Blutseele
seinen Schultern.
Verantwortung war ihm nicht neu, aber trotzdem war er überrascht, sie jetzt zu spüren – nachdem sie einer uner warteten Quelle entsprang. Er hatte immer Mitleid mit Pixies gehabt, denen es nicht so gut ging wie ihm – aber weiter war er nie gegangen. Ein Teil von ihm wollte Vincet einfach sagen, dass er schlecht gewählt hatte und umziehen musste, Frischlinge hin oder her. Aber in dem Moment, als Vi sich hilflos an ihn klammerte, hatte Jenks einen heißen Stich empfunden. Und der Geruch von Frischlingen an Vincet sorgte dafür, dass Jenks sitzen blieb, wo er war.
Jax war der erste Frischling gewesen, den er durch den Winter gebracht hatte. Jih, seine älteste Tochter, hatte im selben Winter in Matalinas Armen überlebt. Mit kaum neun Jahren war Jih auf die andere Straßenseite gezogen, um einen Garten anzulegen, und Jax war gegangen, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, indem er sich mit einem Dieb zusammentat, statt sich einer Familie und der Erde zu widmen.
Jenks hatte sich nie etwas anderes gewünscht als ein Stück Boden zum Bestellen. Aber vor vier Jahren hatte ihn ein später Frühling und leidende Frischlinge schmachvoll dazu gezwungen, einen Teilzeitjob als Rückendeckung bei der Inderland Security anzunehmen. Schnell hatte er herausgefunden, dass ihm diese Arbeit nicht nur Spaß machte, sondern dass er auch gut darin war. Diese Arbeit hatte sich schließlich zu einer Partnerschaft mit Rachel und Ivy entwickelt, und nun hielt er sich öfter auf der Straße als im Garten auf. Auf keinen Fall würde er den ersten Auftrag ab weisen, den er allein erhalten hatte. Es wäre nicht so schwer, die Statue in die Luft zu sprengen – der komplizierte Teil war, dabei Daryl zu umgehen.
Ein Dryad und eine Nymphe, dachte er schlecht gelaunt, während er in der Stille an einem Süßball leckte. Warum konnte es nicht um etwas gehen, womit er sich auskannte? Die Nymphen waren während der industriellen Revolution verschwunden, und die Dryaden waren kurz darauf durch die Abholzung dezimiert worden. Es gab sogar eine Verschwörungstheorie, die erklärte, dass die Dryaden für die Seuche verantwortlich waren, die vor vierzig Jahren einen großen Teil der Menschheit ausgerottet hatte. Falls das stimmte, war der Plan der Dryaden aufgegangen. Die Wälder kehrten zurück, und es gab immer mehr Bäume, die achtzig Jahre oder älter waren. Die Nymphen allerdings blieben verschwunden. Vielleicht schliefen sie?
Und was war überhaupt mit Daryl los? Sylvan hatte erklärt, sie wäre eine verrückte Nymphe. Daryl behauptete, sie wäre eine Göttin. Es gab keine Götter oder Göttinnen. Hatte es nie gegeben. Doch es gab bewiesene Fälle von Inderlandern, die sich Menschen gegenüber als Götter ausgegeben hatten, um sie so auszunutzen. Jenks runzelte die Stirn. Daryls Augen waren ziemlich unheimlich gewesen, und es hatte ihm auch nicht gefallen, dass sie von Dämonen gesprochen hatte.
Jenks zuckte zusammen, als sein Stuhl sich plötzlich bewegte. Der Luftzug seiner vier Libellenflügel wirbelte überraschten roten Staub auf. Als er aufsah, entdeckte er, dass vier seiner Jungs versuchten, seinen Stuhl mit ihm darin zu tragen. Sie grinsten ihn an und sahen sich in den zueinander passenden Hosen und Tuniken, die Matalina genäht hatte, sehr ähnlich – abgesehen von Jumokes dunklen Haaren und Augen.
»Genug!«, rief Matalina in gespielter Wut. Ihre Füße schwebten in einem Lichtstrahl, sie hielt einen Staub lappen in der Hand, und ihre Wangen waren gerötet. »Lasst euren Vater in Ruhe. Ihr könnt die Sachen der Mädchen nehmen, wenn ihr etwas zu tun braucht.«
»Entschuldigung, Dad!«, sagte Jack fröhlich und ließ seine Ecke des Stuhls mit einem Knall auf den Boden fallen. Jenks’ Beine wurden hochgerissen, und seine Flügel verbogen sich. »Ich hatte dich gar nicht gesehen.«
»Staub ein bisschen«, meinte Jaul und verhedderte seine Flügel mit Jacks. Jack staubte heftig, dann stieß er seinen Bruder von sich. »Die Fairys werden glauben, du wärst tot«, meinte er begleitet von einem Niesen.
»Sie werden kommen und dich wegtragen«, fügte Jumoke hinzu. Sein Flügelbrummen war tiefer als das der anderen. Das unterschied ihn genauso wie seine dunklere Färbung. Jenks machte sich Sorgen. Ihm hatte gar nicht gefallen, dass Vincet seinen Sohn angesehen hatte, als wäre er krank oder missgebildet.
Jake grinste nur, während er mit glitzernden Flügeln im Hintergrund schwebte. Er und seine
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