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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das vibrierende Haar des Wesens. Gerne hätte sie eines dieser hübschen Wesen mitgenommen. Sie schnupperte
     an einer Haarsträhne, versuchte, den Duft der Lalu-Frau aufzunehmen, Xiria konnte es jedoch nicht riechen. Die Lalu-Wesen
     hatten keinen Geruch, sie stanken nicht wie die Menschen … aber sie waren einmal Menschen gewesen, wie Mador ihr erklärt hatte.
    »Wo ist Nona? War sie bei euch?«
    Das Wesen blickte Xiria noch immer an, ohne zu antworten. Anscheinend wollte es ihr nicht sagen, wo Dawons Gefährtin sich
     versteckt hielt.
    »Xiria sucht ein Schmuckstück, eine Kette mit Tropfen … Tränen.«
    Die Augen der Lalu-Frau weiteten sich, doch sie weigerte sich, Xiria zu sagen, wo die Kette war.
    Eine Weile überlegte Xiria, dann zuckte sie mit den Schultern. Sie hatte es versucht, Mador konnte ihr keinen Vorwurf machen.
     Die Lalu-Frauen waren alle fort – so wie er es gefordert hatte. Alle, bis auf jene, die noch unter dem Silbernetz gefangen
     war. Xiria sah sie an, legte den Kopf schräg und zog ihren Silberdolch aus dem Schurz. Das Wesen unter dem Netz sah den Dolch,
     machte aber weiterhin keine Anstalten, sich zu wehren. Schicksalsergebenheit zeichnete sich in den durchscheinenden Augen
     ab. Xiria setzte den Dolch an der Brust des Wesens an und stach zu. Ein leises Geräusch ertönte, fast schon wie ein Klingeln,
     als der Körper zerplatzte. Xiria legte den Kopf in den Nacken und beobachtete, wie |378| das schimmernde Licht hinauf in die Wolken zog. Sie empfand es als wunderschön und bedauerte es ein letztes Mal, dass sie
     nicht wenigstens eines hatte behalten können. Gerne hätte sie mehr Zeit zum Beobachten dieser Wesen gehabt.
    Enttäuscht verzog sie die Lippen zu einem kindlichen Schmollen und betrachtete das eingefallene Haus unter dem Netz. Dann
     erhob sie sich und streckte die Glieder, so als wäre sie gerade aus tiefem Schlaf erwacht. Die Sonne würde bald untergehen,
     und sie verspürte keine Lust, die Nacht im Wiesenland zu verbringen. Jetzt, da die Lalu-Frauen nicht mehr hier waren, fühlte
     es sich irgendwie leer an, und Xiria hasste das Gefühl von Leere.
    »Xiria will heim«, wies sie die Greife an. Sie erhoben sich fast gemeinsam in den Himmel und ließen das Wiesenland hinter
     sich.
     
    Degan starrte in den Nachthimmel und betrachtete die kalte Scheibe des Mondes. Sie erinnerte ihn an Xiria, wie sie silbrig
     und kühl auf ihn herabschien. Er war herumgewandert und wusste, dass er bald die Grenzen des Isnalwaldes erreicht haben musste.
     Doch dann war es dunkel geworden, die Nacht war hereingebrochen. Degans Augen sahen zwar gut, doch in vollkommener Finsternis
     konnte er nichts mehr erkennen. Die bequeme Astgabel des Baumes war ihm daher gerade recht gekommen. Er wusste nicht, ob es
     noch Schjacks gab, jene hundeähnlichen Raubtiere, die sich in früheren Zeiten bis an die Grenzen des Isnalwaldes gewagt hatten.
     Früher hätte er über solche Gedanken gelacht, doch nachdem sich Ilanas Geschichten als wahr herausgestellt hatten, beschloss
     er, vorsichtig zu sein. Sein Magen meldete sich bereits wieder. Er war so überstürzt von den Waldfrauen aufgebrochen, dass
     er nicht daran gedacht hatte, sich Wegzehrung zu erbitten.
    Er begann zu verzweifeln. Wie sollte er Xiria finden? Er wusste nicht, wohin sie gegangen war, er besaß keine Schwingen, mit
     denen er sich über die Baumkronen des Waldes hätte erheben können, um sich einen Überblick zu verschaffen. Zwar konnte er
     gut klettern |379| und springen, war gelenkig und stark, doch das brachte ihn nicht weiter. Müde kniff er die Augen zusammen, als sich ein Schatten
     vor dem Mond abzeichnete; er meinte einer Täuschung zu unterliegen, die von seiner Müdigkeit und Sehnsucht ausgelöst wurde.
    Erneut schloss Degan die Augen und öffnete sie. Tatsächlich war dort ein Schatten, aber es war nicht ein einzelner, es waren
     mehrere … viele. Ein Schwarm Vögel, der bei Nacht flog … Ohne zu wissen warum, schlug sein Herz schneller. Wie benommen streckte
     Degan die Hand aus, so als könne er nach den Schatten greifen. Etwas löste sich aus dem großen Schatten, ein einzelner kleiner
     Punkt trieb ab, wendete – und kam direkt auf ihn zu. Degan spürte, wie Schweiß seinen Rücken herabrann, wie seine Muskeln
     zu brennen anfingen. Wie von einer unerklärlichen Macht ergriffen, stand er auf, hielt sich an einem Ast fest und wartete.
     Erst als der Schatten schon sehr nahe war, wusste Degan, dass es sein Blut gewesen

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