Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
gen, aber ich weiß, dass er es kann. Sag ihm, er hatte recht. Er hatte früher Flügel. Sie sehen aus wie zu Stoff gewobenes Mondlicht. Und richte ihm aus, dass es mir leidtut.«
Newt trat einen Schritt zurück und löste ihren Griff aus meinen Haaren. »Du weißt, wie wir ausgesehen haben?«
Langsam richtete ich mich auf und rieb mir die Kehle. Ivy war immer noch bewusstlos, genauso wie Jenks. Belle hielt entschlossen und wild Wache über dem Pixie. Ich hatte keine Ahnung, wo Nick war. Und es war mir auch egal. »Ich habe die flachen Teiche gesehen, die moosgrünen Zweige«, presste ich hervor. »Den Nebel, der die Sonne verbarg und ihr Brennen milderte.« Newt trat einen weiteren Schritt zurück. Ihre Hände lagen lose an ihrem Ebenholzstab, und in ihrem Blick stand Verwirrung. Ich hustete, und kurz flackerten Schmerzen in meinen Gliedmaßen auf, um dann wieder zu verblassen. »Das Jenseits war ein Paradies. Was ist geschehen?«
»Wir haben es umgebracht.«
Ich sah auf und entdeckte, dass Newt tief in Erinnerungen versunken war.
»Sowohl die Elfen als auch wir, in unserem Krieg«, sagte sie. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest umklammerte sie ihren Stab. »Zusammen haben wir das Jenseits getötet. Die Elfen konnten fliehen. Wir blieben zurück, um in den Trümmern unseres Krieges zu leben. Mit jedem Fluch machten wir es schlimmer, aber wir hatten keine Wahl. Um zu überleben, mussten wir die Dinge noch weiter aus dem Gleichgewicht bringen.«
Irgendwie überraschte es mich nicht, dass der Krieg zwischen Elfen und Dämonen für die Zerstörung des Jenseits verantwortlich war. »Es tut mir leid.«
Newts Blick wurde scharf, und ihr Körper verspannte sich wieder. »Ich wollte dich nicht umbringen. Sie haben mich dazu gezwungen.«
»Ich bin noch nicht tot.« Mit einer Hand an der Kehle rutschte ich zur Tischkante und vorsichtig auf den Boden. Mein Körper kribbelte, als das Blut wieder frei durch meine Adern floss. Newt bewegte ihren Stab, und ich beäugte die Dämonin misstrauisch. Anscheinend hatte sie einen schlechten Tag. »Seit wann kann irgendwer dich zu irgendwas zwingen?«
Ich ging in die Hocke, um an Ivys Handgelenk nach dem P ulsschlag zu suchen. Newts Gesicht war zu einer hässlichen Grimasse verzogen, als ich mich ihr wieder zu wandte. »Sie glauben, ich stecke mit dir unter einer Decke«, erklärte sie wütend. »Weil ich Zeit für dich herausgeschlagen habe. Weil meine Räume nicht länger schrumpfen. Al wurde ins Gefängnis geworfen, aber mir hat man aufgetragen, dich zu töten. Wenn ich es tue, lassen sie mich nicht nur einen weiteren Tag am Leben, sondern hören vielleicht sogar auf mich.«
Al saß im Knast? Dreck auf Toast, damit waren es nur noch Quen und ich.
»Ku’Sox trägt die Schuld«, gab Newt bitter zu. »Aber es ist trotzdem einfacher, dir die Verantwortung zuzuschieben. Es ist unmöglich, ihn zu töten. Dich zu töten ist nur schwer.«
Das war irgendwie nett. Dass es schwer war, mich zu ermorden, nicht leicht.
Jenks setzte sich auf und umklammerte seinen Kopf. Seine Flügel waren verbogen. Belle ging neben ihm in die Hocke und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Fairy ließ Newt keinen Augenblick aus den Augen.
»Wenn du mich umbringst«, sagte ich, während ich mich vorsichtig auf meinen Stuhl setzte, »lebt ihr alle höchstens noch eine Woche.« Ich wedelte hilflos mit der Hand. »Der Grund dafür, dass deine Räume nicht mehr schrumpfen, liegt darin, dass ich deine Kraftlinie repariert habe. Deswegen ist sie die einzige Linie, die noch richtig klingt. Wenn ich Bis hätte, könnte ich alle Linien heilen. Kannst du ihn für mich zurückholen? Jetzt?«
Newt wich zurück. Sie wirkte verwirrt und hatte anschei nend keine Ahnung, was sie tun sollte, nachdem ich sie nicht angriff. »Nein. Bei dir klingt es, als wäre es ganz einfach, dich nicht zu töten.«
»Einfach?« Mit einem Fuß zog ich Ivys Stuhl für Newt heraus. Sie starrte ihn misstrauisch an. »Es ist einfach. Schwer ist, was ich tun musste, um euch Idioten zu retten. Zuerst musste ich einen Weg finden, die Kraftlinie zu reparieren. Und als ich das geschafft hatte, habt ihr zugelassen, dass Ku’Sox mir Bis wegnimmt. Jetzt finde ich einen Weg um zu beweisen, dass Ku’Sox die Linie zerstört hat, und dann überzeugen sie dich, mich zu töten, noch bevor mein Ultimatum abläuft. Ich muss also nicht nur beweisen, dass Ku’Sox meine Kraftlinie zerstört hat, sondern auch noch ohne Al überleben? Ohne
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