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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Beine und suchte Akari. Ihre Schwester war verschwunden. Karok hatte sie fortschaffen lassen. Hilflos
     humpelte Ilana zur Tempelpforte. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie zu fesseln, da jeder wusste, dass sie nicht aus
     Dungun fliehen konnte. Mit zitternden Händen stieß sie die Tür auf und ging nach draußen. Sie hatte auf frische Luft gehofft,
     doch der Gestank, der ihr entgegenschlug, raubte ihr den Atem. Gestern, in ihrer Aufregung, Akari zu finden, hatte sie ihn
     kaum wahrgenommen, doch nun schlug er ihr entgegen wie eine Hauch aus Muruks dunklem Reich. Es waren die Toten, die Opfer
     Muruks, die an der Straße aufgespießt auf Speeren verfaulten.
    Ilana hielt sich die Hand vor das Gesicht und sah sich um. Zwei Wachen standen an der Treppe. Sie waren gekleidet wie die
     Krieger, |233| welche sie zu Karok getrieben hatten. Ohne Furcht ging Ilana zu ihnen. Wenn sie sterben sollte, würden sie sie ohnehin töten.
    »Wo ist Akari?«, fragte sie und erhielt, wie sie es erwartet hatte, keine Antwort. Sprachen die Wachen überhaupt nicht? Konnten
     sie nicht reden?
    Dann endlich gab einer von ihnen ihr ein Zeichen, ihm zu folgen. Ilana lief hinter ihm durch den kalten Matsch der Straße
     und vermied es, die Toten anzusehen. Die Wache führte sie zu ihrer Überraschung an dem Haus vorbei, in dem sie Akari am Abend
     gefunden hatte; stattdessen brachte er sie in ein anderes, noch kleineres Haus, etwa fünfzig Schritte weiter. Als sie vor
     der Tür ankamen, stieß er Ilana hinein und warf die Tür hinter ihr zu. Im Raum roch es muffig und klamm. Die Fensteröffnungen
     waren schmal und ließen nur wenig Licht einfallen. Es gab nichts außer einer Holzpritsche. Ilana vermutete, dass dies, bei
     aller Kargheit Dunguns, kein Wohnhaus war. Dies war ein Raum, in den man diejenigen brachte, die man unter Bewachung hielt.
     Trotzdem wurde sie besser behandelt, als sie es erwartet hatte. Warum hatte Karok sie nicht getötet? Er hatte keinerlei Verwendung
     für sie, ebenso wenig wie für Akari. Ilana versuchte, durch die Fensteröffnung hinaus auf die Straße zu spähen, konnte jedoch
     nichts anderes als die Toten am Rand der Straße erkennen. Schließlich setzte sie sich auf die Pritsche und wartete. Karok
     hatte sie gewiss nicht hier eingesperrt, um sie verhungern zu lassen – oder etwa doch? Tat er nicht das Gleiche mit Akari?
    Müde schlang sie die Arme um ihren Leib und dachte an Tojar. Zuletzt hatten sie ihren Streit begraben und waren sich nicht
     mehr feindselig begegnet. Ilana war jedoch klar, dass sie kein so enges Band teilten, das ihn dazu gebracht hätte, nach ihr
     zu suchen, um Gewissheit über ihr Schicksal zu haben. Wieder dachte sie an Nona und Dawon. Nona hätte keinen Tag warten müssen,
     und Dawon wäre bei ihr gewesen. Sie verfluchte Mador. Sie hatte es gewusst, und auch Tojar hatte es gewusst.
Wenn ich falle, dann fliehe aus
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Dungun. Die Männer werden dir folgen, aber nicht zu diesem Zeitpunkt.
Ihr blieb nur die Hoffnung, dass Tojar sich an seine eigenen Worte erinnerte und Mador misstraute. Dann durchfuhr sie ein
     Schreck. Was war, wenn Tojar nicht mehr lebte? Ilana spürte, wie Kälte und Angst sich in ihr ausbreiteten. Lieber hätten die
     Wachen sie töten sollen, als sie hier einen grausamen Tod sterben zu lassen. Doch sie wusste, solche Wünsche waren hoffnungslos
     bei jenen, die ihr Herz hatten vergiften lassen. Sie fühlten nichts, sie kannten kein Mitleid. Ilana rollte sich wie eine
     Katze auf der harten Pritsche zusammen und begann zu weinen.
     
    Tojar warf sein Schwert in die Ecke des Zeltes und ließ sich auf sein Lager fallen. Auf dem Rückweg durch das Sumpfland hatten
     sie weitere Männer verloren, die von den Schjacks angegriffen worden waren. Etwa vierhundert Talukkrieger waren in Dungun
     gefallen … und wofür hatte er gekämpft? Für ein besseres Leben, für die Freiheit, für die Göttin … für Ilana, diese seltsame
     Kindkönigin! Warum hatte er sich nur so leicht von ihr überzeugen lassen? Als sie in den Bergen von Tali vor ihm gekniet hatte,
     mit soviel Liebe für ihr Volk, mit so viel Hoffnung auf ein besseres Leben ohne den dunklen Gott, hatte er ihr geglaubt. Sie
     hatte irgendwo tief in ihm etwas berührt und ein Gefühl geweckt, das er lange nicht mehr gespürt hatte – Wärme und Hoffnung.
     Er hätte es nicht tun dürfen, sie war zu jung, sie war wankelmütig … und doch hatte sie bei ihrer letzten Unterhaltung so
     überzeugt, so stark

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