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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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würde.«
    »Elfen?«, meinte Felicity mit einem Lachen. »Elfen sind nur eine Facette von uns, denen die Menschen ein Eigenleben verliehen haben, weil sie nur die Hälfte der Wahrheit erkennen können. Ein zerbrechlicher Tagtraum unserer grünäugigen Mindestexistenz. Vampire kommt der Wahrheit näher, und selbst dann liegst du noch falsch. Wir können den Schleier jederzeit durchstoßen, doch nur wenn er am dünnsten ist, können wir jemanden mit in unsere Welt nehmen. Unsterblich zu sein bedeutet nicht unbesiegbar zu sein, und jenseits des Schleiers sind wir sicher vor euch.«
    Es ist Sonnwende, erinnerte sich Cooper benommen. »Fass mich nicht an«, verlangte er, als sie wieder versuchte, ihm den Kopf zu tätscheln. Diesmal wich sie verletzt zurück, als hätte er sie geschlagen. »Du hast mich unter Drogen gesetzt«, beschuldigte er sie.
    »Nein, das ist der Schleier«, erklärte sie, bevor sie sich vorlehnte, um unter den Billardtisch zu sehen. »Emily, bring Leonard raus, damit er Mr. Cooper richtig kennenlernen kann«, sagte sie, dann lächelte sie Cooper an. »Du bist im Gateways , im Tor. Bis du auf der einen oder der anderen Seite landest, fühlt es sich an, als würdest du den Atem anhalten.«
    Tor? Cooper beobachtete, wie ein kleiner Junge hinter Emily unter dem Tisch herauskroch, während er sich fest an ihre Finger klammerte. Er musste ungefähr vier sein. Er versteckte sich hinter seiner Mutter und warf Cooper scheue Blicke zu. Leonard? Sie haben die Fledermaus nach ihm benannt?
    Doch dann verstand er. Leonard ist die Fledermaus . Emily hatte versucht, ihren Bruder zu verkaufen. Welche ältere Schwester wünschte sich nicht zu irgendeinem Zeitpunkt, genau das zu tun? Sie hatte versucht, ihren kleinen Bruder gegen ein Haustier einzutauschen, dem sie dann nicht mal einen Namen gegeben hatte. »Ich bin in der Hölle«, flüsterte er panisch, und Felicity schnaubte.
    »Sei nicht albern«, sagte sie, während sie Leonard auf ihren Schoß zog. »Die Hölle riecht besser als das Gesöff, nach dem es hier stinkt.«
    Cooper richtete sich auf. Das Adrenalin in seinen Adern verlieh ihm Stärke. Er wollte aufstehen, war sich aber nicht sicher, ob seine Beine ihn tragen würden. »Du bist ein Dämon«, sagte er. »Ihr fresst Leute!«
    Wut huschte über ihr Gesicht, und sie drückte Leonard ein wenig zu fest an sich. »Wir sind keine Dämonen«, blaffte sie hitzig. »Dreckiges kleines … stinkschwänziges Ungeziefer.« Dann wurde ihre Miene schmeichelnd. »Bitte, Cooper. Uns läuft die Zeit davon. Wenn ich dich hätte vergiften wollen, hätte ich es längst getan. Ich möchte dich mit nach Hause nehmen – nicht als Nahrung, sonders als gleichberechtigten Partner. Ich brauche Hilfe, und Emily mag dich. Genauso wie ich auch. Ich kann niemand anderem vertrauen.«
    Emily nickte. Offensichtlich war sie in die Entscheidung eingebunden gewesen.
    »Ein Kuss«, beruhigte ihn Felicity und legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. Sofort überlief ein Schauder Coopers Körper. »Damit wird der Schleier sich für dich teilen, wie er es für uns alle tut. Ich möchte kein weiteres Stück Vieh. Mein Vater hält mich in Wohlstand. Ich war vorsichtig. Ich habe genug für zwei. Genug für uns alle, bis der Schleier sich in einem Jahr wieder teilt.«
    Genug? Genug was? Genug Körper, die zwischen Leben und Tod hängen, um sich davon zu ernähren?
    »O mein Gott!«, flüsterte er, während wieder Panik in ihm aufstieg. Er musste hier verschwinden!
    »Bitte«, flehte Felicity. Sie war mit den schwarzen Haaren und den dunklen Augen genauso schön, wie sie es mit roten Haaren und grünen Augen gewesen war. »Ich biete dir alles an, was ein Mann sich erträumt. Eine wunderschöne Ehefrau, liebende, gehorsame Kinder. Macht und Status. Leute werden dir ausweichen, wenn du kommst. Ich stamme aus einem wohlhabenden Haus, Cooper. Altes Blut. Und Cooper? Wir tanzen. Wir tanzen für immer«, sagte sie. Aus ihren Augen leuchteten Versprechungen. »Wir könnten jedes irdische Vergnügen kosten, bevor du zu alt bist, um es zu genießen … weil du ewiges Leben gewinnen wirst. Ich verspreche es!«
    Cooper blickte auf seine zitternde Hand und sah sie plötzlich, als wäre sie schon alt und runzlig. Die Musik wummerte wie ein zweiter, gemeinsamer Herzschlag. Kehliges Stöhnen von der Tanzfläche schien die Leidenschaft zu symbolisieren, die Felicity ihm versprach. Cooper hob den Kopf und starrte den kleinen Leonard an. Der Junge grinste und zeigte

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