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Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Titel: Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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versuchte, sie wieder mit Macht aufzuladen. Aus gutem Grund, wie ich mir selbst immer wieder versicherte. Aber wollte ich wirklich eine Person sein, für die der Zweck die Mittel heiligte?
    »Es wird funktionieren«, erklärte ich, als ich Trents Bücher lautstark aufeinanderstapelte. Der entstehende Windstoß ließ Belles spinnwebartige Haare flattern. »Mit einem Vampir in der Vorhut und einem Pixie als Rückendeckung kann man gar nicht verlieren.«
    Ivy warf mir einen bösen Blick zu. Ich sah sie fragend an, bis ihr Blick zu Jenks schoss. Er stand wieder zusammengesackt und mit unbeweglichen Flügeln da. Verdammt. Das sollte ihn aufmuntern, nicht an seinen dämlichen Sohn erinnern! Ich hatte es zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, aber Jenks war in den hinteren Fluren des Museums auf Jax gestoßen und hatte ihn ordentlich verdroschen, damit er nicht Alarm schlug. Ich war mir sicher, dass es seinem Sohn gut ging, aber Jenks war deprimiert.
    »Jenks«, flehte ich. Ich wischte mir die Hände an der Schürze ab und setzte mich über Eck zu Ivy an den Tisch, mit Jenks zwischen uns. »Es tut mir leid, was mit Jax passiert ist. Aber ich würde lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass ich dir dankbar bin. Dein Vorgehen hat dafür gesorgt, dass wir dort rausgegangen sind, statt rausgetragen zu werden.«
    Jenks’ Gesicht war eine Maske aus Trauer und Schuld. »Ich habe ihn verletzt«, erklärte er bitter. »Ich habe ihm die Flügel in Fetzen gerissen. Meinem eigenen Sohn. Er wird monatelang nicht fliegen können, wenn überhaupt wieder.« Die Pfütze aus schwarzem Staub, in der er saß, quoll über die Tischkante, und Rex schlug danach. »Er ist mein Sohn, selbst wenn er blind, ignorant und …«
    Er brach ab und ließ den Kopf sinken. Mein Herz verkrampfte sich. Ich legte eine Hand um Jenks und wünschte mir, ich wäre klein genug, um ihn in den Arm zu nehmen oder wenigstens mal ordentlich zu schütteln. »Er wurde verführt«, sagte ich leise. Jenks wischte sich wütend über das Gesicht. An seiner Hand glitzerte silberner Staub. »Er ist dein Sohn, Jenks. Egal, was geschieht.«
    Deprimiert sackte der Pixie in den Schneidersitz, ohne den Kopf zu heben. »Ich glaube nicht, dass mein Sohn uns noch mal nachspionieren wird. Ich habe ihm Angst eingejagt. Ich habe ihn glauben lassen, dass ich ihn umbringen werde, wenn er jemals nach Hause kommt.«
    »Jenks …«
    »Es geht mir gut«, sagte er so voller Abscheu, dass die Lüge offensichtlich war. Er hob den Kopf, flog zum Fensterbrett, landete auf dem umgedrehten Glas und starrte mit dem Rücken zu uns in den Garten. Bald würde die Sonne untergehen, die Schatten waren lang.
    Ich wechselte einen besorgten Blick mit Ivy. Ich konnte ihn nicht trösten; ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte.
    »Er wird dir vergeben.«
    Das war Ivy. Jenks wirbelte herum, und seine Wut war so deutlich, dass ich froh war, den Mund gehalten zu haben. »Was weißt denn du schon?«, knurrte er. Seine Flügel setzten sich in Bewegung, bis sie verschwammen, aber seine Füße blieben auf dem Boden.
    Ivy sah nicht auf, sondern starrte nur auf ihr glänzendes Schwert. »Ich habe auch einmal jemandem, den ich liebte, solche Angst eingejagt«, erzählte sie leise. »Ich war jung und dumm. Der Sex geriet außer Kontrolle. Ich habe meinen Partner schwer verletzt und wollte nicht aufhören. Als er Nein sagte, habe ich es ignoriert. Als er mich angefleht hat aufzuhören, habe ich nur noch tiefer gerissen.«
    Die Klinge sank nach unten, und ihr Kopf folgte der Bewegung. »Ich wusste, dass er noch mehr ertragen konnte und der Schmerz nur vorübergehend war. Ich dachte, ich hätte das Recht, die eigene Einschätzung seiner Fähigkeiten zu korrigieren. Aber damals verwechselte ich seine mentalen Fähigkeiten mit seinen emotionalen. Ich genoss seine Angst, und um ein Haar hätte ich ihn ausbluten lassen.«
    Erst jetzt sah sie Jenks an. »Er hat mir vergeben. Letztendlich. Bei Jax wird es genauso sein.«
    Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her, weil ich mir denken konnte, dass sie von Kisten sprach. Das klang ungefähr richtig. Kisten hatte alles vergeben können, nachdem er selbst schon schreckliche Dinge getan hatte. Ich dachte darüber nach und fragte mich, ob wohl nur diejenigen, die selbst schon Schreckliches getan hatten, mir je vergeben würden. Das muss aufhören, dachte ich und befühlte die Ringe in meiner Tasche.
    »Dein Sohn hat einen ernsthaften Fehler begangen«, sagte Ivy. Jenks zitterte.

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