Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
wieder über seine Aufzeichnungen. Ich wanderte zu dem Fenster und legte eine Hand an das kalte Glas. Die Frauen konnten uns offensichtlich sehen. Dass sie sich trotzdem so konzentriert um die Kinder kümmerten, verriet mir, dass sie wussten, dass ihr Leben von ihrer Arbeit abhing – bis Ku’Sox sie nicht mehr brauchte. »Er hat auch die Krankenschwestern der Babys entführt?«, fragte ich voller Schuldgefühle. Ich konnte nicht alle retten.
»In einigen Fällen.«
Seine Stimme klang gepresst, und der unterschwellige Ekel darin ließ mich genauer hinsehen. Alle Frauen waren rothaarig. »Oh.« Plötzlich fühlte ich mich unwohl. »Gibt es einen anderen Ausgang?«
»Ich habe schon gesagt, dass ich nicht gehe.«
Die Wut in seiner Stimme sorgte dafür, dass ich mich ihm zuwandte. »Hierbleiben?«, fragte ich und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich dachte, wir hätten einen guten Plan. Danke dafür. Wo ist Bis? Hast du ihn gesehen?«
Trent angelte mit einem Fuß nach seinem Bürostuhl und zog ihn geschickt heran, sodass er sich wieder setzen konnte. »Es geht ihm gut«, sagte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte. »Die älteren Gargoyles sind sehr daran interessiert, mit ihm zu sprechen, wann immer Ku’Sox nicht hinsieht.«
»Vielleicht bringen sie ihm den Klang ihrer Kraftlinien bei«, erwiderte ich. Eventuell würde die Sache doch noch etwas Positives nach sich ziehen.
Mit gesenktem Kopf schrieb Trent weiter. Genervt trat ich hinter ihn, um zu sehen, was er da tat. Er sah auf. »Bis kennt die Kraftlinie in meinem Garten«, erklärte ich. »Wo sind Ceri und Lucy?« Sein Kinn zitterte, und ich fügte hinzu: »Bis kann uns alle rausspringen.«
Wo zur Hölle liegt sein Problem?, dachte ich, als Trent sich langsam mit der Hand übers Gesicht fuhr und mich fast vollkommen ignorierte. »Du behauptest immer wieder, wir würden zusammenarbeiten; also, wie wäre es, wenn du mal ein wenig Hilfe annimmst? Trent, verdammt, beachte mich!«
Endlich sah er auf, und in seinem Blick stand tiefer Schmerz, als er flüsterte: »Ceri ist tot. Und Pierce auch.«
Fast blieb mir das Herz stehen. Mein Gesicht wurde kalt, dann trat ich einen kleinen Schritt vor. Er musste Witze machen! Aber Trents Gesicht war bleich. Seine rotgeränder ten Augen bekamen eine ganz neue Bedeutung, als ich nach hinten stolperte, bis ich gegen die Maschinen stieß. »Ceri und Pierce?«, flüsterte ich. Ich starrte an die Wand, als könnte ich Pierce dahinter entdecken. Ich hatte ihn gerade erst gesehen. Mich mit ihm unterhalten. »Warum?«
Aber dann wurde es mir klar. Ich hatte ihn gerade gesehen. Gerade mit ihm gesprochen. Oh Gott, es war mein Fehler. Ich hatte mit Pierce gesprochen und in ihm wieder den Gedanken aufsteigen lassen, dass er ein Dämonenkiller war. Ceri hätte ihm geholfen … Ich presste eine Hand auf meinen Bauch, während ich nach Worten suchte. Mein Hirn war vollkommen leer.
Trent erkannte, dass ich verstanden hatte, und wandte sich wieder seinem Laborbuch zu, als wäre es das Einzige, was noch zählte. »Was ist passiert?«, hauchte ich. Das Warum kannte ich bereits: Ich wusste, warum Trent tat, was Ku’Sox wollte; warum er ohne Vorwarnung verschwunden war und dabei den einzigen Weg zerstört hatte, auf dem man ihm folgen konnte; warum er so verschlossen und abweisend war. Ku’Sox hatte Trents Bluff auffliegen lassen. »Was. Ist. Passiert?«
Meine Hand zitterte, als ich sie auf Trents Schulter legte. Er bewegte sich nicht, weder um meine Berührung anzuerkennen noch um sie abzuschütteln. »Sie und Pierce haben sich in den Kopf gesetzt, sie könnten Ku’Sox überwältigen, wenn sie zusammenarbeiten«, erklärte er ausdruckslos. Ich schloss die Augen, als eine Welle des Schmerzes mich überrollte. Das war meine Schuld. Oh Gott. Quen. Ray.
»Ku’Sox hat mir erzählt, sie hätten versucht, ihn im Schlaf zu töten. Damit hatte er das Recht, Pierce in Notwehr mit dem Fluch zu verbrennen, den die beiden gemeinsam gewirkt hatten«, sagte er vollkommen ausdruckslos. »Ich habe keinen Grund zu bezweifeln, dass genau das auch geschehen ist. Wenn Ceri geglaubt hat, sie könnte ihn überwälti gen, hätte sie es versucht. Besonders, wenn er Lucy bedroht hat. Ceri ist mehrere Stunden danach an den Folgen des Fluches gestorben. Zumindest habe ich es so verstanden.«
Meine Brust tat so weh, dass ich kaum noch atmen konnte. Ich wollte toben. Schreien, dass er falschlag, dass Ku’Sox ihn nur getäuscht hatte, um zu
Weitere Kostenlose Bücher