Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
hob eine Hand und ließ sie fallen. »Das ist der Albtraum, den ihr selbst geschaffen habt. Lasst mich euch aufwecken.«
Zitternd atmete sie tief durch. Sie wirkte verängstigt. Wild. Sie konnte alles tun. »Schlag mich«, bat sie leise, während sie ihren Stab vor sich hielt.
Jenks hob mit klappernden Flügeln vom Boden ab. »Langsam, langsam!«, sagte er. Newt straffte sich und richtete ihren Stab auf Ivy, die mühsam auf die Füße kam. Sie war angeschlagen, aber bereit zum Angriff.
»Ruhig!«, rief ich, stand auf und hob eine Hand. »Alle bleiben ganz ruhig!«
Newt verzog das Gesicht, dann senkte sie ihren Stab plötzlich wieder und entspannte sich. »Warte«, sagte sie. Ivy zögerte, auch wenn sie bereit war, jeden Moment anzugreifen. »Lass uns erst in deinem Schrank etwas finden, was du anziehen kannst. Dann kannst du mich schlagen.«
Ich blinzelte vollkommen verwirrt. »Warum?«
Mit einem Lächeln, das mich bis ins Mark verängstigte, kam die Dämonin auf mich zu. Sie beobachtete mich, hielt ihren Stab aber zwischen sich und Ivy und Jenks. »Ich brauche einen Grund dafür, dass du zu Sonnenaufgang noch lebst. Ich werde ihnen erzählen, du hättest mich überwältigt.«
Jenks schoss ins hintere Wohnzimmer, und Flüche fielen von ihm wie goldene Äpfel. Anscheinend war Nick verschwunden. Aber ich konnte nichts tun, weil Newt ihren Arm in meinen schob. Ein Magiestoß löste sich von ihr, bewegte meine Haare und zerstörte die Heiligkeit der Kirche. Verdammt, sie hatte es schon wieder getan.
»Ich kann dir Zeit geben bis Sonnenaufgang. Dann wird man dich beschwören, und du wirst sterben«, fügte Newt hinzu, sodass ich mich ganz warm und behütet fühlte.
»Heute Nacht?«, jaulte Jenks, als er in einer Spur aus wütendem rotem Staub wieder in den Raum sauste. »Was ist mit ihren vier Tagen passiert?« Dann wandte er sich an mich. Der Staub, der von ihm herabrieselte, sah aus, als stünde er in Flammen. »Rachel, wir haben ein Problem. Nick ist abgehauen.«
Newt zögerte auf der Schwelle zum Flur und testete vorsichtig mit dem Ende ihres Stabes, ob der Boden noch geweiht war. »Dieser kleine Wurm von Mann?«, fragte sie. »Er schuldet mir einen Vertrauten. Vielleicht sogar zwei. Ich kann mich nicht erinnern.«
Sie wedelte mit der Hand, und Nick erschien neben mir auf dem Tisch. Ich wirbelte herum, als Trents Bücher auf den Boden knallten, dann stürzte sich Ivy auch schon auf ihn. Mit vollkommen schwarzen Augen riss sie den Menschen von der Tischplatte und stieß ihn gegen die Wand. Benommen versuchte Nick, sich auf Ivy zu konzentrieren, dann rang er nach Luft, als sie fester zudrückte. Sie hatte offensichtlich Spaß.
Newt, die immer noch ihren Arm unter meinen geschoben hatte, drehte sich um, um das Schauspiel zu beobachten. Ihre Haare waren jetzt genauso lang wie meine, und ich zuckte zusammen. »Du bist Ivy …«, sagte die verrückte Dämonin. Nick keuchte heftig, als Ivy ihren Griff erschrocken lockerte. »Ich glaube, ich mochte dich.«
Jenks und ich wechselten einen entsetzten Blick, dann drehte ich Newt wieder zur Tür und damit von Ivy weg. »Ähm, lass mich dir zeigen, was ich ausgesucht habe«, meinte ich, wobei ich sie quasi in den Flur zog. Ich konnte hören, wie Nick hinter uns mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf den Boden fiel.
Über die Schulter warf ich einen Blick auf die Uhr am Herd, und mein Magen verkrampfte sich. Quen wegen dem neuen Ultimatum anrufen, mit Newt Klamotten aussuchen, Ivy davon abhalten, Nick umzubringen. Hatte ich etwas vergessen?
»Du hast Zeit bis Sonnenaufgang«, sagte der Dämon und musterte für einen Moment die Pixies, die im Durchgang zum Altarraum schwebten, bevor sie mich zu meinem Schrank führte. »Nicht, weil ich dich besonders mag, verstehst du. Ich kann einfach nicht alles erledigen, womit du mich beauftragt hast. Das wirst du schon selbst tun müssen.«
25
»Ein Auto is-st vorgefahren«, sagte Belle, als sie an meiner offenen Schlafzimmertür erschien. Quen. Endlich.
»Sag Ivy, sie soll bleiben, wo sie ist. Ich mache auf«, antwortete ich, als sechs enthusiastische Pixies mit derselben Nachricht in den Raum schossen. »Ivy!«, schrie ich, bevor sie etwas tun konnte. »Ich gehe schon. Pass du auf Nick auf.«
Ich berührte zur Beruhigung die Ringe in meiner Tasche, dann scheuchte ich alle aus meinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Mit schnellen Schritten ging ich in den Altarraum. Ivy saß auf der Couch, wo ich sie verlassen hatte.
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