Blutschwestern
schnell ich dich vergessen kann.«
|237| »Und doch lebe ich noch«, erklärte sie.
»Ich benötige noch einen Dienst von dir, bevor ich dich zu Muruk schicke, und ich biete dir für diesen Dienst einen schnellen
schmerzlosen Tod. Wenn du jedoch ablehnst, wirst du zurück in diesen Raum gebracht, und er wird dein Grab werden. Bis dahin
werden allerdings viele Tage der Qualen vor dir liegen. Hunger und vor allem Durst; du wirst beginnen, deine Körperflüssigkeiten
zu trinken. Am Ende jedoch steht unausweichlich der Tod. Ein qualvoller, langer, schmerzhafter Tod.« Er winkte sie zu sich
heran.
Ilana kam langsam auf die Beine. Wie ein Raubtier beobachtete Karok sie aus kalten, herzlosen Augen. Sie wusste, dass er keine
leeren Drohungen ausstieß.
»Was willst du von mir?«, fragte sie und musterte dabei Akari, die mit leerem Blick vor sich hin starrte.
»Ich will diese Kriegerin mit dem Kind. Du wirst sie für mich rufen. Sie wird dich hören, weil das Kind dich hören kann. Und
sie wird kommen, um dir zu helfen.«
Ilana wich zurück. »Niemals werde ich Nona nach Dungun locken, um mein Leben zu retten, damit du ihres auslöschen kannst.«
Wieder stieß Karok ein boshaftes Lachen aus. »Ich habe gar nicht vor, sie zu töten. Wie ein Schatz aus Greifensilber werde
ich sie behandeln … sie und das Kind. Ich will, dass es geboren wird, und ich werde es, noch während es im Leib der Kriegerin
heranwächst, mit meinem Blut speisen. So wird das Kind Muruk entgegen der Prophezeiung nicht vernichten, sondern stärken.
Ein mächtiger Verbündeter Muruks wird es einst sein. Sala hat mit ihrer eigenen Prophezeiung das Schicksal der Menschen besiegelt.«
Ilana schüttelte den Kopf. »Niemals, du widerlicher Auswurf eines Schjack. Lieber sterbe ich!«
Karoks Augen blickten gefühllos auf sie herab. »Deine Worte sind groß, Königin. Ich könnte dir leicht das Herz für Muruk entflammen,
wie ich es auch bei deiner Schwester tun konnte. Doch was für Vorteile bringt mir das? Ich brauche dich nicht.« Wie um |238| seinen Worten Nachdruck zu verleihen, reichte er Akari die Hand, und sie kam gleich einer willenlosen Gestalt zu ihm. »Meine
Königin, Akari …«, sprach er sie leise an, »soll ich deine Schwester töten, oder soll sie leben?«
Akari senkte ihre leblosen Augen auf Ilana. Dann wandte sie sich Karok zu. »Sie verdient den Tod, mein Herr und Gebieter.
Sie hat mich verraten, und sie hat den Gott verraten.«
»Er benutzt dich nur, Akari. Erinnere dich doch!«, rief Ilana verzweifelt.
»Töte sie, mein Gebieter«, sagte Akari noch einmal.
Karok weidete sich an den Qualen, die Ilana ausstand. »Deine Schwester will deinen Tod. Du hast niemanden mehr, der dir beisteht.
Wenn du die Kriegerin nach Dungun rufst, werde ich dich von deinem elenden Leben erlösen, Königin Ilana.«
»Ich werde Nona nicht rufen«, bekräftigte Ilana noch einmal.
Karok nickte Akari zu. »Bring mir den Dolch, Königin Akari.« Wieder gehorchte sie wie eine Puppe und brachte dem Hohepriester
einen gebogenen Opferdolch, der auf einem steinernen Altar bereitgelegen hatte. Ilana begann stumm darum zu beten, dass sie
schnell sterben möge; da rief Karok erneut nach Akari, die sich schweigend hinter ihn gestellt hatte.
»Mein Herr?«, fragte sie ergeben.
Karok bedeutete ihr, Ilana anzusehen. Als ihre Augen auf Ilana ruhten, nahm er den Dolch und stieß ihn Akari durch den Rücken
ins Herz. Ilana wollte schreien, aber sie war wie versteinert, als sie in Akaris überraschte Augen blickte und dann zusehen
musste, wie sie auf dem kalten Steinboden zusammenbrach.
»Elender Blutpriester«, war das Einzige, was sie hervorzubringen vermochte, als Karok den Dolch aus dem Leichnam Akaris zog.
»Eigentlich hatte ich ihr noch Ehre erweisen und sie zur Mutter eines Schjack machen wollen. Doch Opfer müssen erbracht werden.
Du weißt nun, wie ernst es mir ist. Ein schneller Tod oder ein langsamer Tod! Wenn du sie rufst, schicke ich dich zu deiner |239| Schwester, mit der gleichen Gnade, die ich ihr habe zuteil werden lassen … ein schmerzloser Tod.«
»Und wenn ich im Dreck verenden muss … ich werde dir Nona und das Kind niemals ausliefern … niemals!«, rief Ilana.
»Wir werden sehen« antwortete er knapp, dann rief er nach den Wachen, die Ilana aus dem Tempel schleiften und zurück in ihr
einsames Gefängnis brachten.
Ilana weinte um Akari, als sie allein war, sie weinte, dass sie es nicht geschafft hatte,
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