Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
»Du hast ihn geschlagen, hast ihm erklärt, dass er einen Fehler macht, der sein Leben bedroht, und du hast ihm gesagt, dass er verschwinden soll, bevor du zurückkommst und diesen Job übernimmst. Letztendlich hast du ihm damit das Leben gerettet. Er wird dir vergeben.«
Jenks blinzelte schnell. Er sah aus wie der Neunzehnjährige, der er war, zusammen mit der Unsicherheit und der mangelnden Erfahrung, die mit diesem Alter einherging. Er wollte Ivy glauben. Ich konnte es in seinen leuchtend grü nen Augen erkennen. Er holte Luft, um etwas zu sagen, dann änderte er seine Meinung.
Plötzlich wurde mir klar, dass ich verschwinden musste. »Ähm, ich muss mal kurz jemanden anrufen«, sagte ich und beugte mich vor, um meinen Anrufungsspiegel zwischen den Kochbüchern herauszuziehen. »Ich bin im Garten«, fügte ich hinzu. Ich hoffte, dass Jenks sich öffnen würde, wenn ich die Küche verließ. Gott! Wir waren eine verkorkste Bande.
»Ich komme mit«, meinte Belle und glitt an ihrem Seil nach unten. »S-sstelle s-sicher, dass-s die Gargoyles-s dich in Ruhe lass-sen.«
In der Tür schaute ich zurück und sah, dass Jenks auf Ivys Monitor geflogen war. Seine Flügel hingen nach unten, und der Staub, der von ihm herunterrieselte, erzeugte ein öliges Muster auf dem Bildschirm.
»Ich habe ihn blutend da liegen gelassen. Ivy, er kann nicht fliegen.«
»Belle auch nicht, aber deswegen kannst du noch lange nicht behaupten, sie wäre kein Krieger. Du hast Jax’ Leben gerettet. Und unseres vielleicht auch. Es tut mir leid, dass der Preis dafür so hoch war.«
Ich dankte meinem Glücksstern dafür, dass niemand mehr etwas sagte, bis ich mir meine Frühlingsjacke geschnappt hatte und auf die hintere Veranda geflohen war. Dort stand ich in der Kühle des kommenden Sonnenuntergangs, schob meine Arme in das dünne Leder und setzte mich bedrückt auf die oberste Stufe. Belle positionierte sich gut einen halben Meter von mir entfernt, wo ich sie nicht aus Versehen zerdrücken konnte. Meinen Anrufungsspiegel legte ich links neben mich. Die Katzentür quietschte laut, und glühende Augen richteten sich vom Friedhof auf uns. Dieses Geräusch erregte die Aufmerksamkeit der Gargoyles, während die normale Tür sie nicht beeindruckt hatte.
Ich kuschelte mich tiefer in meine Jacke und winkte den Gargoyles zu. Ich war nicht glücklich damit, hier draußen zu sein, wo sie mich anstarrten. Aber noch weniger wollte ich mich in das Gespräch zwischen Jenks und Ivy einmischen. Außerdem musste ich wirklich mit Al sprechen. Die Ringe ließen sich einfach nicht aktivieren. Ich wusste, dass ich es konnte, nachdem ich es bereits einmal getan hatte. Ich brauchte einfach nur das Selbstbewusstsein von jemandem hinter mir, der verdammt noch mal sehen konnte, was ich mit meiner Aura anstellte. Jenks war gut, aber er konnte nicht wie ein Dämon die Linien hören.
Rex sprang auf meinen Schoß und erzeugte einen warmen Fleck, in dem ich meine Finger vergrub. Die feuchte Kälte des frühen Abends ließ mich frösteln, als ich tief durchatmete. Niedrig hängende Wolken versprachen weiteren Regen, und die Blätter des letzten Jahres raschelten traurig, wie um meine Laune zu spiegeln. Dieses Jahr ging das Aufräumen im Frühling langsamer, nachdem Jenks Kinder verlor. Sie verließen ihn in Paaren und allein, um ihren eigenen Weg zu finden. Wie hatte mein Leben so schnell so kompliziert werden können?
»Rachel«, lispelte Belle, während sie mit dem Bogen in der Hand misstrauisch die Gargoyles beobachtete, »glaubst du, Jenks-s wird s-seine Willensstärke wiederfinden?«
»Ja, natürlich. Er hat einfach nur einen schlechten Tag. Er ist die stärkste Person, die ich kenne. Abgesehen von Ivy.« Rex schnurrte auf meinem Schoß, als ich ihn kraulte. Ich dachte darüber nach, ob ich jemanden, den ich liebte, so heftig verprügeln konnte … selbst wenn es einem höheren Zweck diente.
»Ich habe oft Nes-stlinge dafür bestraft, dass-s s-sie das Nest in Gefahr gebracht haben.«
»Meine Mutter hat mir oft Hausarrest verpasst«, antwortete ich. Ich fand, es hatte keinen Schaden angerichtet. Allerdings hatte es mich auch nicht klüger gemacht.
»Jenks-s sollte nicht so hart zu s-sich s-selbst sein«, erklärte Belle bestimmt. »Er ist ein Krieger.«
»Jenks ist ein Gärtner in einem wilden Garten Eden«, sagte ich und glaubte es auch. Er war ein wilder Gärtner mit einem großen Beschützertrieb. Wenn es hart auf hart kam, war Ivy genauso beschützerisch.
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