Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
stocken.
»Ich habe das Versprechen gerade mit dem Daumen besiegelt, oder?«
Ja, das hatte er getan, und er würde es nicht wagen, es zu brechen. Sonst würde ich ihn in den Camp-Brunnen werfen und drei Tage lang dortlassen.
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Das letzte Mal hatte ich den Raum vor Trents Schatzkam mer betreten, als ich diese Elfenpornostatue stehlen wollte, in die Jenks so vernarrt war. Und alles nur, um Trents ungeteilte Aufmerksamkeit zu erregen. Das Vorzimmer hatte sich nicht verändert. Die Luft wirkte immer noch schal und unbeweglich, der unmöblierte Raum leer. Ich starrte mit Jenks auf meiner Schulter und Trent neben mir an die weiße Wand. Quen befand sich in einem anderen Raum ein Stück den Flur entlang, um Trents magnetisches Portalsystem anzuschalten. Das System würde die Kraftlinie, die durch Trents Anwesen lief, in die Erde leiten. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Kraftlinien auf irgendeiner Ebene wie Magnete wirkten.
Sobald die Linie ihren natürlichen Verlauf verlassen hatte, konnte ich das Jenseits betreten. Nicht über die Oberfläche, die nicht nur scheußlich war, sondern auch keinen direkten Zugang zum Reich der Dämonen besaß, sondern in die unterirdische Einkaufspromenade der Dämonen. Von dort aus konnte ich mir einen Sprung in Newts Räumlichkeiten kaufen. Wenn die verrückte Dämonin anwesend sein sollte, würden wir uns kurz unterhalten, bevor ich mir für ein paar Stunden Pierce auslieh. Wenn sie nicht da war, würde ich mir ein paar Dollar sparen und mit Pierce reden, ohne dass jemand davon erfuhr. Ich hoffte auf Letzteres.
»Es ist so weit«, sagte Trent leise. Er starrte die Wand an, als wäre sie ein Großbildfernseher. Ich spürte einen plötzlichen Schluckauf in der Kraftlinie und hob mein zweites Gesicht. Und tatsächlich, der rote Schein der Kraftlinie lief jetzt auf Brusthöhe durch die Wand. Es wäre einfach, hineinzutreten, mich kraft meines Willens auf die andere Seite zu versetzen und mich sicher unter der Erde zu befinden. Trents Vater, Kal, hatte die Kraftlinie verwendet, um eine kurzzeitige Tür zu einem eigentlich türlosen Raum zu erzeugen. Die Öffnung erschien nur, wenn der magnetische Resonator lief. War das Gerät ausgeschaltet, war jeder Zugang zu dem Raum unmöglich. Inzwischen lief die Maschine seit einem Jahr nicht mehr – seitdem Nick und ich in den Tresorraum hinter der Mauer eingebrochen waren. Ich stimmte mit Trent darin überein, dass es eine schlechte Idee war, einen Tresorraum voller wertvoller Artefakte zu haben, den jeder Dämon mit seinem zweiten Gesicht sehen konnte. Aber wer weiß, vielleicht hatte Trents Dad den Raum für etwas ganz anderes genutzt.
Nervös wischte ich mir die Hände an der Hose ab und wandte mich Trent zu. Ich war überrascht, als ich seine Aura sah. Sie flackerte golden über ihn, als stünde er in Flammen. Die rote Stelle war nicht größer geworden. Dafür gab es schwarze Schatten, die ich für die ersten Anzeichen von Dämonenschmutz hielt. Der Raum mit dem Resonator war nicht weit entfernt. Trotzdem blieben uns noch ein paar Minuten, bevor Quen sich uns wieder anschloss.
»Reicht eine Stunde aus?«, fragte Trent ruhig wie immer, während er auf seine Uhr sah. Aber an dem Flackern seiner dunkelgoldenen Aura konnte ich seine Nervosität ablesen. Ich würde nicht gehen, bevor Quen nicht hier war, um Trent davon abzuhalten, mir zu folgen.
»Sollen wir zwei sagen?«, hielt ich dagegen. Ich war mir nicht sicher, wie lange es dauern würde.
Jenks hob von meiner Schulter ab. Um ihn herum leuchtete seine Aura in allen Regenbogenfarben. »Wie wäre es mit fünf Minuten?«, meinte er angespannt. Ich flehte ihn mit Blicken an, keinen Aufstand zu machen. Es war Tag, und Pixies konnten tagsüber nicht ins Jenseits, so wie Dämonen nicht in die Realität überwechseln konnten.
»Ich habe bessere Erfolgschancen, wenn ich allein gehe«, erklärte ich wieder. Dann reckte ich den Hals, um durch die niedrige Decke einen Blick auf die Fahnen und Lichteffekte zu erhaschen, mit denen die Dämonen ihre vorgetäuschte Einkaufsstraße dekorierten. Es war noch früh, deswegen war auch nicht viel los. Unterwegs waren nur ein paar gehetzte Vertraute und genervte Dämonen, die arbeiten mussten, um eine Schuld abzuzahlen. Leise Achtzigerjahremusik drang an mein Ohr und hallte von den Wänden wider. Es war seltsam, so weit unter der Erde zu stehen und sich trotzdem zu fühlen, als wäre man draußen. Aber die Dämonen hatten Tausende Jahre Zeit gehabt,
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