Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
dünnen Strom roter Aura über meinen Arm nach unten gleiten ließ. Ich zitterte, als sie über meine Pulsader glitt und über meine Finger kroch, bevor sie sich um die Ringe sammelte. Mein Herz raste. An diesem Punkt ging es gewöhnlich schief. Langsam verschob ich die Aura um mich herum, bis sie ein helles Orange angenommen hatte.
»Vorsichtig …«, hauchte Al. Ich bekam Kopfweh, während winzige Risse in den Ringen erschienen.
»Ich kann das«, sagte ich durch zusammengebissene Zähne. Ich musste es schaffen. Ich hatte keine andere Wahl.
Aber es war Trent. Tränen der Frustration stiegen mir in die Augen, und meine Hand zitterte. Er hatte mich in einen Käfig gesperrt, mich gejagt und mir das Leben zur Hölle gemacht, während ich darum kämpfte, ihm seine mangelnde Moral aufzuzeigen und ihn zu bestrafen.
Mir stockte der Atem, als mir klar wurde, dass ich das nicht mehr glaubte.
Ich erinnerte mich an Trents schmerzerfüllte Miene in der Basilika im Jenseits, als er mich angefleht hatte, sein Volk in die Heilung zu führen; an seine Wut, als er Nick von mir gezogen hatte; wie willig er sich geopfert hatte, um Tod und das Ende all dessen auf sich zu nehmen, wofür er sein Leben lang gearbeitet hatte – um ein einziges Kind zu retten.
»Rachel«, flüsterte Al, aber mich durchfuhr das Kribbeln von wilder Magie, als ein wirbelndes Auge aus Tausenden sich drehte und auf mich richtete. Andere folgten, und mein Mut schwankte, als die Magie mich dafür auslachte, weil ich glaubte, eine andere Macht zu besitzen als die Macht der Wahl.
Doch das verstärkte nur meine Entschlossenheit. Eine Wahl. Verdammt, ich vertraute Trent. Verdammt und zur Hölle, ich vertraute ihm mit ganzer Seele – nicht, weil ich es musste, sondern weil ich mich dafür entschied.
Tränen rannen mir über die Wangen, und die Erkenntnis sorgte dafür, dass ich am ganzen Körper zitterte. Ich ver traute ihm, sogar mit meiner Seele. Und er ist mir nicht bestimmt.
Die wilde Magie lachte, und es war, als umschlänge mich die Dunkelheit der Nacht. Sie machte mich zu der ihren. Ich bin die deine, stimmte ich elend zu. Aber es war wahr, und noch wichtiger, es war meine Wahl. War es immer gewesen.
Ich schauderte, als der gesamte Regenbogen der Farben über meine Haut glitt und sich erst in ein blendendes Weiß verband, das dann in undurchdringliche Dunkelheit umschlug. Mit einem kleinen Nachhall reaktivierten sich die Ringe.
Keuchend riss ich die Augen auf und entdeckte, dass die Ringe glühten. In einer plötzlichen Gedankenexplosion sah ich ihre Erschaffung in meinem Kopf. Die Unterwerfung, die die Ringe in meiner Hand einst verursacht hatten, hallte genauso in mir wider wie die Grausamkeit des Meisters, die Schmerzen des Sklaven, die kleinmütige Verbitterung und der grausame Angriff, der beide Leben beendet und die Ringe zerstört hatte. All das war hier, in dem perlenden Lachen der wilden Magie, die in ihrer Grausamkeit so ehrlich war. Die Macht in diesen Ringen hatte Leben über alle Vorstellung hinaus ruiniert, und jetzt war sie in diesen zwei metallenen Bändern auf mich übergegangen.
»Rachel.«
Ich konnte den Blick einfach nicht von den Ringen abwenden. Ich fühlte Tränen auf meinen Wangen und Al – in Form eines dunklen Schattens – vor mir, die Hände ausgestreckt. Er hatte Angst, mich zu berühren.
»Rachel?« Diesmal war es eine Frage. Ich blinzelte und schloss meine Finger um das warme Metall. Die Ringe waren voller Leben. Und doch wollte ich nichts lieber, als sie zu zerstören.
»Sie sind böse«, sagte ich und unterdrückte ein Schluchzen, als meine Aura sich verdickte. Wellen von Energie huschten schützend über mich – um mich vor dem zu bewahren, was ich gerade geschaffen hatte. Und ich wollte Trent damit vertrauen? »Sie sind böse!«, wiederholte ich lauter, während ich die Ringe durch tränenverhangene Augen musterte.
Meine Arme taten weh, und ich zuckte zusammen, als eine Decke auf meinen Schultern landete, die nach verbranntem Bernstein und Al roch. »Du hast es geschafft«, erklärte Al bewundernd. Zitternd sah ich auf. »Du vertraust ihm?«
»Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.« Schniefend rieb ich mir mit dem Handrücken die Nase. »Kein Wunder, dass du Elfen hasst.«
Ich wollte die Ringe verstecken, aber Al fing mein Handgelenk ein. Langsam öffnete ich die Finger. Er nahm die Schmuckstücke und hielt sie ins Licht des Feuers, nah vor sein Gesicht. Die Brille war verschwunden. »Wie sicher bist du
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