Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
richtete ich meinen Blick wieder auf Quen und streckte die Hand aus. »Gib mir deinen Ring.«
Stattdessen packte er meine Schultern und drehte mich so, dass ich den Kampf beobachten konnte. »Wir können es schaffen.«
Misstrauen breitete sich in mir aus. Tu das noch, und ich schenke dir deine Freiheit. Wie oft war das in der Geschichte schon geschehen? Ku’Sox schrie, und sein Schatten erhob sich aus den Bäumen. Etude brüllte in den Wäldern, also lebte er noch. Ku’Sox kam direkt auf uns zu, und das schwere Schlagen seiner Flügel ließ die Luft erzittern. Trotzdem stand Quen einfach da, seine Hand erfüllt von einem grünen Schimmern.
»Runter!«, rief ich und duckte mich neben die Mauer, als Ku’Sox mit ausgestreckten Krallen über uns hinwegschoss. Ich erinnerte mich daran, wie er in dieser Gestalt Pixies verschlungen hatte, und drückte mich fester gegen den Stein. Feuriger Schmerz traf meine Schulter, und ich schrie.
»Immuluate!«, brüllte Quen. Ich keuchte, als die Energie der Linie durch mich brandete.
Und dann war Ku’Sox verschwunden, um einen Bogen zu fliegen und den nächsten Angriff zu starten. Ich presste eine Hand gegen die Wunde an meiner Schulter, stand auf und beobachtete seine dunkle Silhouette am Himmel. Der Dämon spielte mit uns.
»Rachel! Geht es dir gut?«
Ich warf Quen einen schlecht gelaunten Blick zu, und sein Enthusiasmus verpuffte. Ich schaffte es gerade so, ihm nicht entgegenzuschreien, dass es mir verdammt noch mal nicht gut ging. »Super«, sagte ich stattdessen, während ich den Kratzer an meiner Schulter musterte und kaum Blut entdeckte.
»Vielleicht hast du recht«, meinte Quen, während wir beobachteten, wie Ku’Sox einen Bogen flog und wie ein tödli ches Pendel wieder auf uns zuraste. Dann hellte seine Miene sich auf. »Die Kraftlinie!«, sagte er plötzlich. »Du kannst durch die Linien springen. Zumindest zu der in deinem Garten. Du kannst uns beide dorthin springen.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Du willst, dass ich durch die Linien springe? Und dich dabei trage? So eine Aktion hat uns überhaupt erst in diese Situation gebracht!«
»Runter!«, sagte Quen. Er zog mich mit einer Hand nach unten, während Ku’Sox wieder über uns hinwegsauste. Ich hatte das Gefühl, dass er sich amüsierte, doch dann stellte er die Flügel quer und landete sechs Meter vor uns, während er gefährlich mit dem Schnabel klapperte.
»Du kannst es schaffen«, sagte Quen. »Wenn wir verbunden sind, kannst du mich tragen. Du kennst die Signatur der Linie in deinem Garten. Du hast gerade erst das Ungleichgewicht dort abgeladen. Wenn Ku’Sox uns folgt, werden uns die Gargoyles helfen.«
Vielleicht lang genug, dass ich mich auf Quen setzen und ihm den Versklavungsring abnehmen kann. Hinter ihm klapperte Ku’Sox mit dem Schnabel und kam auf uns zu. Ich nickte – es war immer noch besser, in den Kraftlinien zu Staub zu verbrennen, als gefressen zu werden.
»Halt ihn zurück«, sagte ich, als er meine Hände ergriff. Der Elf nickte. »Und versuch bitte, mir etwas von der Linie abzugeben!«, schrie ich hinterher.
Ku’Sox zögerte mit schräggelegtem Kopf, als ich die Linie anzapfte und meine Haare anfingen zu schweben. Dann gab der Dämon ein mörderisches Krächzen von sich und lief los. Er ahnte, was wir vorhatten.
»Jetzt!«, schrie Quen. Ich umschloss uns in einer Schutzblase, dann passte ich ihre Färbung und ihren Klang an die Kraftlinie an, die drei Meter vor uns floss. Inzwischen kannte ich sie wie meine Westentasche, und es fiel mir leicht.
Ich hörte Ku’Sox’ frustrierten Schrei, als die Schönheit der Linie uns aufnahm und ihre Wärme alle Hässlichkeit tilgte. In meinem Kopf wurde alles silbern. Quen schloss eine Blase um seine Gedanken, was bei mir die Frage auslöste, wie oft er schon durch die Linien gereist war.
Nach Hause, dachte ich und erinnerte mich an das harsche, chaotische Klirren, zu dem ich die Kraftlinie in meinem Garten gemacht hatte. Sie war eine Ansammlung aus Orange, Blau, Schwarz und Rot. Doch obwohl ich sie klar vor meinem inneren Auge sehen konnte, konnte ich meine Aura nicht dorthin verschieben.
Nach Hause!, dachte ich wieder. Langsam stieg Panik in mir auf. Der verdammte Versklavungsring störte. Quen, hilf mir dabei, die Resonanz der Blase zu verschieben!, rief ich, aber er konnte mich nicht hören, und ich konnte ihn nicht in der Linie zurücklassen.
Quen!, versuchte ich es erneut, dann spürte ich plötzlich die weiche Berührung
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