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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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nur Halluzinationen gewesen waren, wären da nicht die Veränderungen an Kay gewesen – Veränderungen, von denen sie scheinbar nicht ahnte, dass er sie sah.
    Das vertraute Geräusch ihrer Schritte erfüllte Cooper mit banger Ahnung. Es gelang ihm, seine Chefin unsicher anzulächeln, als sie sich durch den Plastikvorhang schob, um ihm eine Tasse Kaffee in die Hand zu drücken. »Besser?«, fragte sie, als sie sich auf die Kante ihres mit Blumenfolie beklebten Schreibtisches setzte und an ihrer eigenen heißen Schokolade nippte.
    Cooper stellte den Becher ab, weil seine Hitze an seinen durchgefrorenen Fingern brannte. Kay saß fast genauso nah neben dem Heizofen wie er. Sie hatte ihren Mantel abgelegt, trug aber immer noch den Schal um den Hals. Irgendwie sah sie trendy aus – soweit winzige, adrette, schwertschwingende Zoohandlungsbesitzerinnen trendy sein konnten. »Ja«, krächzte er, dann betastete er seine Kehle. »Sag mir, dass das nicht passiert ist.«
    Die Frau schenkte ihm ein breites Lächeln. »Was? Dass du dich betrunken hast und ich dein Weihnachtsgeld verwenden musste, um die Kaution zu bezahlen? Du schuldest mir was, Cooper. Du schuldest mir mindestens sieben Sonntage im Laden, und glaube nicht, dass ich das nicht ausnutzen werde.«
    Cooper fiel die Kinnlade nach unten. »Gefängnis?«, fragte er, eine Hand um das Kätzchen, die andere um die Kaffeetasse gelegt. »Ich war in einer Disco. Da waren Vampire, und du hast die Tür aufgebrochen und sie niedergemetzelt.« Er konnte es ja selbst nicht glauben, aber das hatte er gesehen. Er riskierte eine Blick zu Kay. Lachfältchen lagen um ihre Augen, während sie wie ein normaler Mensch auf ihrer Tischkante saß – vielleicht ein wenig zurückhaltend und verschlossen, aber normal.
    Kays Lachen verklang. Sie zog die Knie ans Kinn und schlang die Arme darum. »Vampire«, meinte sie, während sie ihr Kinn auf die Knie stützte. »Der Bulle hat gesagt, dass du ständig von so was geredet hast. Trink deinen Kaffee«, sagte sie dann. »Dann wird alles sofort besser.«
    Bei ihren Worten überlief ein Zittern Coopers Körper, und wieder hörte er im Kopf die Worte seiner Großmutter. Pflichtschuldig hob er die Tasse an die Lippen, weil Kay ihn ansah, doch er ließ die Flüssigkeit nur an seinen Mund schwappen, sonst nichts – er trank keinen Schluck. Und tatsächlich, er fühlte ein Aufblühen von Bitterkeit, die ihn an den nassen Kleinmädchenkuss erinnerte, den Emily ihm auf die Lippen gedrückt hatte. Er hatte im Club nichts gegessen. Aber was, wenn dieser Kuss ihn verändert hatte? Das würde erklären, wie es ihm gelungen war, die Tür zu öffnen und wieso er die Veränderungen an Kay sah. Wieso er Dinge sah, die drei Jahre lang vor seiner Nase gelegen hatten, ohne dass er sie je bemerkt hätte.
    »Besser?«, fragte sie unschuldig. Er tat so, als würde er noch einen Schluck nehmen, während er sie unauffällig musterte, um festzustellen, ob er wirklich sah, was er zu sehen glaubte. »Das schießt echt den Vogel ab, Cooper«, sagte sie, glitt vom Schreibtisch und streckte sich. Schnell wandte Cooper den Blick ab. »Nicht jeder Chef würde um zwei Uhr morgens losziehen, um einen Angestellten aus dem Knast zu holen. Allerdings ist es irgendwie auch gut, dass du dich so betrunken hast, dass sie dich von der Polizei haben abholen lassen. Du hattest echt Glück. Kein anderer hat überlebt. Sie haben alle Türen verrammelt, um das Gesindel fernzuhalten, und alle im Club sind gestorben. Schrecklich. Einfach schrecklich.«
    »Ja, ich hatte Glück.« Cooper spähte durch den Plastikvorhang und sah auf die Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite. Unter der Bank dort saß eine heruntergekommene schwarze Katze mit einem schmutzigen Kätzchen neben sich. Sie saßen dort schon seit einer Viertelstunde. Felicity und Emily? Cooper hatte damit gerechnet, dass sie irgendetwas unternahmen, aber sie starrten nur voller Abscheu auf den Laden. Er würde das Geschäft nicht verlassen, bevor sie verschwunden waren – oder er einen Hund dabeihatte.
    Er zitterte, und Kay berührte sanft seine Schulter. Die Wärme ihrer Hand durchdrang das Tuch und fühlte sich an wie die Sonne selbst. »Geht es dir gut?«, fragte sie besorgt. Doch er konnte sie nicht ansehen, weil er fürchtete, dass sie bemerken könnte, wovon sein Blick immer wieder angezogen wurde.
    »Prima«, erwiderte er, die Augen stur auf den Holzboden gerichtet. »Ich muss mich nur aufwärmen, bevor ich nach Hause

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