Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Gleichgewicht zu geraten. Und als ich wieder erschien, stand ich … in meiner Küche.
»Hey!«, schrie ich und drehte mich zu dem Dämon um. Aber der Sprung war abgeschlossen, und ich schrie nur meinen alten Kühlschrank an. Ich kniff die Augen zusammen. Es war mein alter Kühlschrank. Der, in dem man eine ganze Ziege verstauen konnte. Nicht der, den Ivy und ich jetzt hatten. Dieses alte Ding hier hatte ich vor fast zwei Jahren zur Sonnenwende in die Luft gejagt.
»Ich schwor, falls du jemals wieder ihr Bild über deine verzogenen Knochen legen solltest, würde ich mich nicht zurückhalten, du stinkendes Aas!«
Ich wirbelte herum. »Pierce!«, kreischte ich, als er durch die Küche auf mich zu rannte und sich im Vorbeigehen ein Messer von der Arbeitsfläche schnappte. »Pierce, ich bin’s!« Ich keuchte, als ich gegen die Wand knallte, seinen Unterarm unter meinem Kinn und das Messer an meinem Bauch. Das war nicht meine Küche. Dieser Kühlschrank war alt. Das Licht stimmte nicht. Die Kupfertöpfe waren angelaufen. »Ich bin es«, presste ich mit hämmerndem Herzen hervor. »Lass mich los!«
Doch er knurrte nur, während mir der Geruch nach Kohlenstaub und Schuhcreme in die Nase stieg.
»Hey!«, kreischte ich, als die Messerspitze meine Haut berührte. Ich zog mein Knie hoch und machte eine Scherenbewegung mit den Armen, um ihn abzuwehren, als sein Griff sich einen Moment lockerte. »Zurück!«
Mit den Händen im Schritt stolperte er nach hinten. Genervt zog ich meine Kleidung zurecht und trat das Messer zur Seite. Eine Welle von Jenseitsenergie rollte über ihn. Ich berührte meine Seite und musste feststellen, dass meine Finger danach rot waren. Verdammt, er hatte direkt durch mein Hemd gestochen.
Pierce kniete in Wollhosen und einer farbenfrohen Weste vor mir auf den Boden. Er sah aus wie ein Schauspieler aus der Zeit des frühen Films. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lehnte er sich nach hinten, breitete die Arme aus und bot mir seine Kehle dar. »Mach schon!«, schrie er. Er hatte die Augen geschlossen, als rechne er damit, dass ich ihn mit Blitzen beschoss. »Reiß mir das Herz aus dem Leib, du widerliches Monster! Ich könnte die Mußezeit gebrauchen, um deinen Niedergang zu planen!«
Ich starrte Pierce an. Er wirkte gesund. Naja, bis auf diese totale Unterwerfungsshow, die er gerade abzog. Seine lockigen, dunklen Haare fielen ihm wieder bis auf die Schultern, aber dafür war sein Bart verschwunden. Ohne ihn sah er jünger aus. Wenn er stand, war Pierce ziemlich genau so groß wie ich, wohlproportioniert und muskulös. Er öffnete ein Auge, und als ich nichts sagte, wirkte er charmant verwirrt. Ich hatte einmal gedacht, ich würde ihn lieben, aber er setzte zu schnell schwarze Magie ein und hatte ständig versucht, die Leute zu töten, die für mein Überleben notwendig waren.
»Ähm, Pierce?« Ich hielt das alles für eine Verwechslung. »Geht es dir gut?«
Keuchend kämpfte er sich auf die Füße. Sein Gesicht wurde erst bleich, dann leuchtend rot. »Rachel?«, fragte er und klang genauso zögerlich wie ich gerade.
Ich sah mich in der Küche um. Sie war ein Zerrbild meiner eigenen. Mein Gott, ist das heiß hier. »Newt ist nicht da, oder?« Wenn Newt meine Küche kopierte, dann verhöhnte sie Pierce wahrscheinlich auch mit Bildern von mir. Entweder das, oder der Mann war jetzt endgültig wahnsinnig; nach seinem entsetzten Gesichtsausdruck zu schließen war er allerdings vollkommen zurechnungsfähig.
»Bei der Schöpfung. Du bist es wirklich!«, rief er. Wieder wich ich an die Wand zurück, als er auf mich zueilte. Dann verzog ich die Lippen zu einem Lächeln, als er mich umarmte. Ich legte ebenfalls die Arme um ihn und stellte fest, dass er sich gleichzeitig vertraut und fremd anfühlte. Fast sofort zog er sich wieder zurück und schüttelte mir wie wild die Hand. »Es tut mir mächtig leid!« Seine Augen leuchteten. »Ich dachte, du wärst sie. Das Weibsstück er scheint oft als du, wenn ihr langweilig ist. Sie macht es, um mich zu provozieren. Bist du verletzt? Habe ich dir eine Wunde geschlagen? Ich hätte wissen müssen, dass du es bist. Götter, ich bin doch eine Kröte!«
»Es geht mir gut«, sagte ich und hoffte, dass er den winzigen Schnitt nicht bemerkte. »Tut mir leid, dass ich dich, ähm, geschlagen habe. Alles okay?«
Er wurde noch röter und starrte auf den Boden, als wollte er sich mir zu Füßen werfen. »Ich bin gesonnen zu sagen, dass ich das und mehr verdiente.« Schamerfüllt
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