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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ersten Schwimmzüge machte. Das Platschen der um ihn herum ins Wasser einschlagenden Kugeln ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Hätten ihn die Wellen nicht so herumgeworfen, wäre er wahrscheinlich schon getroffen worden. Das machte ihn nur noch wütender. Seine Schwimmzüge wurden kräftiger, und bald fand er einen unregelmäßigen, aber effektiven Rhythmus. Das Floß schubsen, Schwimmzug, Schwimmzug – das Floß schubsen, Schwimmzug, Schwimmzug. Wo bleibt das verdammte Boot!
    »Boot?«, stieß Trent hervor, als er sich endlich weit genug von der felsigen Küste entfernt hatte, dass er nicht mehr gegen Wellen von allen Seiten kämpfen musste.
    »Sicher! Alles klar!« Jenks’ Flügel brummten, und Trent zuckte zusammen, als das glatte Plastikfloß sich plötzlich von ihm entfernte.
    »Nein!«, rief Trent und griff danach, sodass das winzige Aufblasboot wie wild schwankte. Er verfiel in Panik, weil er glaubte, Lucy wäre nass geworden, doch das Mädchen gab kein Geräusch von sich. Anscheinend war es eingeschlafen. »Ich meine, siehst du schon das Boot, das uns abholen soll?«, fragte er, während er Wasser trat.
    Jenks schoss davon. Er flog gute zwei Meter über dem Wasser, und Trent fragte sich, ob es hier Haie gab. Wenn es hier Fische gab, die vielleicht Jenks angreifen würden, dann sicher auch Haie, die sich von diesen Fischen ernährten, oder? Die Kälte setzte ihm immer mehr zu, deswegen schwamm er weiter, um sich warmzuhalten. Doch er hatte kein Ziel. Er hatte Rachel einmal aus dem fast zugefrorenen Ohio gezogen. Sie hatte schon nach ein paar Minuten im Wasser an Unterkühlung gelitten. Er hatte kein Problem mit Kälte, aber er war nun schon mindestens doppelt so lange im Wasser. Die Schüsse waren verstummt, und dafür war er dankbar. Doch vielleicht bedeutete das nur, dass sie ihr eigenes Boot hier rausschickten und es nicht aus Versehen treffen wollten.
    Zweifel nagten an Trent, und es fiel ihm immer schwerer, klar zu denken. Er war nun fast drei Tage ununterbrochen auf den Beinen, um hierherzukommen. Und er hatte seinem Körper viel mehr abverlangt, als dieser eigentlich leisten konnte. Jenks war verschwunden. Vielleicht war er gefressen worden. Er hatte seine Tochter aus ihrem sicheren Zuhause entführt, und wofür? Um einen kalten und beängstigenden Tod mitten im Meer zu sterben?
    Das Geräusch von Jenks’ Flügeln ließ ihn den Kopf hochreißen. Wieder trat er Wasser, während die Kälte tiefer in seine Muskeln eindrang. Er sah zu dem Pixie auf und blinzelte in die Sonne, während der Pixie auf dem Rand des kleinen Floßes landete. »Kein Boot«, sagte Jenks. Trent verlor den Mut. Er war ein Narr gewesen. Es war närrisch gewesen zu glauben, dass er es schaffen könnte. Die Göttin lachte über ihn. Er hätte ihr mehr versprechen sollen. Doch sein größtes Opfer war gewesen, die Mission zu erfüllen, ohne jemanden zu töten. Vielleicht hätte er sich mehr anstrengen müssen, den Mann mit dem Messer nicht zu töten. Es war eine instinktive Handlung gewesen. Sein Instinkt hatte seinen Untergang besiegelt. Er war nicht stark genug. Er sollte umdrehen und Lucy zu den Withons zurückbringen. Er würde sterben, aber Lucy würde leben. Rachel wäre sicher stinksauer auf ihn. Sie rechnete mit seiner Hilfe. Schuldgefühle überschwemmten ihn. Ein weiteres gebrochenes Versprechen. Er war kein bisschen besser als sein Vater.
    »Außer du redest von diesem heruntergekommenen Walbeobachtungsboot«, meinte Jenks mit einer Grimasse, während er auf dem Floß stand und in die Ferne schaute.
    Trent sank unter die Wasseroberfläche, als er vor Überraschung aufhörte, die Beine zu bewegen. »Das ist unser Boot!«, prustete er, als er wieder auftauchte und mit einer Hand Lucys Floß festhielt.
    »Dieser Seelenverkäufer?« Jenks blinzelte, und seine Flügel nahmen eine verlegene rote Färbung an. »Oh Mann, es tut mir leid.« Er hob ab und sah nach Norden. »Verdammt, es tut mir leid, Trent. Ich dachte, du hättest dafür gesorgt, dass uns irgendein schickes Schnellboot abholt. Ich hole sie. Sie können dich von ihrer Position aus nicht sehen. Halt durch. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich auf etwas so Unsicheres wie ein Walbeobachtungsboot verlassen würdest!«
    »Genau wie die Withons«, sagte Trent. Seine Verzweiflung wurde langsam von Glücksgefühlen verdrängt, doch Jenks war bereits davongeschossen. Er hätte Jenks sagen müssen, wonach er Ausschau halten sollte. Warum behandelte er den Pixie wie

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