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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ohne damit etwas zu erreichen. Der Drückhebel hob und senkte sich, doch der Effekt war gleich null. Durch das getönte Glas sah er den Mond über Bäumen – hohen, riesigen Kiefern, die in Schnee und Mondlicht dunkelgrün leuchteten. Das war nicht der Parkplatz.
    Er starrte entsetzt nach draußen, dann zuckte er zusammen, als jemand ihn berührte. »Nein!«, schrie er, als er nach hinten in den Raum gerissen wurde. Mit einem Grunzen knallte er auf den Boden und schaffte es gerade noch, das Kätzchen nicht zu zerquetschen. Sein Schlüsselbund flog ihm aus der Hand, und die Glocke daran, die seine Großmutter ihm geschenkt hatte, klingelte laut und klar, als sie auf den Boden fiel.
    Alle Vampire duckten sich gleichzeitig und jaulten vor Schmerzen. Cooper erstarrte, während er beobachtete, wie die kleine Glocke einmal im Kreis rollte, um dann zu verstummen. Erst ein, dann mehrere schwarzhaarige Köpfe hoben sich und sahen ihn an. Er konnte immer noch den Schmerz in den Gesichtern erkennen.
    Cooper stürzte sich auf seine Schlüssel. Er krabbelte über den Boden, bis er den Bund mit dem kleinen Florida-Anhänger und der Motorradglocke, von der seine Großmutter immer behauptet hatte, dass sie ihn vor Schlaglöchern schützen würde, wieder in der Hand hielt. »Ihr seid Tiere!«, schrie er und schüttelte die Glocke. Sofort zogen sich alle schmerzerfüllt zurück. Nur Felicitys Vater stand weiterhin hoch aufgerichtet am anderen Ende der Bar. Blut tröpfelte aus dem Ohr des Mannes. Cooper erinnerte sich daran, dass die Glocken über der Tür der Tierhandlung nicht geklingelt hatten, als Emily und Felicity den Laden betreten hatten.
    Mit frischer Hoffnung rannte er zur Tür. »Lasst mich raus! Lasst mich durch!«, schrie er, während er gegen das Holz hämmerte.
    Die Luft erzitterte in einem Knall, und er wurde zurück in die Bar geworfen. Als er zu Boden fiel, gingen alle Lichter aus. Mühsam schützte er die Katze in seinem Arm. Dann schwang die Tür auf, und kalte, nach Abgasen riechende Luft ergoss sich in den Raum. Er sah grauen Schnee, gefro renen Matsch, blattlose Bäume und die Lichter der Tank stelle auf der anderen Straßenseite, die den Parkplatz erhellten.
    Und neben seinem schneebedeckten Volvo stand Kay, breitbeinig und mit in die Hüfte gestemmten Händen.
    Cooper sprang auf die Tür zu, als sie wieder zuschwang.
    »Cooper!«, schrie Kay, und ihr roter Schal flatterte hinter ihr, als sie losrannte. »Lass nicht zu, dass die Tür sich schließt! Um Himmels willen, halt sie offen! Halt sie offen!«
    Cooper warf sich auf die Türschwelle und atmete den Geruch nach Abgasen und kaltem Schnee ein. Die Schlange der Wartenden war verschwunden. Die Bar hinter ihm war erfüllt von Geheul und wütenden Schreien. Der Mond war untergegangen. Das Morgengrauen musste kurz bevorstehen. Felicitys Schmerzensschrei sorgte dafür, dass er sich aufrichtete und hinter sich in die Dunkelheit spähte. Sie war ein Monster. Warum sollte er sich Sorgen machen? Sie hatte ihn in einen verdammten, feengleichen, blutsaugenden Vampir verwandeln wollen!
    »Cooper, halt die Tür offen!«
    Im letzten Moment streckte er den Arm aus. Das schwere Holz quetschte seine Finger, bevor er die Tür wieder aufschob. In der Bar schrie jemand seinen Namen. »Kay?«, stammelte er, als sie atemlos neben ihm anhielt. Ihre Augen leuchteten, und ihr roter Schal flatterte um ihren Hals. Ihre mit Pelz besetzten Stiefel trugen Schneeflecken auf die geräumte Fläche, und sie wirkte unglaublich lebendig. Aufgeregt. »Was tust du hier?«, fragte er, um sie zurückzureißen, als sie den Club betreten wollte. »Stopp!«, schrie er. »Das ist ein Perversenclub! Ich habe gesehen, wie jemand einen anderen gebissen hat!«
    Kay riss ihre Aufmerksamkeit von der dunklen Öffnung und grinste ihn an. Starker Kiefernduft stieg ihm in die Nase und ließ seinen Kopf wieder frei werden. Auch das Kätzchen in seinem Arm bewegte sich. »Ja, ich weiß«, sagte sie. »Lass die Tür nicht los«, fügte sie hinzu und drückte seine Hand bestimmt auf das Holz. »Versprich mir, dass du mir die Tür aufhalten wirst. Bitte, Cooper. Ich weiß nicht wie, aber du hast sie geöffnet. Du kannst sie auch offen halten. Gib mir nur fünf Minuten. Mehr brauche ich nicht. Fünf Minuten.«
    »Du kannst da nicht reingehen!«, rief er.
    »Jetzt kann ich es«, sagte sie mit einem wilden Lächeln. Und dann rannte sie los, warf sich mit einem Schrei durch die Öffnung und verschwand in der Dunkelheit

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