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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und ehrlich geklungen. Fast wie Cala! Er verfluchte sich selber dafür, dass er begann, Ilana mit Cala
     zu vergleichen … im Guten wie im Schlechten. Er hatte eine Königin geheiratet, um seinem Volk ein neues Leben zu bieten …
     er hatte versucht, ein Kind zu einer Königin zu erziehen. In friedlichen Zeiten wäre dies vielleicht gelungen, doch die Ereignisse
     hatten schnelles Handeln erfordert, und er war Ilana blindlings in einen aussichtslosen Kampf gefolgt. Jetzt war sie tot …
wie Cala
. Er vertrieb ihr Bild aus seinem Kopf. Lastete auf ihm ein Fluch, dass |235| alle Frauen um ihn herum starben? Er hatte gerade begonnen, Ilana zu mögen; vielleicht in ein paar Sommern, wenn sie reifer
     gewesen wäre …
    Gequält stöhnte Tojar auf. Warum musste er gerade jetzt daran denken, wo diese Möglichkeit für immer verloren war? Es gab
     kein Zurück mehr, es nutzte nichts, wenn er sich selber quälte. Er würde sich und den Männern ein paar Tage Zeit lassen, um
     zur Ruhe zu kommen. Sie hatten ihr Lager kurz hinter der Grenze des Isnalwaldes aufgeschlagen, wo sie vor den Schjacks hoffentlich
     sicher waren. Sie brauchten Ruhe, er brauchte Zeit, um zu trauern. Danach würde er nach Engil gehen und die Frauen holen,
     um sie wieder in das Taligebirge zu führen. Den Zorn Muruks fürchtete er ebenso wie die enttäuschten Blicke der Engilianer,
     die noch immer ihren Sieg über die Greife feiern mochten. Und die andere, diejenige, welche das Kind trug, das so mächtig
     war … sie war bereits halbtot gewesen, als Ilana mit ihr und diesem Greif ins Taligebirge gekommen war. Es gab keine Hoffnung;
     sie mussten sich dem Schicksal fügen. Muruk und sein dunkler Priester hatten gesiegt.
     
    Ilana erwachte vor Kälte zitternd auf ihrer harten Pritsche. Mittlerweile war es dunkel geworden, und ein Blick in den leeren
     Raum zeigte ihr, dass man ihr weder Wasser noch Nahrung gebracht hatte. Ihr Magen knurrte, die Zunge klebte ihr am Gaumen.
     Sie bekam eine Ahnung davon, was es bedeuten würde zu verdursten. Mit wackligen Knien erhob sie sich von der Pritsche und
     spähte erneut durch das Fenster. Wie erwartet, sah sie noch immer die Toten, nur dass sie nun, im Schein der Fackeln, noch
     grausiger aussahen als am Tag. Ilana ging zur Tür und versuchte, sie aufzudrücken, doch sie war verriegelt.
    Nach einer Weile ergriff sie Panik. Sie wollte nicht, von allen vergessen, einen einsamen Tod sterben! Wie von Sinnen begann
     sie, an die Tür zu hämmern und zu schreien. Als sie glaubte, ihre Stimme würde versagen, schwang die Tür endlich auf, und
     sie wich vor |236| Überraschung zurück. Eine der Wachen ergriff sie an den Haaren und schleifte sie hinter sich her. Ilana wehrte sich nach Kräften,
     doch sie hatte keinen Waffengürtel mehr, geschweige dass sie genügend Kraft besessen hätte, um gegen einen ausgewachsenen
     Krieger zu kämpfen. Als der Krieger sie endlich losließ, fand sie sich im Matsch der Straße wieder.
    »Steh auf!«, fuhr er sie an.
    Ilana kam ungelenk auf die Beine. Anscheinend konnten die Wachen doch sprechen. Der Mann trieb sie vor sich her, immer wieder
     versetzte er ihr Stöße in den Rücken, damit sie schneller ging. Mit pochendem Herzen wurde Ilana klar, dass sie zurück zum
     Tempel gebracht wurde. Sollte sie auch ein Opfer Muruks werden? An den Stufen blieb sie stehen, doch wieder ließ man ihr keine
     Wahl. Der Wachmann packte sie am Arm und zog sie die Stufen empor. Er stieß die Tempelpforte auf und versetzte Ilana einen
     Schlag mit dem Griff seines Schwertes, so dass sie hinfiel und nach Luft rang. Die Tür wurde hinter ihr geschlossen.
    Als Ilana aufsah, erblickte sie ein bereits vertrautes Bild. Karok saß auf seinem Thronstuhl, und ihr Herz machte einen Satz,
     als sie Akari neben ihm erkannte. Ihre Schwester stand dort, gleich einer leeren Hülle, neben ihm und hielt seine Hand fast
     wie eine Tochter.
    »Ich hoffe, du hattest genügend Zeit, um nachzudenken«, erklang Karoks heisere Stimme.
    »Worüber hätte ich nachdenken sollen?«, keuchte Ilana, um Luft ringend.
    »Nun, dein Heer ist auf dem Rückzug, alle glauben, du wärest tot! Deine Schlacht ist verloren, Königin von Engil.«
    »Warum hast du mich dann nicht getötet, Priester des Muruk?«, fragte sie scharf, um ihre Angst zu verbergen.
    Karok verzog seinen Mund zu einem steifen Lächeln. »Dein Leben bedeutet mir tatsächlich nicht das Geringste, Königin. Der
     Tag heute hat dir eine Ahnung davon gegeben, wie

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