Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
sie wird mir nicht wehtun«, sagte er, schwebte aber unbeweglich in der Luft, bis ich Lucy an ihre Mom übergeben hatte. Oder Ceri. Oder was auch immer. Grundsätzlich teilten Lucy und Ray keinen einzigen Tropfen Blut, und das Einzige, was sie verband, waren ihre perfekten, unkupierten und ein wenig spitzen Ohren. Aber trotzdem.
Ceri flötete Lucy etwas zu und rückte ihre Kappe zurecht, während ich noch einmal meinen Sattelgurt kontrollierte, bevor ich mich aufs Pferd schwang. Sofort fühlte ich mich größer. Molly machte drei Schritte Richtung Tor, bevor ich sie zügelte. Ceri regelte mit Lucy vor sich die letzten Dinge mit dem Stallmanager – Windeltasche, Wasser, Sonnencreme, Handys, die auf den Ladezustand kontrolliert wurden –, aber meine Aufmerksamkeit lag auf Trent.
Er war als Letzter auf die Koppel geritten, mit Ray vor sich. Er wurde von einem untersetzten kleinen Mann auf einem ruhigen Quarter-Pferd begleitet. Trent sah einfach fantastisch aus auf Tulpa, demselben Pferd, an das ich mich aus dem Camp erinnerte. Der große Rappe war inzwischen uralt, aber sein Leben wurde dadurch verlängert, dass er Trents Vertrauter war. Er war sozusagen eine Art Kondensator für Hochspannungsmagie und erlaubte Trent somit, auch dann nach einer Kraftlinie zu greifen, wenn er von Wasser umgeben war.
Mit dem Rücken zu mir diskutierte Trent etwas mit dem Trainingsmanager. Ich fühlte, wie etwas in mir einen Sprung machte, als ich ihn so sah, mit Ray vor sich, ein Bild von Reichtum und privilegiertem Leben. Er sah nicht einfach nur gut aus, sondern er war ungezwungen und im Frieden mit sich selbst, ohne die perfekte Maske, die er überall anders für nötig hielt.
Molly schlug mit dem Ohr in Jenks’ Richtung, und der Pixie landete direkt auf ihrem Kopf. »Ja, der Elf sieht auf einem Pferd gut aus«, erklärte er trocken. »Aber er ist gemein zu ihnen.«
Mein Blick schoss von Trent zu Jenks. »Gemein?«
Jenks nickte und kratzte Molly mit dem Stiefelabsatz zwi schen den Ohren. »Psychospielchen. Erinnere mich daran, ihn nicht wütend zu machen. Er ist gut darin. Der kleine Keksbäcker.«
Ich holte Luft, um ihn um eine Erklärung zu bitten, aber er schoss zu Lucy. Das kleine Mädchen rief nach ihm, kreischte aus voller Kehle: »Inks! Inks!« Ceri wirkte gestresst, und ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie das Mädchen wieder an Quen übergab.
»Psychospielchen?«, hauchte ich. Trent sah auf, als hätte er mich trotz der Entfernung gehört.
Er suchte kurz meinen Blick, dann wandte er sich wieder an den Manager. »Nein, ich will, dass sie gegenüber von Managed Detail steht, nicht außer Sichtweite«, sagte er und winkte einen Stallburschen heran. »Wo auch immer er hingeht, sie folgt drei Schritte hinter ihm. Wir haben Fortschritte gemacht, aber das wird nichts helfen, wenn sie glaubt, dass die Regeln nur auf der Bahn gelten.«
Der Stallbursche schleppte einen Eimer Wasser heran, und Tulpa stieß ihn einmal an, bevor er sein Maul in der Flüssigkeit versenkte, um zu trinken.
»Ich will, dass Red in eine Box gegenüber von Managed Detail gestellt wird«, sagte Trent, während sein Blick wieder zu mir glitt. »Er soll mindestens eine Stunde lang mit Aufmerksamkeiten überhäuft werden, und dann gibt es bis Sonnenuntergang jede Stunde eine Leckerei. Ich will, dass sie so frustriert und eifersüchtig wird, dass sie das nächste Mal genau das tut, was Ben ihr sagt.«
Psychospielchen …
»Ja, Sir«, antwortete der Manager, während er zu Trent aufsah. Dann schauten wir alle zu dem feurigen Pferd, das erst jetzt auf die Koppel geführt wurde. Sie riss die Beine hoch, und ihr Jockey brauchte all seine Konzentration, um sie zu kontrollieren. Frustriert? Ich hätte behauptet, dass sie das bereits war. Für mich war offensichtlich, dass sie sauer war, weil sie zurückgehalten wurde, während alle anderen schon zurück in den Stall durften.
Die Sirene eines Krankenwagens auf der Privatstraße zog meine Aufmerksamkeit auf sich, und plötzlich wurde mir der Ernst der Situation bewusst. Der Manager seufzte. »Sie ist kein schlechtes Pferd, Sir.«
»Sie ist herrlich.« Trent runzelte die Stirn, als Red wieherte und nach dem Pferd neben sich schnappte. »Aber wenn sie nicht lernt, dass es mehr Spaß macht, mit anderen zu spielen als allein, wird das niemals jemand außer uns beiden erfahren.«
»Trenton …«, drängelte Ceri, eine Hand schützend über die Augen gelegt. »Die Sonne ist heiß, und die
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