Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
wollte, sondern eher ein vorsichtiges »Vielleicht«. Für den Moment reichte das völlig. »Trotzdem wäre es einfacher gewesen, wenn Sie die Beweise für den Angriff nicht vernichtet hätten«, murrte sie.
»Ich habe versucht, Quens Leben zu retten«, erklärte ich finster. Die Reporter wanderten endlich in den Pressesaal des Pförtnerhauses. Sobald sie weg waren, würde ich nach Hause aufbrechen. »Sie haben eine Moulage gemacht, richtig?« Ich konnte den Eindruck nicht sehen, den starke Gefühle hinterließen, aber Vampire konnten es, ob nun lebende oder tote. Wäre Ivy hier gewesen, hätte sie es mir verraten können. Aber Ivy war nicht hier. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass sie viel lieber Glenn half als unserer Ermittlungsfirma.
Nina versteifte sich. Sie fühlte sich in der Sonne offensichtlich unwohl. Ich dagegen lehnte mich gegen mein Auto und genoss die Wärme, die das Metall abstrahlte. »Der Großteil davon ist in der Sonne bereits verflogen«, antwortete die Frau. »Wir arbeiten noch an der Einordnung, aber obwohl weder ich noch Nina eine Gerichtszulassung haben, ist trotzdem offensichtlich, dass es sich hier um Gewalttätigkeit, Entschlossenheit, Frustration und Panik in großen Mengen handelt. Überwiegend Gewalttätigkeit zwischen zwei Leuten.«
»Herrje, wirklich?«, spottete Jenks. »Und das hast du alles ganz allein rausgefunden?«
Quen und Ku’Sox, dachte ich und sah die Frustration, die über Trents Gesicht huschte.
»Es scheint«, meinte Nina und musterte beiläufig ihre perfekten Nägel, »als hätte Ceri gar nichts getan. Vielleicht wurde sie bewusstlos geschlagen oder hat ihr Baby beschützt.«
Trent wandte sich ab. Die Ränder seiner Ohren waren rot. Jenks hatte abgehoben und schwebte beschützend über ihm. Nina bemerkte es und grinste wie eine Katze, die gerade die Maus gefangen hat. »Ich habe drei, vielleicht vier Auren gespürt, aber nur Quens und eine andere waren aktiv. Ich gehe davon aus, dass nur eine Person anwesend war, die Ceri und Lucy entführt hat, und sie war magieerfahren. Quen hat gegen ihn oder sie gekämpft, konnte die Person aber nicht besiegen, und die zwei Frauen wurden mitgenommen.«
Wie kann sie einfach so dastehen und das sagen?, dachte ich wütend. Lucy und Ceri waren verschwunden! Quen starb vielleicht, weil er versucht hatte, sie zu retten. Trent …
Ich warf ihm einen schnellen Blick zu und wünschte mir, ich müsste mich nicht damit beschäftigen. Dämonen stanken zum Himmel.
Nina schwieg. Sie las die Gefühle in der Luft, während wir still dastanden. Ray lehnte an Trents Schulter, und Jenks schwebte in stiller Unterstützung, die ich nicht ganz verstand, über ihm. Es war offensichtlich, dass Trent sich selbst nie eingestanden hatte, wie viel Ceri und Lucy ihm inzwischen bedeuteten. Vielleicht war er sich dessen selbst jetzt nicht bewusst. Vielleicht war er so damit beschäftigt, der Gegenwart gerecht zu werden, dass er nicht klar denken konnte. Aber Trent litt. Er war allein. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er das schon verstanden hatte – dafür war er nicht wütend genug. Aber ich konnte spüren, dass es ihm dämmerte. Vielleicht morgen. Vielleicht auch übermorgen.
Trent hatte immer allein gewirkt, aber er hatte neben Quen immer seinen Assistenten Jonathan gehabt. Dann Ceri. Selbst Ellasbeth, auch wenn sich das von Lucy abgesehen nicht allzu toll entwickelt hatte. Und jetzt war sogar Lucy verschwunden. Bald würde Trent verstehen, dass die Dämonen ihm alles genommen hatten … bis auf ein Kind, um ihn an das zu erinnern, was er verloren hatte. Es würde übel werden, wenn Trents schlimmste Seiten mit seinen besten kämpften.
Mich überlief ein Schauder. Nina warf mir einen fragenden Blick zu, und ihre Pupillen erweiterten sich. Trent war auf vielen Ebenen mächtig, und er hatte kein Problem damit, seine Macht auch einzusetzen. Ich wusste nicht, welche seiner Seiten gewinnen würde. Ich hatte mit beiden schon Bekanntschaft geschlossen. Es gab nichts, was ich tun konnte. Außer vielleicht hier sein, damit er sich nicht so allein fühlte.
»Dann haben Sie also nichts mehr zu sagen?«, fragte Nina mit öliger Stimme, während sie meine plötzliche Angst in sich aufsaugte.
»Nein.«
»Dann sehe ich Sie morgen, Rachel«, erklärte sie. Ich starrte auf ihre ausgestreckte Hand und weigerte mich, sie zu ergreifen. Sonst würde sie sie vielleicht küssen oder irgendwas. »Trenton.« Nina zögerte, nickte einmal und drehte sich langsam um.
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