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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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noch in die Augen schauen. »Mögest du lebend zurückkehren, Nona. Denn wenn
     du es nicht tust, sind wir alle verloren«, waren ihre letzten Worte, bevor sie sich abwandte und mit schnellen Schritten davonlief.
    »Dawon spürt, dass die Priesterin verwirrt ist.«
    Nona nickte schwach. Irgendetwas war mit Liandra, doch sie wusste nicht, was die Priesterin so verändert hatte. Es war jedoch
     nicht an der Zeit, sich über Liandra Gedanken zu machen. Sie musste Ilana helfen, und das schnell. In diesem Moment wusste
     sie einmal mehr, wie sehr sie Dawon brauchte. Ohne ihn hätte sie keinen einzigen Schritt aus Engil fortgehen können, und Liandra
     hätte sie höchstwahrscheinlich wie ein Tier in einen Käfig gesperrt, um auf die Geburt des Kindes zu warten. Nona wusste,
     dass sie für die Priesterin noch immer nicht viel mehr als ein Gefäß war, das einen kostbaren Schatz in sich trug. Das erste
     Mal begann sie um ihr Kind zu fürchten. Was würde es für die Engilianer sein, wenn es geboren war? Ein Kleinod, das man wie
     einen Gefangenen hielt, eine mächtige Waffe im Kampf um Salas Rückkehr? Bei aller Macht, die es besaß, würde es immer noch
     ein Kind sein, welches dem Licht und der Liebe Salas ebenso bedurfte wie jedes andere Kind. Nona begann sich zu fragen, was
     mit ihrem Kind geschehen würde, falls sie starb.
    »Dawon, wenn ich sterbe und das Kind überlebt, musst du dafür sorgen, dass es aufwachsen kann, ohne von jenen, die seine Macht
     begehren, missbraucht zu werden. Gib es auf keinen Fall Liandra.«
    Er sah sie liebevoll an. »Nona wird nicht sterben. Dawon wird sie beschützen.«
    »Dawon«, sagte sie noch einmal eindringlich, »versprich es mir! |243| Sorge dafür, dass das Kind in Sicherheit aufwachsen kann. Überlasse es nicht den Priestern.«
    Endlich überwand er sich zu einem Nicken. »Dawon wird tun, was Nona sagt. Nona ist Dawons Gefährtin, er wird Nonas und Dawons
     Kind schützen, wie er Nona beschützt.«
    Sie atmete durch und schlang ihre Arme um seinen Hals. Müde und kraftlos überließ sie sich ihm, der sie trug, der ihre Kraft
     und ihre Stärke geworden war.
     
    Tojar starrte hinauf in den Himmel. Dort oben waren unbestritten die Schwingen eines Greifen zu sehen, und er trug etwas mit
     sich. Nur weil er auf die kleine Lichtung gekommen war, um nachzudenken und allein zu sein, hatte Tojar ihn entdeckt. Doch
     er bereute es bereits, ohne seine Waffen das Lager verlassen zu haben, denn der Greif hatte ihn ebenfalls wahrgenommen. Mit
     starkem Flügelschlag kehrte er um, verließ seine Flugbahn und raste in atemberaubender Geschwindigkeit auf Tojar zu, der zurückwich
     und nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Gegen einen Greif im Flug konnte man sich nur schlecht verteidigen. Noch zu Zeiten
     seines Vaters waren diese Wesen oft über das Taligebirge geflogen und hatten Frauen gestohlen. Sie stießen vom Himmel herab
     und packten sie, ohne dass die Taluk etwas dagegen hätten tun können. Oftmals waren Männer gestorben, die versucht hatten,
     die Frauen zu verteidigen.
    Tojar stieß beim Rückwärtsgehen gegen den Stamm eines Baumes und fluchte. Der Greif kam immer näher. Dann setzte er mit einer
     bemerkenswerten Leichtigkeit am Waldboden auf und lief geradewegs auf ihn zu. Kurz war Tojar versucht, wie ein aufgeschrecktes
     Tier zu fliehen, doch er besann sich darauf, wie ehrlos ein solches Verhalten war. Stattdessen beschloss er, dem Greif fest
     in die Augen zu schauen und sich so gut es ging mit bloßen Händen zu verteidigen.
    Dann jedoch erkannte er die dunklen Schwingen und wäre beinahe über seine Dummheit in Gelächter ausgebrochen. Dieser |244| Greif würde ihn mit Gewissheit nicht angreifen. Tojar fiel ein Stein vom Herzen. Was dort auf ihn zukam, war jener seltsame
     Greif, mit dem Ilana im Taligebirge bei ihm aufgetaucht war. Und wieder trug er dieses schwerkranke Mädchen mit sich herum.
     Tojar wusste nicht, ob er das Verhalten dieses Greifen rührend oder makaber finden sollte. Trotzdem hob er die Faust an die
     Lippen, um ihn zu grüßen. Anscheinend war dieser Greif anders als die anderen; etwas einfältig, aber weniger boshaft, als
     es seiner Rasse nachgesagt wurde. Tojars Blick fiel auf das Mädchen in seinen Armen, das mehr tot als lebendig zu sein schien.
    »Ich grüße euch«, sagte er knapp, da er nicht wusste, wie er ein Gespräch mit einem Greif beginnen sollte.
    »Nona, die Gefährtin Dawons, ist auf der Suche nach Königin Ilana«, begann der

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