Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
stand. Dann schenkte ich Newt und Dali ein gequältes Lächeln. Nicht gerade meine Lieblingsbewohner des Jenseits.
»Redest du immer vor Publikum mit Dali?«, witzelte ich. Al zog eine Grimasse.
»Steh gerade. Richte deine Haare«, sagte er und schlug mir auf den Bauch. Er sprach immer noch mit dem Akzent eines britischen Adeligen, auch wenn er jetzt aussah wie ein antiker Staatsmann. »Mein Gott, was trägst du da? Jeans? Du riechst nach Pferd.«
»Weil ich auf einem saß«, erklärte ich. Langsam wurde ich wütend. »Jemand aus dem Jenseits hat Ceri und Trents Tochter entführt. Dreimal darfst du raten, wer es war. Und warum.«
Sarkasmus färbte meine Stimme, aber Al gab nur ein gleichgültiges Geräusch von sich. Ich zitterte, als eine Schicht Jenseitsenergie über mich glitt, die mit seiner Aura durchsetzt war. Für einen Moment klangen die Stimmen der Dämonen hinter mir gedämpft, dann hörte ich sie wieder deutlich, als seine Aura verschwand. Ich stellte fest, dass ich jetzt Sandalen und eine einfache Robe mit purpurnem Besatz am Saum trug. Der feuchte Wind zerrte unangenehm an meiner Frisur, und als ich die Hand hob, berührte ich einen welkenden Blumenkranz auf meinen Haaren. Das gesamte Outfit wirkte wie etwas, in dem Ceri, Als ehemalige Vertraute, vielleicht gut ausgesehen hätte. Ich dagegen eher nicht.
»So. Jetzt passt du dazu.« Al versteifte sich, als er seine Aufmerksamkeit wieder den zwei Dämonen zuwandte, die sich vor uns auf einer langen Bank ausgestreckt hatten. Zwischen uns und ihnen lag ein kleiner Graben wie eine Absperrung, der nichts Gutes erahnen ließ.
»Du hast versprochen, mich nie zu beschwören«, sagte ich nervös, als Newt mir ein breites, bösartiges Lächeln zuwarf und mir mit einer roten Flüssigkeit in einem Glas zuprostete, das nicht in die Epoche passte. »Wir hatten eine Abmachung. Ich zerre dich nicht durch die Linien und du mich nicht ins Jenseits.« Ich bemühte mich, nicht zu sehr zu jammern, aber das Adrenalin floss noch durch meine Adern, und es war mein gottgegebenes Recht, zickig zu sein. »Ich habe ja versucht, zu meinem Anrufungsspiegel zu kom men, aber ich war auf Trents Anwesen am anderen Ende von Cincy.« Ich zögerte. »Tut mir leid«, fügte ich hinzu. »Ich habe es wirklich versucht.«
Al sah mich nicht an, sondern straffte stattdessen die Schultern und starrte ins Leere. » Sie haben mich gebeten, dich zu beschwören. Und nachdem du dich nicht gemeldet hast, musste ich ihrem Wunsch nachkommen.«
Sie? Er meinte Newt und Dali. Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Das wurde ja immer besser. Al war stolz dar auf, sich nicht ins System einzufügen – wenn er sich wohler zogen gab, bedeutete das, dass wir bis zum Hals in Schwierigkeiten steckten. Wieder einmal. Nervös folgte ich seinem Blick zu der Bank vor uns und bemühte mich, den großen bösen Dämonen dort zuzulächeln.
Newt war der einzige andere, existierende weibliche Dä mon – vielleicht davon in den Wahnsinn getrieben, dass die Elfen ihre »Schwestern« umgebracht hatten. Aber wahr scheinlich entsprang ihr Wahnsinn eher der Tatsache, dass Ku’Sox sie dazu gebracht hatte, persönlich diejenigen ihrer Schwestern zu töten, die die Elfen übersehen hatten. Newt trug wieder Glatze und wirkte schlank und geschlechts neutral. Bis auf die sanften Kurven unter ihrer Toga war der schwarze Eyeliner um ihre Augen das einzige Zugeständnis an ihre Weiblichkeit. Ihre vollkommen schwarzen Augen glitten über mich, und auf ihrem Kopf materialisierte sich ein turbanartiger Hut, der sie plötzlich weiblich wirken ließ. Es schien ihr besser zu gehen, wenn ich in der Gegend war. Das machte mich nervös.
Fast zwei Meter von ihr entfernt lag Dali in anscheinender Untätigkeit auf derselben Bank. Er musterte mich irritiert. Seine rundliche Form erinnerte halb an einen Beamten, halb an einen Scharfrichter. Ihm stand die Toga überhaupt nicht.
Ich warf einen Blick zu den Dämonen hinter uns. Sie hatten sich entweder versammelt, um dem Verfahren zuzusehen, oder um teilzunehmen. Einige der Gesichter waren mir vertraut. Das waren Dämonen, die mich gebeten hatten, ihnen Schwimmbäder in den Garten zu stellen oder Autos oder sogar Kerzenleuchter anzufertigen. Ich versteifte mich, als ich Ku’Sox entdeckte, der sich nach vorne drängelte und dafür von einigen anderen Dämonen herablassende Blicke erntete.
Er hat Ceri und Lucy, dachte ich. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich gegen den Drang
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