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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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entgegen.
    »Mensch!« Ihre schöne leise Stimme strafte den Zorn ihrer Gedanken Lügen.
    »Ein Mensch, der einst von den Menschen verstoßen wurde und sich gegen sie gewendet hat«, betonte er und spürte, wie ihr Zorn
     sich in Verwirrung verwandelte. Sie dachte nach.
    »Xiria, sie haben dir Böses getan, ich kann es fühlen und sehen. Ich hasse sie, wie du sie hasst. Ich weiß, dass du Rache
     begehrst.« Mador hielt ihrem durchdringenden Blick stand und fühlte sich abgetastet bis auf die nackte Haut, welche unter
     dem groben Wollgewand zu zittern begann. »Ich weiß auch von jenem einen, um den deine Gedanken kreisen. Ich weiß, dass er
     dich sucht«, versuchte er sie zu locken. Das Auflodern ihrer Gefühle zeigte ihm, dass er fast |366| gewonnen hatte. Ihr Geist war tatsächlich ungeschliffen und ratlos. »Ich weiß, was du begehrst«, sprach er leise mit einem
     Blick auf Injamon, der neben Xiria stand und von ihren wogenden Gefühlen nichts ahnte. »Ich kann es dir geben, Xiria … alles!
     Aber ich brauche ebenfalls deine Hilfe.«
    »Wobei soll Xiria helfen?«, fragte sie vorsichtig, doch interessiert. Als sie näher zu ihm kam, meinte er, dass die Leidenschaft
     ihrer Begierden ihn verbrennen müsste.
    »Hilf mir die Menschen zu vernichten und die Göttin, welche sie anbeten. Wende dich Muruk zu, dem einzigen wahren Gott, dem
     ich diene. Wir können Dungun neu erschaffen und Engil vernichten. Es soll brennen, Xiria!«
    Ihr letzter Widerstand erstarb. Ihre Augen betrachteten Injamon, der unbeteiligt neben ihr stand.
    »Er weiß nichts«, flüsterte Mador. »Er fühlt nichts, denn er kann es nicht. Aber du Xiria, du fühlst – und es war Degan, der
     dich erschuf.«
    Beim Namen Degans hob Xiria überrascht die Augenbrauen. Sie starrte in das derbe Gesicht des Mannes, dessen strähnige Haare
     und erbärmliche Aufmachung sie kaum derart zu beeindrucken vermocht hätten wie seine Worte. Xiria spürte, dass sie von ihm
     lernen konnte, dass er Dinge wusste, die sie gerne verstanden hätte. Mador hingegen spürte, wie Xirias Hass sich in Begehren
     verwandelte, das sie auf direktem Wege zu ihm trieb – nicht zu seinem Körper, sondern zu seinem Wissen, seinem Geist. Xiria
     wollte ihn … sie wollte ihm folgen.
    Mador sah zu Injamon hinüber, und Xiria folgte seinem Blick. »Du brauchst ihn nicht mehr. Fortan wirst du die Anführerin der
     Greife sein. Zwei Anführer sind zu viel.«
    Xiria verstand. Ihre Hand legte sich um den Silberdolch, während sie sich zu Injamon drehte und zu ihm ging. Ein letztes Mal
     sah sie ihm in die leeren Augen, während sie den Dolch zog und ihn über seine Kehle zog. Injamon sah sie verständnislos an,
     während er zusammenbrach.
    |367| »Xiria ist jetzt Anführer«, sagte sie, wie um ihre Tat zu erklären, während Injamon ohne einen Laut zu ihren Füßen starb.
     
    Degan trat auf die Lichtung des Waldes und zog den Beutel von seiner Schulter. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, irgendwo
     zu verweilen, doch nachdem ihm klar geworden war, dass er keine Ahnung hatte, wohin er gehen und nach Xiria suchen sollte,
     entschloss er sich anders. Er wusste von den Waldfrauen, die im Isnalwald lebten, und er wusste auch, dass sie Reisenden Unterkunft
     gewährten. Vielleicht konnte er ihnen sogar entlocken, wo er nach der Greifin suchen sollte, wenn er es geschickt anstellte.
     Die Waldfrauen wussten viel, und wenn irgendjemand etwas über Xiria erfahren haben konnte, waren sie es. Degan nahm den Duft
     von Kräutern und Schmorfleisch auf, der ihm von der kleinen Hütte auf der Lichtung entgegenwehte. Sein Magen zog sich zusammen.
     Er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen, war nur gelaufen, einerseits getrieben von seinem Blut, das Xiria finden musste,
     andererseits von der Angst, Ilana und Tojar würden ihn suchen lassen. Erst am Nachmittag war er etwas zur Ruhe gekommen, und
     nun war es früher Abend.
    Er betrachtete die Hütte aus altem, knorrigem Holz. Sie schien ihm vergleichsweise einladender als eine Nacht unter freiem
     Himmel. Müde und hungrig trat er an die aus einzelnen Holzbohlen gezimmerte Tür und klopfte an. Er musste eine Weile warten.
     Erst als er ein zweites Mal klopfte, öffnete sich die Tür mit einem gemächlichen Knarzen. Ein Weib, so verrunzelt und gebückt,
     dass Degan nicht hätte sagen können, wie alt es war, sah ihn aus wachen Augen misstrauisch an. Räuspernd überlegte Degan,
     welche Begrüßung wohl angebracht wäre, dann nahm er seinen

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