ihr. Sie würde sich für die Zurückweisung rächen, die Dawon ihr entgegengebracht
     hatte.
    Wie ein Schwarm weißer Vögel erhoben sie sich über das Mugurgebirge. Xirias Herz schlug höher. Die Greife gehorchten ihr,
     ihr allein. Gemeinsam glitten sie über die Baumkronen des Isnalwaldes. Der Wind streifte ihr Gesicht – es war ein herrliches
     Gefühl! Dawon sollte sehen, wie sie seine Menschin auslöschte. Danach würde sie ihn töten. Er hatte sie belogen, betrogen
     und verraten. Dawon und Nona würden sterben. Den gesamten Flug über gab Xiria sich der Planung ihrer Rachepläne hin.
    Ihr Blut begann heißer und schneller durch ihren Körper zu pulsieren, als sie endlich am frühen Abend über das Taligebirge
     zogen. Es war nicht mehr weit, dann hätten sie das Wiesenland erreicht. Noch einmal drängte Xiria ihre Sippe zur Eile. Gleich
     riesigen Vögeln zogen sie mit ihr an der Spitze über die Gebirgsspitzen hinweg. Endlich kamen die weiten Grasflächen in Sicht.
     Xirias scharfe Augen sahen weit, sie achtete auf jede Bewegung unter sich. Die Lalu-Frauen zogen mit dem Wind, so hatte Dawon
     ihr erklärt, und es wäre nicht einfach, sie zu finden. Ein menschliches Auge konnte nicht weit genug sehen, um sie zu erfassen.
     Xiria jedoch besaß die Augen und Weitsicht eines Raubvogels.
    Nachdem sie eine Weile über das Wiesenland geflogen waren, erkannte sie weit hinten am Horizont ein leichtes Glimmen und Flackern.
     Xiria rief den Netzträgern ihre Befehle zu. »Xiria sieht die Lalu-Frauen dort hinten. Nähert euch schnell und werft das Netz
     über sie. Dann tötet sie alle! Sucht nach der Kette und lasst eine von ihnen für Xiria am Leben!«
    |372| Ohne weitere Fragen stürmten die Greife los. Xiria folgte ihnen, und je näher sie den Lalu-Frauen kamen, desto mehr konnte
     sie erkennen, was es war, das sie von weitem gesehen hatte: unzählige Stoffbahnen, auf leichte Rahmen

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