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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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fliegen«, meinte Bis atemlos. »Du bist zu leicht. Lass uns hier verschwinden!«
    »Okay«, sagte Jenks dankbar. Doch gleichzeitig fühlte er sich ein wenig dumm. Seine aktuelle Lage ähnelte den Situationen, aus denen er Rachel immer retten musste. Es gefiel ihm nicht, getragen zu werden … aber wenn die Frau Wind rufen konnte, dann war er in Bis’ Armen besser dran. Der Mond war ein gutes Stück gesunken, und Vincet und seine Familie wären für einen weiteren Tag in Sicherheit. Wenn der Garten heilig war, würde Daryl ihn wahrscheinlich nicht verwüsten.
    Hinter ihnen erklang ein wutentbrannter Schrei. Jenks kauerte sich zusammen, als erneut eine Windböe über sie hinwegschoss. Mühsam kämpfte er sich bis zu Bis’ Schulter hoch, um darüber hinwegzusehen. Ihm gefiel nicht, wie un ruhig Bis flog. Dann kniff der Pixie die Augen zusammen und sah nach hinten, in der festen Erwartung, eine frustrierte Frau zu entdecken. Doch die Wiese war leer. Befriedigung erfüllte Jenks. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem er die schwarzkochende Wolke über ihnen entdeckte, die auf sie herunterstürzte.
    »Heiliger Mist!«, schrie er, als er eine kleine weiße Figur in der Mitte der Wolke entdeckte. »Bis, sie fliegt! Das unheimliche Miststück fliegt!«
    Bis’ gleichmäßige Flügelschläge gerieten aus dem Takt. Der Gargoyle warf einen schnellen Blick über die Schulter zurück, dann schluckte er schwer. »Sie reitet eine Kraftlinie. Jenks, ich weiß nicht, wie sie das macht oder was sie ist!«
    Die Frau deutete mit ihrem Schwert auf sie, biss die Zähne zusammen und grinste kampfeslustig. Ihre geölten Locken lagen flach an ihrem Kopf, und ihre Robe umhüllte sie wie eine zweite Haut. Das Geräusch von schweren Windböen hallte von den nahe stehenden Gebäuden wider, aber die Bäume um sie herum bewegten sich kein bisschen.
    »Los!«, schrie Jenks und schlug Bis auf die Schulter. »In Deckung!«
    Die Hitze der Straße traf sie wie eine Welle, als sie den Park verließen. Einfamilienhäuser gingen in Wohnblöcke über, die so schnell an ihnen vorbeisausten, dass Jenks die Gebäude nur verschwommen wahrnahm. Autos waren Mo mente aus Licht und Lärm, doch trotzdem folgte Daryl ihnen, begleitet von Hupen und dem Kreischen sich verbiegenden Metalls. Glas zerbrach, und Jenks duckte sich in Bis’ schützende Arme. Eine vollkommen neue Angst erfüllte ihn, als ihm klar wurde, dass er den Tod finden würde, wenn er jetzt abhob. Bis’ Flug wurde zwischen den Gebäuden immer unsicherer, und Jenks sah hinter sich.
    Sie würden es nicht schaffen.
    »Runter!«, schrie er, doch seine Stimme ging fast im Wind unter. »Geh in Deckung, Bis!«
    Mit einer wilden Bewegung zog Bis die Flügel nah an den Körper und schoss auf ein Kanalgitter zu.
    »Oh nein!«, rief Jenks und zog den Kopf ein.
    Mit angelegten Flügeln traf Bis mit einem Grunzen gegen eine Mauer und rutschte nach unten, um in einer Pfütze aus Wasser und Schleim zu landen. Widerlicher Dreck spritzte nach oben und umhüllte Jenks mit einer kalten Schicht. Der Pixie blieb auf Bis liegen, schüttelte den Kopf und versuchte herauszufinden, was geschehen war.
    Ich bin in einem Loch, dachte er, während sein Puls heftig genug schlug, um ihn erzittern zu lassen. Ich lebe noch.
    Über ihm kreischte der Wind. Er klang wie eine Frau, die sich in die Schlacht stürzt. Bis bewegte sich unter ihm. Jenks legte einen Finger an die Lippen, als der Gargoyle die Augen öffnete. Zusammen lauschten sie der Zerstörung, während Glas zerbrach und schwere Dinge auf den Boden fielen. Langsam verklang der Sturm, bis nur noch die angsterfüllten Rufe von Menschen und näherkommende Sirenen zu hören waren.
    Bis zitterte, als er keuchend anfing zu lachen. »Taubendreck. Das war knapp«, sagte er und setzte sich langsam auf. Jenks hob ab.
    Jenks’ Moment der Wut über Bis’ Lachen verklang, als ihm klar wurde, dass es ihnen gut ging und sie den nächsten Sonnenaufgang noch sehen würden. »Pass auf! Ich werde sie dazu bringen, mir zu folgen, Bis!«, sagte er und schüttelte seine Flügel, bis zähflüssiger Staub herabrieselte und das Loch erhellte.
    Bis stand bis zu den Schienbeinen im Schlamm. Seine Haut wurde pink, als er seine Körpertemperatur erhöhte. Jenks wusste die Wärme zu schätzen, als er vorsichtig die Schultern bewegte und sich bemühte, den Schlamm von seiner Kleidung zu schlagen. Matalina würde nicht glücklich sein. Neidvoll beobachtete er, wie der Schlamm auf Bis trocknete und

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