Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
ich, bevor ich mich abwandte, um wieder zu niesen. Ich verspürte ein ekelhaftes, ziehendes Gefühl. Im Moment war es noch sanft, aber wenn ich ihm nicht nachgab, würde es sich aufbauen, bis mir einfach keine andere Wahl mehr blieb. Für einen Moment verfiel ich in Panik, weil ich fürchtete, es könnte Ku’Sox sein. Aber Al war der Einzige im Jenseits, der meinen Beschwörungsnamen kannte. Und Nick.
Die Panik kehrte zurück.
»Nick kennt deinen Beschwörungsnamen!«, schrie Jenks, als es ihm ebenfalls klar wurde. »Rachel, kämpf dagegen an!«
Aber es gab nichts, was ich tun konnte. Ich schüttelte den Kopf und bemühte mich, meine Angst nicht zu zeigen. Ich hatte keine Wahl. Zumindest konnten die Reporter mich nicht mehr sehen. »Es tut mir leid«, erklärte ich erneut und verzog das Gesicht. »Vielleicht kommt alles in Ordnung. Ich werde alles in meiner Macht Stehende dafür tun.« Ich sah zu Jenks. Sein Gesicht war bleich. »Gib mir eine Stunde. Dann kannst du mich zurückbeschwören.«
»Nein.« Trent schaltete sich ein. Ich keuchte, als er sich hinkniete und mein Handgelenk ergriff. Das interdimensionale Ziehen verschwand, und ich riss den Kopf hoch. So saß ich in meinem Auto, starrte Trent an und spürte schockiert, wie die Welt um mich herum sich wieder beruhigte. Seine Haare standen nach oben. Jenks fing an zu fluchen, während die Zeit stillzustehen schien.
Trent hat die Beschwörung aufgehalten? Ich hatte nicht gewusst, dass er das konnte. Ich meine, ich wusste, dass er eine Menge Jenseitsenergie kanalisieren konnte, aber das hier? Das war unglaublich!
»Nicht du auch noch«, erklärte er wild. Ich lächelte, bis ein plötzlicher Schmerz meinen Kopf durchzuckte.
Trent schrie auf und ließ mich los. Mit dem Gefühl eines reißenden Gummibandes verschwanden der Parkplatz und mein Auto; als Letztes sah ich Trents entsetztes Gesicht und hörte Rays überraschten Schrei.
7
Als Erstes stieg mir der Geruch von verbranntem Bernstein in die Nase, dann kehrte der Rest meiner Wahrnehmung zurück. Dankbar verließ ich die Kraftlinie, deren harscher Geschmack oder Klang mich zum Zittern brachte. Ich war nicht von Ku’Sox beschworen worden, sonst hätte ich inzwischen schon um mein Leben gekämpft. Ich seufzte erleichtert. Dann beschloss ich, dass ich mich trotz blauem Himmel, weißer Sonne und salzigem Wind im Jenseits befand. Kein anderer Ort stank so schlimm. Meine Nase hatte sich allerdings bereits angepasst, bevor ich mich ganz materialisiert hatte. Danach entdeckte ich, dass ich auf einem runden Podium aus weißem Stein stand. Vor mir standen wie Richter zwei Dämonen in Togen, und hinter mir murmelte eine Menge wie der aufgebrachte Mob, der sie auch war.
Ich zitterte, während ich mich bemühte, das falsche Gefühl der Linie abzuschütteln. Anscheinend befand ich mich in einem griechischen Auditorium mit aufsteigenden Steinbänken und hohen Säulen, zwischen denen weißer Stoff gespannt war, um die Dämonen vor der falschen Sonne zu schützen. Der Horizont verschwand in einer weißen Linie. Als mir klar wurde, dass ich mich im Dalliance befand, sah ich mich nach der Jukebox um. Es mochte ja wirken, als befänden wir uns draußen, aber in Wirklichkeit standen wir im Jenseits tief unter der Erde. Das Restaurant war ein praktischer Versammlungsort. Ich fragte mich, warum die Dämonen sich an die Kleidungsvorschriften hielten, obwohl das Dalliance doch heute offensichtlich nicht als Restaurant genutzt wurde, sondern eher als … Gerichtssaal? Wütende Dämonen drängten in den Raum, und ihre jeweilige Kleidung verwandelte sich auf der Türschwelle in eine Toga.
Al stand neben mir auf dem Podium. Es war eine Erleichterung, den gefassten, ein wenig verbitterten Dämon hier zu sehen. Auch er trug eine Toga statt seines üblichen grünen Samtanzuges. Der feine Stoff wurde von einer Schärpe geschlossengehalten, die so leuchtend rot war, dass ich blinzeln musste. Seine Haare lagen in geölten Locken um seinen Kopf, sodass sein Gesicht noch breiter als sonst wirkte. Unter dem Saum des Stoffes standen Sandalen heraus, und ich starrte auf seine schwarzen Zehennägel. Das war neu.
Auch sein gesamtes Verhalten war seltsam. Er musterte mich ein wenig nervös aus seinen ziegengeschlitzten Augen, dann runzelte er die Stirn. Das ließ nichts Gutes ahnen. Al war immer selbstsicher, selbst wenn er es nicht sein sollte. Ich folgte seinem Blick zu der langen Bank, die auf der anderen Seite eines niedrigen Grabens
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