Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Trent«, murmelte ich. Ich fühlte mich verletzlich. Verdammt, warum musste ich dem Elfen vertrauen? Mein Leben war viel einfacher zu verstehen, wenn ich es nicht tat.
Hinter mir grollten die Gargoyles wie Elefanten. Ich duckte mich, als ein Schatten über meinen Kopf hinwegschoss. Es war ein Gargoyle. Meine erste wilde Hoffnung, dass es Bis sein könnte, erstarb, als die Gestalt einen Salto in der Luft schlug, um die Geschwindigkeit zu reduzieren und dann vor mir auf einem Grabstein landete. Ihre Augen waren gelb, und der Puschel an ihrem Schwanz war schwarz, nicht weiß. Daher wusste ich, dass es ein Weibchen war. Außerdem war sie schlanker als Bis. Elegant klappte sie ihre Flügel zusammen.
»Ich dachte, du wärst Bis«, sagte ich in dem Versuch, meine Überraschung zu überspielen.
»Ich bin Glissando«, erklärte das junge Gargoyleweibchen. Sie hatte die Ohren eng an den Kopf gelegt, und ihre Stimme war ein wenig höher als die von Bis, rumpelte aber trotzdem. »Bis’ Freundin.«
Unruhig huschte mein Blick an ihr vorbei zur Kirche. Durch die Fenster ergoss sich Licht in den Garten. »Es tut mir leid«, erwiderte ich, als mein Blick zu ihr zurückkehrte. »Ein Dämon …«
»Hat ihn entführt, ja«, unterbrach Glissando mich. Ihre goldenen Augen waren zu wütenden Schlitzen verengt. »Sein Vater würde gern mit Ihnen sprechen.«
»Er ist hier draußen?«, fragte ich mit einem Quieken, dann trat ich mich innerlich. Natürlich war er hier. Jeder Gargoyle von Cincinnati saß in meinem Garten.
»Ich werde Sie zu ihm führen«, sagte Glissando. Mein Herz raste. Verdammt, wie sollte ich ihm das erklären? Warum hatte ich Bis in solche Gefahr gebracht?
»Ich hätte direkt nach seinem Verschwinden versuchen sollen, Bis’ Vater ausfindig zu machen«, murmelte ich, und Glissando raschelte zustimmend mit den Flügeln. Langsam drehte ich mich um und fragte mich dabei, welches der glühenden Augenpaare wohl zu Bis’ Dad gehörte. Was sollte ich ihm sagen? Wusste er, dass ich ein Dämon war? Dass Bis sich an mich gebunden hatte? Bis hatte erzählt, dass er erst letzte Woche mit seinem Vater geredet hatte, aber »Hey Dad! Ich bin an einen Dämon gebunden!« war kein Satz, den man mal eben in ein normales Gespräch einbaute.
Glissandos Ohren bewegten sich und fingen das Geräusch von Jenks’ Flügeln auf, bevor ich es hörte. Der wütende Pixie verlor eine Spur aus seltsamem blaugrünem Staub, als er quer über den feuchten Friedhof schoss. »Oh Gott, du stinkst schlimmer als sechs Wochen alte Pisse, Rache«, sagte er, während er vor mir schwebte und Glissando misstrauisch beäugte. »Alles okay?«
Ich nickte und berührte kurz die Tasche, in der die Ringe steckten. Ich würde Trent mein Leben anvertrauen. Ich war eine Idiotin. »Ich muss mich mit Bis’ Dad unterhalten«, erklärte ich, und der Staub des Pixies explodierte in überraschtem Gold.
»Ähm, ich komme mit«, sagte Jenks und sah Glissando an, als wollte er ihren Widerspruch herausfordern.
Aber das katzengroße Gargoyleweibchen hob nur seine Flügel zu einem Achselzucken.
Jenks murmelte undeutlich etwas über die Rückseite eines Plumpsklos, als er sich direkt unter meinem Ohr in meine Haare kuschelte. Es war hier draußen zu kalt für ihn, aber ich wollte ihn nicht beleidigen, indem ich darauf hinwies.
Wir wandten uns wieder den wartenden Gargoyles zu, und ich zuckte zusammen. Es war eine Sache, sich selbst einzureden, dass der Junge, den man aufgenommen hatte, jetzt mit Dämonen spielte, um die Kraftlinien kennenzulernen. Es war etwas völlig anderes, diese Tatsache seinem Vater zu erklären.
»Bist du sicher, dass ich nicht Ivy holen soll?«, fragte Jenks, als Glissando an mir vorbeiflog, um mit einem ungeduldigen Blinzeln auf dem nächsten Grabstein zu landen. »Sie ist größer als ich.«
»Du hast doch gesehen, wie sie ihre Klinge geschärft hat«, erwiderte ich, als ich auf demselben Weg zurückging, den ich gekommen war. »Willst du, dass sie die mit hier rausbringt?«
Ungefähr zwei Dutzend rote oder gelbe Augen wandten sich in unsere Richtung und leuchteten im Halbdunkel. Glissando trat nervös von einem Fuß auf den anderen, als ich an ihr vorbeiging, dann sprang sie auf einen Grabstein einen halben Meter vor mir. »Kann ich mit Ihnen reden?«, fragte sie. Ich hielt überrascht an.
»Sicher.«
Mit einem kleinen Hopser sprang der weibliche Gar goyle auf meine Schulter. Sie erschreckte mich damit, und Jenks fing an zu fluchen. Ich
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